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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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hundert Mark im Monat wären. Der Hausbesitzer war zufrieden und ließ uns ohne weitere Umstände ziehen.
    Wir gingen den Lkw wegbringen, und dann etwas trinken, was wir uns ja wirklich verdient hatten. Am späten Nachmittag, fast schon Abend, fuhren Pappa und ich nach Orsingen. Zu Hause bauten wir dann die Betten für die Nacht auf und das war auch alles. Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, war strahlender Sonnenschein und draußen auf der Hauptstraße brummten die Autos an unserem Haus vorbei.
    Ich stand auf und spürte sofort den Muskelkater in meinen Armen. Dann ging ich ins Bad. Ich wusch mich nur mit kaltem Wasser, da die Hygieneartikel noch nicht ausgepackt waren, und Warmwasser konnte ich auch nicht machen, da ich mich mit dem Durchlauferhitzer nicht auskannte.
    Als ich mir nun den ganzen Laden so ansah, stellte ich fest, daß hier Schweine drinnen gehaust haben mußten, so dreckig war alles hinterlassen worden.
    Pappa ging vorläufig nicht mehr arbeiten, denn er wollte das Lokal renovieren. Er holte Farbe und Teppiche und richtete innerhalb von zwei Wochen das ganze Lokal her, was eine enorme Leistung war. Es fehlten jetzt nur noch die passenden Lampen und das Zeug, was man für ein richtiges Lokal brauchte, z.B. eine Registrierkasse, neue Gläser, Besteck und einen Haufen Kleinigkeiten. Wir hatten aber das Geld nicht bar zur Verfügung und so schaffte Mutti da Abhilfe. Sie ließ einen Automatenaufsteller kommen. Der stellte in unser Lokal eine Musikbox, die genau zu unserer Einrichtung paßte, einen Geldspielautomaten und zwei Flipper in den Flur. Dann lieh er Mutti noch fünftausend Mark und schloß mit ihr einen Vertrag ab.
    In den zwei Wochen schafften auch wir Kinder uns die Finger bald wund. Wir bauten die ganzen Möbel auf und putzten jedes Eckchen, da alles ja so dreckig war. Mit dem Geld des Automatenherstellers kaufte Pappa mit Mutti alles, was noch fehlte, und so war dann das Lokal fertig zur Eröffnung. Die Getränke bekamen wir auf Kredit und auch das Fleisch und die Wurst. Das andere wurde alles gleich bar bezahlt. Die Lampen im Lokal montierte ich, da ich darin schon ein wenig Erfahrung hatte, und Pappa wollte nichts mit Strom zu tun haben, da er Angst davor hatte.
    Dann kam der Tag der Eröffnung. Pappa bediente die Leute, da er ja schon öfters als Kellner gearbeitet hatte. Ich machte die Theke, also den Ausschank, Mutti kochte und meine Brüder wuschen das Geschirr ab in der Küche. Am ersten Abend rannten uns die Leute die Bude ein, und die weiteren Tage ebenfalls. Ich kam keinen Abend vor zwölf Uhr ins Bett, und ich war immer kaputt und hundemüde.
    Die Einnahmen waren enorm in den ersten Tagen, und so fingen wir, besser gesagt Mutti, an zu rechnen, bis wann sie ihre Schulden bezahlt hätte. Nach der ersten Woche ließ der Betrieb nach und es war auch besser so. Die Leute blieben zwar immer noch bis kurz vor Mitternacht, und ich kam erst nach zwölf Uhr ins Bett, aber ich war nicht so total erschöpft wie die ersten Tage.
     
    Nun sollte auch wieder die Schule losgehen und wir wurden von Mutti angemeldet, per Telefon. Ralf und ich mußten mit dem Schulbus nach Nenzingen fahren, da wir schon in die Hauptschule gingen, Daniela und Uwe gingen nach Orsingen in die Grundschule. Daniela wurde dieses Jahr eingeschult und sie war so aufgedreht an ihrem ersten Schultag, wie ich sie schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich bekam eine Klassenlehrerin, die der reinste Besen war, und Ralf deren Ehemann, der ein guter Lehrer sein sollte.
    Als ich in der neuen Klasse stand und mir so die Schulkameraden ansah, wurde mir bald übel. Das waren ja alles totale Bauerntrottel, so wie die aussahen, bis auf ein paar einzelne. Die Mädchen waren nicht zu verachten, denn sie sahen nicht übel aus. Eine stach mir besonders ins Auge. Sie war blond, groß, hatte schöne blaue Augen und hieß auch noch Sonja. Mammamia, mir wurde ganz warm ums Herz und ich konnte meinen Blick nicht mehr von ihr abwenden. Ich wurde erst wieder in die Gegenwart zurückgerufen als Frau Riegelsberger, meine Lehrerin, mir meinen Platz anwies, und der war genau hinter Sonja. Da konnte ich auch ihre Figur sehen. Sie war schlank wie eine Gazelle, und als sie mich ansprach, ob sie mir den Stundenplan geben solle, dachte ich, ein Engel spricht mit mir. Als ich mich dann an Sonjas Anblick gewöhnt hatte und vor allen Dingen ihr schönes Hinterteil, das in engen Jeans steckte und immer auf dem Stuhl hin und her rutschte, konnte ich mich auf

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