Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
uns mit Dave Weldon?«
»In einer Stunde?« Gormley sah auf die Uhr. »Wir müssen wirklich los.«
Sie warteten, bis der Beamte für die Untersuchungshäftlinge sich um Harris kümmerte. Dann verließen Daniels und Gormley das Gebäude und gingen zum Parkplatz. Sie stritten sich darüber, wessen Wagen sie nehmen sollten, und warfen schließlich eine Münze. Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht schloss Daniels ihren Toyota auf und stieg ein – Gormleys neues Spielzeug würde warten müssen.
Es war ein schöner Tag, helles Sonnenlicht und ein wolkenloser Himmel, und Daniels war dankbar dafür. Ein Wetterumschwung könnte unmittelbare Gefahr für Jessica Finch bedeuten, wenn sie, wie vermutet, unter der Erde festgehalten wurde. Daniels angelte ihre Sonnenbrille von der Sonnenblende, setzte sie auf und fuhr los. Sie hatten ungefähr eine halbe Stunde im Wagen verbracht, als ihr Handy klingelte, eine Nummer, die sie nicht wiedererkannte. Sie nahm ab, wobei sie das Telefon auf Lautsprecher stellte.
» DCI Daniels, hier spricht Alec Walton.«
»Was kann ich für Sie tun, Mr Walton?«
»Ich hatte gehofft, Sie noch zu erwischen, bevor Sie die Station verließen. Ich möchte nicht, dass Sie einen falschen Eindruck von Mark Harris bekommen – oder von mir, wo wir schon mal dabei sind. Sie sollten wissen, dass er sich während der Vernehmung anders verhalten hat, als ich ihm geraten habe.«
»Ich bin erleichtert, das zu hören. Und als Nächstes werden Sie mir sagen, dass er eine überzeugende Erklärung für seinen Kontakt zu Rachel Somers hat.«
»Ich kann Ihnen versichern, dass dem so ist. Er weiß von den vermissten Teenagern und hat Angst. Verständlicherweise, finden Sie nicht?«
»Oder er ist schuldig wie nur was«, murmelte Gormley vor sich hin.
Daniels stieß ihn in die Rippen und hielt einen Finger an die Lippen, um ihn zum Schweigen zu bringen. Er grinste sie an, hielt ihr eine Packung Kaugummi hin. Sie schüttelte den Kopf. Er nahm sich eines und legte die Packung zurück auf das Armaturenbrett.
Daniels schaltete runter und nahm eine enge Linkskurve.
»Pass auf!«, schrie Gormley.
Daniels bremste scharf, während zwei junge Frauen, ohne sich umzusehen, vom Bürgersteig auf die Straße traten. Die eine hatte ein Handy am Ohr, die andere schob einen Kinderwagen mit einem Neugeborenen darin und einem Kleinkind, das auf einem Buggy Board stand. Der kleine Junge war ungefähr drei Jahre alt, hatte das Gesicht eines Engels und einen schelmischen Ausdruck in den großen braunen Augen. Er winkte ihr zu, als sie vor dem Auto vorbeigingen, und bekam einen Klaps von seiner Mutter dafür, dass er die Handgriffe losgelassen hatte.
Daniels hätte am liebsten angehalten und ihr gründlich die Leviten gelesen, aber dafür war keine Zeit.
» DCI Daniels?« Waltons Stimme drang in ihre Gedanken. »Alles in Ordnung?«
»Kommt drauf an. Ist Harris bereit auszusagen?«
»Bereit ist vielleicht ein zu starkes Wort …«
»Hören Sie mir zu, Mr Walton. Wenn Ihr Mandant sich bereit erklärt und mir die Wahrheit sagt, dann komme ich gern zurück und vernehme ihn. Ich habe zwei vermisste Mädchen und ein totes. Wenn er mir nur Schwierigkeiten machen will, kann er lange warten. Überbringen Sie ihm bitte auf jeden Fall diese Nachricht, und in der Zwischenzeit kann der Custody Sergeant seine Inhaftierung überprüfen.«
Walton antwortete nicht.
»Ich höre also von Ihnen.« Daniels beendete den Anruf abrupt.
»Das lief gut.« Gormley grinste. »Ist gar nicht deine Art, so arschig zu sein.«
»Nun, vielleicht habe ich ein bisschen die Nase voll davon, verarscht zu werden, Hank. Ein Leben steht auf dem Spiel – möglicherweise zwei –, und Mistkerle wie Harris machen mich wütend. Jetzt soll er warten, bis ich wieder Lust habe, mit ihm zu reden.«
»Glaubst du, er ist unser Mann?«
»Er verschweigt etwas.«
»Das hab ich nicht gefragt.«
»Könnten wir so viel Glück haben? Ich weiß wirklich nicht, ob er es ist oder nicht.«
Schweigend fuhren sie weiter, bis sie zu einem Schild kamen: A689 Nenthead und Killhope. Daniels folgte der Beschilderung und bog auf eine kleine Straße ab, die teilweise sehr schmal war. Während sie weiterfuhren, verfinsterte sich die Stimmung sowohl im Wagen als auch draußen, und der Sonnenschein verschwand. Daniels sah in den Himmel hinauf. Eine riesige Masse Wolken hatte sich über ihnen aufgetürmt.
»Ich glaube nicht, dass ich die noch brauchen werde.« Sie nahm die Sonnenbrille
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