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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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hatte eine frühe Lieferung nach South Shields. Bin da gegen sechs angekommen, hab meine Ladung abgeliefert und gefrühstückt …«
    »Wo?« Gormley hörte auf, sich Notizen zu machen.
    Harris runzelte die Stirn. »Entschuldigung?«
    »Das ist eine ganz einfache Frage.« Daniels wechselte einen Blick über den Tisch hinweg mit ihm. »Wo haben Sie gefrühstückt?«
    »In meiner Kabine.«
    »Sie hatten sich was mitgebracht, oder?«, fragte Gormley.
    »Nein. Ich hab mir was an einem Imbisswagen gekauft.«
    Daniels wollte mehr. »Bei welchem?«
    »Lindisfarne-Kreisel. Das ist der, den ich immer nehme. Ein Mädchen namens Sheila bedient da, die macht ein tolles Frühstück, falls Sie das mal brauchen sollten.« Harris grinste. »Fragen Sie sie doch, wenn Sie mir nicht glauben.«
    »Oh, das werden wir tun«, sagte Gormley. »Sobald wir dazu kommen.«
    »Haben Sie irgendjemanden getroffen, als Sie gefrühstückt haben?«, fragte Daniels.
    Sie hoffte auf eine Reaktion und bekam eine. Harris’ Grinsen war verschwunden. Sie sah Alec Walton über den Tisch hinweg an, fragte sich, welche Ratschläge er seinem Mandanten wohl gegeben hatte, und hatte den Verdacht, dass sie gegen eine Mauer anrennen würde. Ein »Kein Kommentar«-Verhör war nicht das, was sie jetzt brauchte. Doch Mark Harris überraschte sie.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich wollte sie nicht verletzen. Ich wollte nur … mit ihr reden.«
    »Rachel Somers?«
    »Ja.«
    »Sie hat sich mit Ihnen bei Sheilas Frühstücksbuffet getroffen?«
    Harris nickte.
    »Schön, dass Sie so offen zu uns sind«, sagte Daniels. »Hatten Sie sich vorher schon einmal getroffen?«
    »Nur im Cyberspace.« Das Grinsen war wieder da.
    Daniels war gereizt. Die Bemerkung war mehr als irritierend. Millionen von Menschen auf der ganzen Welt waren schon auf Internetbetrüger und Hochstapler hereingefallen. Und trotzdem veröffentlichten Leute persönliche Informationen in sozialen Netzwerken, ohne sich um die Folgen zu scheren, von denen manche tödlich waren.
    »Ich nehme an, Sie meinen das Internet?«, sagte sie.
    Noch ein Nicken.
    »Auf welcher Website?«, fragte Gormley.
    Harris legte seinen rechten Arm über die Lehne des Stuhls. »Facebook.«
    Daniels wartete, dass Gormley aufhörte zu schreiben. Harris hielt sich anscheinend für besonders cool. Entweder hatte er den Ernst der Lage nicht begriffen, oder er hatte eine absolut vernünftige Erklärung dafür, sich mit einem Mädchen zu treffen, das halb so alt war wie er. Aber wenn das der Fall war, warum hatte er sich geweigert zu sprechen, ohne dass sein Anwalt dabei war?
    Sie fuhr fort. »Sie haben uns vorhin gesagt, dass Sie sie nicht verletzen wollten. Was meinten Sie damit?«
    Harris wandte den Blick ab.
    »Beantworten Sie die Frage, Mark«, sagte Alec Walton. »Sie haben nichts zu verbergen. Wir haben das alles durchgesprochen.«
    Harris war sichtlich verängstigt.
    Walton schaute ihn an.
    Doch er schwieg.
    »Könnte ich ein paar Minuten allein mit meinem Mandanten sprechen?«, sagte Walton.
    An einem so kritischen Punkt der Vernehmung ärgerte es Daniels, unterbrechen zu müssen. Ihr Verdächtiger fing gerade an auszupacken, und das war nicht der richtige Zeitpunkt, um lockerzulassen. Sie lehnte Alec Waltons Wunsch ab und sagte: »Vorhin haben Sie mir gesagt, Sie hätten Rachel Somers in Durham abgesetzt. Wann war das genau?«
    »Kein Kommentar.«
    Der Anwalt meldete sich zu Wort: » DCI Daniels, wenn ich nur …«
    Aber Daniels war nicht zu stoppen. »Wie lange hatten Sie schon auf Facebook mit Rachel Kontakt?«
    »Kein Kommentar.«
    »Wie Sie wollen.« Daniels sah auf die Uhr. »Vernehmung beendet um drei Uhr fünf nachmittags. Mr Walton, es gibt keinen Grund für Sie, noch länger hierzubleiben. Es geht hier um ein Kapitalverbrechen. Wir müssen dringend auswärts ermitteln, und die Zeit drängt. Ihr Mandant bleibt in Untersuchungshaft, bis unsere Ermittlungen beendet sind. Wenn Sie mit ihm sprechen möchten, wenden Sie sich an den zuständigen Beamten. Falls er noch etwas zu sagen hat, dann höre ich ihm gern zu. Aber für solche Spielchen hab ich keine Zeit.«

36
    Daniels ging vor dem Vernehmungsraum auf und ab. Sie hatte genug Erfahrung, um zu merken, wann ein Verdächtiger bereit war, seine Geheimnisse preiszugeben, und sie hielt es für unwahrscheinlich, dass die weitere Befragung von Harris Früchte tragen würde.
    »Bring ihn in die Zelle«, sagte sie zu Gormley. »Der bringt uns überhaupt nichts. Wann treffen wir

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