Ich will vergelten: Thriller (German Edition)
entführt zu haben? Das ist lächerlich.«
Daniels fing an, auf und ab zu gehen. Sie war sichtlich gereizt. »Nun, ich werde seine Armeeakten einsehen und auch die von Pearce und Townsend. Ich bin mit keinem von denen glücklich. Findest du es nicht merkwürdig, dass er die beiden angestellt hat, nachdem sie den Dienst quittiert hatten?«
»Eigentlich nicht«, sagte Bright. »Ich habe dir gesagt, er ist ein netter Kerl. Du könntest das selbst erkennen, wenn du dir Mühe geben würdest. Wenn du nicht so damit beschäftigt wärst, wilde Anschuldigungen zu verbreiten …«
»Moment mal!« Das ließ Daniels nicht auf sich sitzen. »Ich verbreite keine Anschuldigungen, und schon gar keine wilden. Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich so was vorhabe. Er hat uns angelogen, Chef.«
»Worüber?«
»Sein Verhältnis zu Jessica, zunächst einmal.«
»Wer sagt das?«
»Robert Lester zum Beispiel. Und ich persönlich glaube ihm.« Daniels sah zu, wie Bright rot anlief. Um ihn davon abzuhalten, in die Luft zu gehen, setzte sie sich – beruhigte sich –, bis sie den Eindruck hatte, gefahrlos fortfahren zu können. »Laut Robert Lesters Angaben ist Adam Finch ein manipulativer Kontrollfreak mit einem schlechten Charakter. Ich habe keinen Zweifel daran, dass er im Golfclub charmant ist. Ich sage nur, dass er noch eine andere Seite hat, eine Seite, von der er nicht möchte, dass du sie kennenlernst.«
»Scheint, als hättet ihr eine Menge gemeinsam«, witzelte Bright.
Daniels sah ihn nur an. Sie fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er die Tatsache erwähnen würde, dass sie ihn bei der letzten Ermittlung irregeführt hatte, indem sie einen Interessenkonflikt nicht offengelegt hatte, als Jo Soulsby des Mordes an ihrem Exmann angeklagt war – zu Unrecht, wie sich herausstellte. Diesmal verteidigte Gormley sie, sagte Bright klipp und klar, dass sein letzter Kommentar ein Schlag unter die Gürtellinie war, unnötig …
»Absoluter Unsinn.«
»Ich habe gesagt, er ist ein netter Kerl, kein Heiliger.« Bright legte den Rückwärtsgang ein, merkte, dass er zu weit gegangen war. »Komm schon, Kate. Seine einzige Tochter ist verschwunden. Er wird dir jetzt nicht sein Herz ausschütten und sagen, dass sie sich nicht gut verstanden haben, nicht jetzt, oder? Würdest du das tun?«
»Ich rede nicht von mir!«
Bright sah auf die Uhr. »Ich gehe. Lasst mich wissen, wie die Besprechung ausgeht.«
»Ich dachte, du wolltest …«
Doch Bright war bereits gegangen.
»Warum nimmt er ihn dermaßen in Schutz?«, fragte Gormley.
Daniels sah zur Decke. »Da gibt’s irgendwas, das er uns nicht sagt.«
42
Die Einladung zum Abendessen kam plötzlich und unerwartet, und ihr erster Gedanke war abzusagen. Aber dann wurde sie von Detective Superintendent Ron Naylors Aufregung angesteckt, als er vorschlug – nein, darauf bestand –, dass sie ihren Toyota an der Polizeistation stehen ließ, da er bereits ein Taxi für sie bestellt hätte.
Daniels steckte ihr Handy in die Tasche, war neugierig, was er ihr so dringend zu sagen hatte, dass es nicht warten konnte. Sie suchte das überfüllte Büro ab. Die Revision des Falls war gut gelaufen, wenn man bedachte, dass die Mordkommission vollkommen im Dunkeln tappte. Wie so häufig, wenn Ermittlungen stecken blieben, war ihr Team in Bestform. Und das hatten sie nicht Bright zu verdanken, der erst seinen Senf dazugegeben und sich dann beleidigt davongemacht hatte. In der letzten Stunde hatten sie sich auf verschiedene Ermittlungsansätze geeinigt, Prioritäten für die weitere Arbeit gesetzt, und DS Robson hatte die schwer erreichbare Fiona Fielding ausfindig gemacht, die wegen einer Ausstellung in New York weilte.
Dann nagt sie wohl nicht direkt am Hungertuch.
»Weiß sie wenigstens oder kümmert es sie überhaupt, dass wir mit ihr sprechen wollen?«, fragte Daniels.
Robson nickte. »Einem ihrer Stellvertreter nach, ja. Ich nehme an, sie wird sich mit uns in Verbindung setzen, sobald sie wieder in England ist. Eigentlich sollte sie schon zurück sein. Ich kümmere mich sofort darum.«
Es war schön, Robson wieder da zu sehen, wo er hingehörte, mitten in Daniels’ Team. Sie hoffte, er würde sein Leben noch einmal ändern und aufhören, Geld auszugeben, das er nicht besaß. Sie dankte ihm und ging weiter, um DC Maxwell zu bitten, das Paar aufzuspüren und als Verdächtige auszuschließen, das sich in den Tagen vor der Entdeckung von Amy Graingers Leiche in der Nähe des Hadrianswalls
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