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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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neben mir mit einem Tablett, also das Essen.
    »Na kleiner Mann, keinen Hunger oder verschlafen?«
    »Verschlafen«, gab ich zur Antwort und lächelte sie an. Sie stellte das Essen auf den Nachttisch und verschwand wieder.
    Das Essen war nicht schlecht, und ich hatte alles aufgegessen, was man mir gebracht hatte. Als ich fertig war mit allem, was ich mich fragen und tun wollte, schloß ich die Augen und schlief ein.
    Am nächsten Morgen kam der Arzt mit ein paar Helfern und betrachtete mich und mein Krankenblatt, das man ihm reichte, ganz genau und gab dann den Befehl, mir den Gips nach der Visite abzunehmen und mich zu röntgen. Der Gips wurde mir nach dem Mittagessen abgenommen und ich wurde auch geröntgt, wie es der Arzt befohlen hat. Am nächsten Tag kam der Arzt wieder und schaute sich die Hüfte an und die Röntgenbilder, die man gestern gemacht hatte. Dann passierte überhaupt nichts mehr, genau fünf Tage lang, und ich dachte, man habe mich vergessen.
    Mutti und Pappa kamen zu Besuch und als sie vor meinem Bett standen, trat der Arzt hinzu. Der Arzt meinte, daß sie mich operieren und mir ein Plastikgelenk einsetzen wollen, und die Operation öfters wiederholt werden müsse, bis ich voll ausgewachsen bin. Dazu brauchte er aber die Genehmigung beider Elternteile und die von dem Jungen, wenn es erforderlich sein sollte.
    Pappa fragte: »Gibt es denn keine andere Lösung als operieren?«
    »Doch, dann schicken wir ihn nach Bad Rappenau in eine Spezialklinik, die es mit anderen Mitteln versuchen. Es liegt also nur an ihnen, was wir jetzt machen, und deswegen bin ich hier, um ihre Entscheidung zu hören.«
    »Nein, ich bin gegen die Operation, ich entscheide mich für die zweite Lösung«, sagte Pappa ganz entschieden.
    »Und ich bin für die Operation«, entgegnete Mutti ganz energisch.
    »Also dann liegt die Entscheidung bei ihrem Sohn«, sagte der Arzt und fragte mich: »Für was also entscheidest du dich, für die Operation oder gegen die Operation?«
    »Gegen die Operation, ich will mich nicht operieren lassen und das auch noch öfters.«
    »Also damit ist die Entscheidung getroffen und nächste Woche schicke ich dann ihren Sohn nach Bad Rappenau in die Spezialklinik.«
     
    Ich war froh, daß ich nicht operiert wurde, und Pappa anscheinend auch. Der Arzt verabschiedete sich, und Mutti und Pappa unterhielten sich noch eine Weile mit mir und gingen dann auch. Mutti hatte Pappa und mir noch ein paar Vorwürfe gemacht, weil wir gegen eine Operation waren, das war aber auch alles, was sie noch groß sprachen mit mir, bevor sie gegangen sind.
    Tatsächlich wurde ich die darauffolgende Woche mit einem Krankenwagen nach Bad Rappenau gefahren, in diese Spezialklinik. Dort wurde ich wie in Freiburg untersucht und nach genau zwei Wochen wieder eingegipst. Als sie mir den Gips anlegten, war ich der Verzweiflung nahe und hätte am liebsten den Arzt umgebracht. Der Arzt sagte, es sei nur für so lange, bis in St. Oberit, einem Hospital für solche Sachen, ein Platz frei sei, und solange müsse ich nach Hause, und in spätestens drei Wochen ist dort ein Platz frei. Man hatte meine Eltern verständigt, und an dem Tage, als ich nach Hause gefahren werden sollte, war auch Mutti gekommen, um mit mir zu fahren. Sie erklärte mir, daß ich nicht nach Hause komme, sondern zu Oma, da sie wieder arbeite und vorläufig nicht für mich sorgen könnte, aber die Arbeit ebenfalls nicht aufgeben kann, da wir das Geld brauchen.
    Also wurde ich mit dem Krankenwagen von Bad Rappenau nach Villingen in Omas gute Stube gefahren, wo ich im Kinderzimmer untergebracht wurde. Als ich Mutti fragte, wer sich denn um Uwe, Ralf und Daniela kümmert, wenn sie arbeiten ist, sagte sie mir, daß sie sie in der Nachbarschaft gegen Bezahlung untergebracht habe und ab und zu kommen sie auch zu Oma, damit die Nachbarin auch mal frei hat, und da kannst du dann deine Geschwister sehen.
    Ich sah Mutti und Pappa wie meine Geschwister nur ganz selten in den paar Wochen, wo ich bei Oma untergebracht war.
    Oma kümmerte sich ganz rührend um mich, und ich fühlte mich wohl. Sie erlaubte mir zwar nicht, bis ultimo Fernsehen zu schauen, und ein paar andere Sachen, aber sonst war sie immer nett, und wenn ich mal was falsch machte, schrie sie mich nicht an und schlug mich auch nicht, wofür ich ihr immer sehr dankbar war. So zum Beispiel rutschte mir mal der Teller aus und das ganze Essen lag im Bett und auf dem Teppichboden. Das Bett war total versaut und den

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