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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Hause und manchmal auch das nicht, da er samstags noch arbeitete und Sonntagabend vielleicht schon wieder wegfuhr.
    Samstag-Sonntag war bei uns immer ein Haufen Arbeit.
    Wegen der zwei Flipper, die wir im Hausgang hatten, die zwei einzigen im Dorf, kamen fast jeden Tag die jungen Leute zum Flippern, und Samstag-Sonntag waren dann immer fast alle da, und man konnte im Flur kaum noch an den Flippern vorbeilaufen, da dort alles vollstand von Leuten.
    Arbeit war also immer genug da, und das Geschäft schien einigen Gewinn abzuwerfen. Wir ließen nun nicht mehr alles über die Registrierkasse laufen, und so kamen wir sogar um einen Haufen Steuern herum. Da Mutti das Zeug, also die Papiere für den Steuerberater, fertigmachte und alles absetzte, was sie kaufte, hatten wir so gut wie keine Steuern zu bezahlen.
    Die Leute von Orsingen schienen alle behämmert zu sein, denn jeden Samstag kehrten die ganzen Leute von Orsingen ihre Parkplätze und Gehwege. Wir selbst kehrten unseren Parkplatz und Gehweg nur wenn es nötig war. Die Leute merkten das und gingen zum Bürgermeister und beschwerten sich.
    Der Bürgermeister eröffnete uns dann bei einem Besuch, daß wir einmal die Woche die Straße und die Parkplätze kehren müssen, das sei eine unumgängliche Verordnung der Gemeinde.
    Da Mutti die ganze Sache einsah, durfte ich dann jede Woche draußen vor dem Haus meinen Kehrdienst machen. Es mußte nicht gerade Samstag sein, aber einmal die Woche, auch wenn es nicht nötig war. Mir hat das natürlich gestunken. Aber was sollte ich dagegen tun. Also gingen dann von meiner wenigen Zeit, die ich nicht arbeitete, noch anderthalb Stunden ab wegen Straßekehren.
    Ab und zu mußte ich dann auch noch den Personalraum aufräumen, den wir als eine Art Wohnzimmer hergerichtet hatten. Da dort viel Gerümpel stand, das wir für die Küche brauchten, konnte ich nie so richtig aufräumen, so wie es sein sollte, damit es dort ein wenig gemütlich ist.
    Da wir einen Hund brauchten und wir keinen hatten, und das das ganze Dorf wußte, kam uns eines Tages der Zufall zu Hilfe. Ein Nachbar, der von Beruf Bauer war, und eine Mischung von Bernhardiner und Colli dabei hatte und den Hund nicht mehr wollte, fragte mich, ob wir den gebrauchen könnten. Ich schaute den Hund an und merkte, daß er vollkommen verwahrlost war und sogar ein paar Wunden hatte, die gerade verkrustet waren. Also mußte der Hund geschlagen worden sein, und der Hund tat mir gleich leid. Ich ging zu Mutti und überredete sie, daß wir den Hund nehmen. Nachdem sie den Hund angeschaut hatte, sagte sie nur: »Also behalte den Hund, aber er kommt hinters Haus an die Kette, so wie es sich gehört.« Ich wäre ihr vor Freude fast um den Hals gefallen, und der Bauer schien auch froh darüber zu sein, daß er den Hund los war. Der Hund hieß Candy, und als der Bauer weg war, und ich ihn rief, kam er sofort zu mir. Der Hund war total verwahrlost. Ich ging mit dem Hund hinters Haus und legte ihn an die Kette. Dann holte ich ihm was zu fressen und überlegte, während er so fraß, wie ich ihm sein Fell nun wieder in Ordnung bringen könnte.
    Ich ging ins Haus zurück, holte eine Bürste, die wir sowieso ausrangiert hatten, und eine Schere. Dann ging ich wieder zurück zu Candy und streichelte ihm über den Kopf. Der Hund hatte zwar Angst, aber ich gewann mittlerweile sein Zutrauen.
     
    Ich schnitt dann mit der Schere die Filzklumpen ab, die mal Haare gewesen sein sollten, und bürstete ihn kräftig durch.
    Candy schien das zu gefallen und sie machte keine Umstände.
    Als ich fertig war, sah der Hund wieder richtig gut aus, und die Blutkrusten, die sich über den Wunden gebildet hatten, werden auch bald weg sein. Es war schon ein hübscher Kerl, wenn man ihn so ansah. Auf jeden Fall war er jetzt bei mir in guten Händen, und das schien er irgendwie zu merken. Der Hund hatte sich schnell erholt und war ganz zutraulich zu mir, da ich ihm immer das Fressen brachte. Aber wenn jemand fremd war, der nicht zur Familie gehörte, fing er gleich an zu bellen und manchmal dachte ich, er reißt die Kette aus der Wand. Von der Familie kannte er jeden, da ich immer jemand mitnahm, wenn ich ihm das Futter brachte. Es war alles recht und gut mit dem Hund, aber mir selber hatte es gestunken, daß ich den Hund an die Kette legen mußte. Die Kette war ungefähr fünf bis sechs Meter lang und in zwei Metern Höhe an der Mauer befestigt.
    Die Kette war an einem Wirbel so, daß sie sich nicht verheddern konnte,

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