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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Frau Riegelsberger konzentrieren, und was sie da vorne so quatschte.
    Der Stundenplan war nicht von schlechten Eltern, wie ich feststellte, der war voll ausgebucht. Und wie die Alte da vorne rumkrähte, das war für mich zwar lustig, aber wenn ich daran dachte, daß ich diese Visage das ganze Jahr über sehen mußte, fand ich das gar nicht mehr komisch. Als die Schule aus war, fuhren Ralf und ich mit dem Bus wieder nach Orsingen. Von der Bushaltestelle gingen wir sofort nach Hause. Wir stellten unsere Schulranzen in die Ecke und gingen sofort an die Arbeit, denn die ersten Leute waren da, die zu Mittag essen wollten. Gegen zwei Uhr war dann das Mittagsgeschäft um, und wir aßen alle zusammen zu Mittag. Dabei erzählten wir von unserem ersten Schultag, aber ich verschwieg, daß ich eine Schulkameradin kennengelernt hatte, die mir gefiel, und daß ich diese gerne zu meiner Freundin machen wollte. Besser gesagt zu meiner ersten festen Freundin, denn ich hatte noch nie eine richtige Freundin gehabt, ich war ja erst vierzehn. Mir ging Sonja nicht mehr aus dem Kopf, und ich freute mich schon auf den morgigen Schultag, damit ich sie wieder sehen konnte. Der Gedanke an sie ließ mein Herz schon höher schlagen. Mutti und Pappa würden das sowieso nie verstehen und deswegen verschwieg ich es auch. Ich machte meine Arbeit so gut ich konnte, auch wenn nicht immer alles klappte.
    Mutti schimpfte zwar ab und zu, aber ich nahm das gar nicht ernst und machte meine Arbeit weiter.
    Die Arbeit ging ganz schön in die Knochen, aber ich machte sie trotzdem, und beschwerte mich auch nicht bei Mutti oder Pappa, die arbeiteten ja noch viel mehr als ich, und so war ja nichts Unrechtes dabei.
    Als Pappa merkte, daß das Geschäft nachließ, suchte er sich wieder einen neuen Job. Er bekam auch sofort wieder einen bei seinem alten Arbeitgeber und fing dort gleich wieder an. Nun blieb die ganze Bedienung an mir hängen, ich durfte jetzt die Theke machen, die Leute bedienen, abkassieren, Kaffee machen, also alles, was man in einem Lokal macht.
    Ich kam nun vor ein Uhr nicht mehr ins Bett. Mittlerweile hatten wir auch Stammgäste und die schienen ihren Arsch nicht hochzubringen und nach Hause zu gehen. Mutti saß nun öfters bei den Stammgästen und sie machte keine Anstalten mich ins Bett zu schicken, im Gegenteil. Sie ließ sich noch von mir bedienen und trug mir auf, die Theke für den morgigen Tag herzurichten, damit sie es nicht zu machen brauchte. Also füllte ich nachts die Theke auf, und wenn nur noch der Stammtisch da war, machte ich das Lokal noch sauber, so daß man am nächsten Morgen bloß noch auslüften mußte und die Eingangstüre aufschließen. Meine Brüder waren meistens schon im Bett, wenn ich noch arbeitete.
    Mutti war nun öfters gegen den späten Abend angesoffen und manchmal mußte ich den Kopf schütteln, wenn sie mit den Gästen fast um die Wette soff. Ich dachte schon, sie will Pappa Konkurrenz machen mit ihrer Sauferei. Im VFB-Heim hatte sie zwar auch ab und zu etwas getrunken, aber nicht so extrem wie jetzt. Ich konnte nichts dagegen unternehmen, und ich dachte mir, das wird sich schon legen, wenn wir eine Weile hier sind, wir sind ja erst ein paar Wochen da.
    Mit Sonja hatte ich nun eine heimliche Freundschaft geschlossen, und wenn wir Zeit hatten und uns keiner sah, knutschten wir rum, daß die Wände wackelten. Unsere Freundschaft blieb geheim, da die anderen Schulkameraden sich sonst das Maul fusselig schwatzen würden und uns die ganze Zeit hänselten. Da war uns unsere Freundschaft heimlich lieber, aber dafür unheimlich. Ich hatte nicht viel Zeit mit Sonja, nur an den Ruhetagen, wenn ich nach getaner Arbeit ins Freibad ging, und dann noch während den Pausen. In den Stunden, während des Unterrichts, konnten wir ja nicht rumknutschen oder uns gegenseitig streicheln. Ich hatte Sonja zwar gerne und fand sie atemberaubend schön, aber richtig geliebt habe ich sie nicht. Sie war für mich meine Freundin und mein Gesprächspartner, aber das war auch schon alles. Über meine Probleme, wie z. B. daß Mutti anfängt zu saufen, konnte ich mich nicht mir ihr unterhalten. Aber ich war froh, daß ich sie hatte und sonst war ich auch zufrieden mit ihr. Ich wußte, daß sie auch zufrieden mit mir war und das machte mich auch ein klein wenig froh. Stolz war ich nur auf ihre Schönheit.
    Meine Gefühle gegenüber Sonja würden sich nie ändern, das wußte ich schon im voraus.
    Pappa kam nur noch über das Wochenende nach

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