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Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Ich will vergelten: Thriller (German Edition)

Titel: Ich will vergelten: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Hannah
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würde, würde sie sich nicht mit mir treffen wollen, und ich würde sie nie zu Gesicht bekommen.«
    Daniels sah sich Harris’ Hände an. Schmuck wurde den Untersuchungshäftlingen automatisch abgenommen, aber da war keine verräterische Einkerbung an seinem Ringfinger, die darauf hinwies, dass er einen Ehering getragen hatte. Sie konnte sich auch nicht erinnern, einen gesehen zu haben, als sie ihn verhaftet hatte.
    »Sind Sie verheiratet, Mr Harris?«, fragte sie.
    »Was zum Teufel hat das damit zu tun?«
    »Sind Sie?« Daniels wartete.
    »Nein! Und ich bin auch kein Perverser.«
    Das Gespräch mit Jo Soulsby wiederholte sich in Daniels’ Bewusstsein: Er lässt uns wissen, dass er kein Perverser ist … Er ist bereit, Amy zu töten, aber nicht, ihr ihre Würde zu nehmen … Er wollte sie nicht erniedrigen … sie nur benutzen, um jemand anderen zu verletzen.
    Und Harris war außerdem ein Vater oder wollte zumindest, dass sie es glaubten.
    Daniels trennte die Fakten von der Fiktion. Der Mann, den sie vor sich hatte, hatte, wie er selbst zugab, Rachel Somers getroffen. Aber er hatte keine kriminelle Vorgeschichte und zu keinem Zeitpunkt geleugnet, mit dem Mädchen Kontakt gehabt zu haben. Und Daniels hatte keine Möglichkeit festzustellen, ob Rachel lebte, tot war oder sich versteckte und ihre Wunden leckte, nachdem ihr von einem völlig Fremden gesagt worden war, dass der Vater, den sie ein ganzes Leben lang gekannt hatte, nicht einmal mit ihr verwandt war. Und tatsächlich hatte Daniels, obwohl Rachels Beschreibung der der anderen Studentinnen, die verschwunden waren, sehr ähnlich war, keinen Beweis dafür, dass ihr Verschwinden überhaupt mit den anderen in Verbindung stand.
    Noch nicht.
    Sie änderte ihre Taktik. »Wenn Sie uns die Wahrheit sagen, dann sind Sie sicherlich daran interessiert, dass Rachel so bald wie möglich gefunden wird. Sagen Sie mir, wann und wo Sie sie zum letzten Mal gesehen haben, damit ich weitere Nachforschungen anstellen kann, und dann sehen wir, wo uns das hinführt, ja?«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt. Ich habe sie in Durham abgesetzt, als ich auf dem Weg nach Northallerton war. Das ist die reine Wahrheit, ich schwör’s.«
    Daniels kannte die Gegend um Durham gut, weil sie eine Menge Zeit dort im Polizeihauptquartier verbracht hatte, als sie an einer Fortbildung für Detectives beider Einheiten teilgenommen hatte. Kognitive Vernehmungstechniken waren ihr Spezialgebiet, eine Fähigkeit, die sie gern teilte. Sie bat Harris, genau zu beschreiben, wo er Rachel abgesetzt hatte.
    »Auf der Kreuzung A1M/Durham«, sagte er.
    »Welche? Es gibt mehrere«, verlangte Gormley zu wissen.
    »An der ersten. Besorgen Sie uns eine Karte, und ich zeig’s Ihnen.«
    Daniels nickte Gormley zu.
    Er stand sofort auf und ging hinaus. Sie wartete darauf, dass die Tür sich hinter ihm schloss, und sprach dann für die Aufnahme, erwähnte, dass Gormley den Raum verlassen hatte. Sekunden später kam er zurück. Daniels hielt seine Anwesenheit auf dem Aufnahmegerät fest, während er eine Karte zwischen dem Verdächtigen und seinem Anwalt ausbreitete. Sie beugten sich beide vor und betrachteten sie. Nach ein paar Sekunden zeigte Harris auf die Kreuzung 62 der A1, eine Straße, die weiter auf die A690 führte.
    »Sie meinte, sie würde für den Rest des Weges den Bus nehmen.« Harris lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Ich war da schon spät dran und hatte keine Zeit mehr, sie den ganzen Weg ins Stadtzentrum zu fahren. Außerdem war sie durcheinander. Sagte, sie wolle aussteigen. Sie hat mich angeschrien, ist ausgerastet, hat damit gedroht, die Tür aufzumachen, während ich noch fuhr. Ich hatte die Zeitungen gelesen. Was hätte ich tun sollen?«
    »Warum war sie so aufgelöst?«, fragte Gormley.
    »Was glauben Sie denn!« Harris fing sich, senkte die Stimme und bekam sich wieder unter Kontrolle. »Ich hatte ihr gerade gesagt, dass ich möglicherweise ihr Vater bin. Da ist sie ausgerastet. Sie ist in der Kabine völlig durchgedreht, hat geschrien und um sich getreten. Ich hatte so was noch nie erlebt. Sie hat mir ganz offensichtlich nicht geglaubt.« Er hielt inne. »Und nach dem Ausdruck auf Ihren Gesichtern zu schließen steht sie damit nicht allein.«
    Die Überwachungskamera, die an der Decke angebracht war, blinkte. Daniels fragte sich, ob sie Jo Soulsby hätte bitten sollen, die Vernehmung zu beobachten. Harris war entweder unschuldig oder ein so versierter Lügner, wie sie noch selten einen

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