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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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wenn der Hund im Kreis lief.
    An einem Ruhetag wurden wir von unserem Nachbar auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu einem Gartenfest eingeladen und wir nahmen an. Als wir über die Straße gingen und miteinander sprachen, mußte mich Candy hinterm Haus gehört haben und fing an zu bellen. Ich sagte gar nichts und ging weiter. Das Gartenfest war wunderbar und als es zu Ende ging, begaben wir uns wieder nach Hause. Am nächsten Morgen ging ich zu Candy, um das Futter zu bringen. Als ich um die Hausecke kam, traf mich der Schlag. Der Hund hing an der Kette und stand auf den Hinterbeinen. Die Zunge hing ihm aus dem Maul, und ich sah sofort, daß er tot war. Ich ging zu Candy und kniete mich vor sie hin und fing an zu weinen. Der Nachbar fand mich und beruhigte mich, indem er mir tröstende Worte zusprach. Dann hängten wir Candy von der Kette ab und legten sie auf den Boden.
    Der Wirbel der Kette hatte sich verfangen, und als Candy mich am gestrigen Abend gehört hatte, muß er im Kreis rumgelaufen sein und sich dabei selbst aufgehängt haben. Der Nachbar brachte dann eine Plane und packte Candy darin ein.
    Er trug sie zu seinem Wagen und ich wußte, daß er sie jetzt in die Tierkadaverfabrik brachte, die außerhalb von Orsingen stand, und darin würden sie Candy zu Schmierseife verarbeiten.
    Ich ging zurück ins Haus und erzählte Mutti, was sich ereignet hatte. Sie schien überhaupt nicht davon betroffen zu sein. Das mit Candy hatte ich bald vergessen, aber trotzdem ging es mir fast zwei Tage nach, daß ich den Hund verloren hatte. Mit Candy konnte ich über alles, was mir gestunken hat, sprechen, und sie schien mich zu verstehen. Naja, mit solchen Sachen muß man sich eben abfinden.
    Ich hatte nur noch wenig Zeit, etwas oben in unserer Wohnung zu tun, also sie aufzuräumen und in Ordnung zu bringen. Und so verwahrlosten die Zimmer, und wenn man von den Zimmern in den großen Tanzsaal schaute, in den wir am Anfang die ganzen Kleider und andere Sachen hineingestellt hatten, hätte jeder normale Mensch einen Herzinfarkt bekommen, so standen darin die Kisten durcheinander und Kleider flogen dazwischen rum. Ab und zu sah man dann auch einen anderen Gegenstand, und man dachte wirklich, man schaue auf eine Müllhalde.
    Der Aufenthaltsraum im unteren Stockwerk neben der Küche sah auch nicht besser aus. Der ganze private Haushalt sah halt zum Kotzen aus. Mutti räumte ihn auch nicht auf, da sie sich ab zwei Uhr nachmittags hinlegte zum Schlafen bis fünf. In der Zeit machten meine Geschwister die Küche sauber, und ich machte das Lokal, wie immer, und füllte nebenher noch die Theke auf und machte noch ein paar Kleinigkeiten wie z. B.
     
    Gläser spülen, die Thekenschränke aufräumen und vor allem die Gäste bedienen. Zu den Hausaufgaben kam ich überhaupt nicht mehr, und so mußte ich sie immer in der Pause von Sonja abschreiben, die sie natürlich immer gemacht hatte. Zum Lernen selber kam ich auch nicht mehr, und in der Schule schrieb ich eine schlechte Klassenarbeit nach der anderen.
    Wenn ich dann Mutti die Arbeiten zum Unterschreiben hinlegte, gab es meistens einen gewaltigen Krach und manchmal sogar eine Tracht Prügel dazu. In der Schule schlief ich manchmal fast ein, so müde war ich ab und zu, und die Müdigkeit verschwand meistens erst in der fünften Unterrichtsstunde, wenn die Schule fast zu Ende war.
    Manchmal verschwand sie gar nicht, da war ich dann den ganzen Tag müde. Frau Riegelsberger, meine Lehrerin, nahm mich ab und zu nach vorne an die Tafel, um mich abzuhören, und das benotete sie auch noch, und dazu mit einer schlechten Note, zum Glück mußte ich die Noten nicht unterschreiben lassen, sonst hätte ich mir noch eine Tracht Prügel mit der Reitgerte abholen können.
    Wenn Pappa ab und zu am Wochenende nach Hause kam, sagte ihm Mutti immer alles, was wir gemacht hatten, und so bekamen wir dann noch eine gratis Extraabreibung, für die wir weder schlechte Noten nach Hause gebracht oder irgend etwas angestellt hatten. Pappa trank über das Wochenende meistens bis zum Umfallen. Wenn der verdammte Alkohol bei Pappa doch nur nicht immer so ausschlagen würde. Denn wenn Pappa besoffen war, wurde er aggressiv und fing an zu streiten, und das meistens mit Mutti. Dann fiel Pappa immer auf, wie dreckig der Laden war, und daß er es mal nötig hätte aufgeräumt zu werden. Pappa war Sauberkeit von seinen Eltern her gewohnt, aber diese waren zu sauber, dort traute man sich nicht einmal hinzusetzen, denn

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