Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
und Mutti stritten sich immer noch und zum Schluß blieb der ganze Streit an Ralf, Uwe und mir hängen, indem wir für den Sauladen, der hier herrschte, verantwortlich gemacht wurden. Da Pappa, wenn er unter Alkohol war, zu einer brutalen Sau wurde, ging das meistens auch nicht ohne blaue Flecken ab. Ich fing deswegen an, Pappa die Pest zu wünschen, wenn er abends besoffen nach Hause kam. Das machte mich nicht nur körperlich fertig, sondern auch seelisch, denn ich hatte Angst vor ihm bekommen, und jedesmal wenn er nach Hause kam, hatte ich ein Gefühl zwischen Angst, Haß und dem Wunsch, ihn umzubringen. Ich weiß nicht, wie ich die ganzen Gefühle genau beschreiben soll, aber auf jeden Fall war ich langsam froh, wenn es Mutti gelang, ihm ein paar von den Tropfen zu verabreichen, die sie immer bei sich trug. Da das Haus von Mutti sowieso nicht aufgeräumt wurde, geschah also nur etwas, wenn Ralf, Uwe oder ich etwas in dem Saustall machten. So fing ich also an, auch noch aufzuräumen wie ein Irrsinniger, wenn ich Zeit hatte, das half aber alles nichts, nach ein paar Tagen war es wieder der gleiche Schweinestall. So hatte ich halt schnell die Schnauze voll und ließ die unnötige Arbeit sein, da die Bude saubergehalten werden mußte und darauf weder Mutti noch jemand anderes achtete. Da gab es natürlich mal dann wieder Ärger mit Mutti, da sie nun dachte ich würde meine Arbeit vernachlässigen. Nach ein paar harten Sätzen und einer saftigen Ohrfeige hatte ich dann den Auftrag, weiter zu putzen, was ja für mich sowieso umsonst war, denn wenn ich ein Zimmer aufgeräumt hatte und mit dem nächsten anfing und dort dann fertig war, war das Zimmer, das ich als letztes aufgeräumt hatte, schon wieder dreckig.
    Mir war der Auftrag egal, denn ich räumte mein Zimmer auf und hielt es sauber. Die anderen Zimmer räumte ich erst gar nicht mehr auf, und ich ignorierte den Auftrag von Mutti, was sie auch merkte.
    Aber sie sagte nichts mehr und ich wußte auch ein paar Tage später warum. Denn Pappa kam nach Hause und war mal wieder ziemlich angesoffen. Er schimpfte natürlich über den Saustall, und Mutti war dann so schlau zu sagen: »Ich hatte ja Fritz gesagt, er soll aufräumen, aber der folgt mir ja nicht, und ich hab genug Arbeit und kann mich nicht darum kümmern. Es wäre mal besser, wenn du das zu ihm sagtest.« Bumm, nun war ich wieder der Sündenbock und ich konnte nichts dagegen machen, außer zu wünschen, daß ich keine Schläge bekomme, und das half ja nicht. Und da ich wußte, daß die ganze Wimmerei keinen Sinn hatte, fing ich auch gar nicht erst damit an, denn ich wußte, was mir bevorstand. Pappa kam auf mich zu und fing an zu schreien:
    »Was, du willst nicht mehr arbeiten und dann willst du auch nicht mehr folgen? Solange du deine Füße unter meinen Tisch streckst und mein Geld verfrißt, machst du, was ich dir sage oder das was Mutti dir sagt.« Oje, dachte ich, immer dieselbe Leier und hinterher gibts dann noch eine Tracht Prügel und der Fall ist für die erledigt. Ich widersprach Pappa nicht, es hatte ja sowieso keinen Sinn.
    Dann ging Pappa immer noch schreiend um mich herum und trat mich ein paar Mal in den Arsch, daß ich meinte, ich könnte nun vier Wochen nicht mehr scheißen. Da das Geschäft schon leer war, konnten die Leute den Krach Gott sei Dank nicht mithören. Dann schnappte mich Pappa und zog mich hinter sich her bis an die Speichertür. Er öffnete die Speichertür und schob mich in den dunklen Speicher und sagte: »Da drinnen bleibst du nun die ganze Nacht und wenn du verrecken solltest, ist mir das auch scheißegal. Wer nicht hören will, muß fühlen.«
    Dann knallte er die Türe zu und schob den Riegel vor.
    Ich stand nun im dunklen Speicher und da gab es nirgendwo Licht. An den Wänden waren Spinnenweben und dicke Spinnen saßen darin. Mäuse gab es auch auf dem Speicher und wer weiß vielleicht sogar Ratten, aber Mäuse ganz bestimmt.
    Ich ekelte mich, wenn ich nur an die Spinnen und Mäuse dachte. Ein Haufen Dreck war auch noch überall und sehen konnte ich fast nichts, nur gerade ein paar Umrisse. Da ich nur ein T-Shirt anhatte und eine leichte Hose, fing es auch noch an mir kalt zu werden.
    Mann, ich hatte Schiß und dabei klapperten mir auch noch die Zähne. Ich setzte mich dann auf die Treppe und dachte, daß die mich bestimmt bald wieder rauslassen werden. Mich packte langsam die Verzweiflung und ich fing an zu weinen wie ein Schloßhund. Es ließ mich aber keiner aus dem

Weitere Kostenlose Bücher