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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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ihm, und obwohl es Ralf ziemlich weh tat, schaffte er es, und ich brachte ihn in mein Zimmer und legte ihn aufs Bett.
    Dann zogen wir das Hosenbein hoch und sahen die Bescherung. Das Knie war geschwollen und ziemlich rot. Ich ging dann runter zu Mutti, die am Stammtisch saß, und erzählte ihr, was passiert war. Der Sanitäter, der mir das Attest besorgt hatte, hörte sich die ganze Geschichte mit an. Der Sani fragte Mutti, ob er mal Ralfs Bein anschauen dürfte, was ihm Mutti auch erlaubte. Er schaute sich das Bein an und sagte: »Das sieht nicht gerade gut aus. Am besten wir fahren gleich nach Stockach ins Krankenhaus und lassen das Knie mal röntgen.
    Das sieht verdammt nach einer gebrochenen Kniescheibe aus.
    Und wenn es das wirklich ist, kannst du dich auf etwas gefaßt machen.« Ralf wurde dann von dem Sani ins Krankenhaus nach Stockach gefahren.
    Als der Sanitäter, der übrigens Peter hieß, zurückkam, kam er ohne Ralf. Er ging zu Mutti, die immer noch am Stammtisch Karten spielte, und sagte: »Der muß im Krankenhaus bleiben.
    Die Kniescheibe ist angebrochen, aber zum Glück nicht durchgebrochen.« Dann sagte Mutti zu mir: »Fritz, pack für Ralf ein paar Sachen ein und tu auch das Waschzeug dazu.«
    Ich machte das und verstaute alles in einer Reisetasche.
    Am nächsten Morgen brachte Mutti Ralf schon ziemlich früh die Kleider, und mich wunderte es, daß Mutti schon so früh aufstand. Am Mittag, als ich aus der Schule kam, erkundigte ich mich gleich bei Mutti, was mit Ralf los ist. »Er wird ein paar Tage im Krankenhaus bleiben müssen, bis das Knie einigermaßen abgeschwollen ist, und dann bekommt er einen Gips und darf wieder nach Hause.« »Kriegen die sein Bein wieder hin?« »Ja, das ist nicht so schlimm, da die Kniescheibe nicht ganz durchgebrochen ist.« Ich war richtig froh, daß sie Ralfs Bein wieder richtig hinkriegen würden, denn ich weiß ja wie das ist, wenn man etwas am Bein hat und nicht richtig laufen kann. In der Schule gab ich dann Ralfs Lehrer, also dem Ehemann von Frau Riegelsberger, eine Entschuldigung und ein Schreiben vom Krankenhaus. Er musterte mich und sagte nur:
    »Naja, dann müssen wir ja eine Weile auf Ralf verzichten.« In der Schule ging es bei mir beschissen. Jede Klassenarbeit, die ich zurückbekam, war total versaut. Ich hatte immer eine schlechte Note. Wenn ich dann die Arbeit zum Unterschreiben nach Hause brachte, hatte ich immer Muffe, denn ich wußte, daß das nur Ärger gibt. Mutti sagte mir noch, wenn ich kein anständiges Zeugnis bringe, dann kann ich mich auf etwas gefaßt machen.
    Ralf kam nach ein paar Tagen nach Hause und sein ganzes Bein war in Gips. Er mußte vorläufig noch viel liegen und durfte nur aufstehen, wenn er auf die Toilette wollte. Sieglinde war für uns schon ziemlich unentbehrlich geworden und auch ein guter Kamerad. Als meine Aufputschtabletten zu Ende waren, da ich nun öfters eine nehmen mußte, weil ich bis in die Nacht arbeitete und ein Teil von Ralfs Arbeit noch mitmachte und jeden Morgen noch hundemüde war, fragte ich Sieglinde, ob sie mir noch ein Röhrchen von den Tabletten besorgen könnte. Sie machte es ohne weiteres und brachte mir sogar zwei Röhrchen mit. Sie sagte nur, daß ich nicht zu viel davon nehmen sollte, da man von den Dingern abhängig werden könnte. Ich war froh über die Tabletten und wußte, daß es für mich die nächste Zeit auf jeden Fall kein Schlappmachen geben würde, da ich ja die Tabletten hatte und die auch immer halfen. Ich steckte wegen Weihnachten bis über beide Ohren in Arbeit, und wir mußten auch noch die Weihnachtsgeschenke besorgen für Mutti und Pappa. Dann kam einer der schlimmsten Tage in meinem Leben. Ich ging des Morgens zur Schule und wußte genau, daß es heute Zeugnisse geben würde.
    Als ich aufstand, hatte ich schon zwei von den Aufputschtabletten gefuttert, da ich hundemüde war.
    In der Schule paßte ich so gut auf, wie ich konnte, und in der letzten Stunde gab es dann die Zeugnisse.
    Als ich die Noten sah, fiel ich fast in Ohnmacht. Es war ein verdammt schlechtes Zeugnis, und ich wußte auch, daß wenn ich dieses Zeugnis Mutti vorlegte oder Pappa, wenn er angesoffen war, dann würde ein höllisches Theater losgehen.
    Ich bekam auf einmal eine riesige Angst, und ich hoffte, daß diese eine Unterrichtsstunde nie zu Ende gehen würde, damit ich nicht nach Hause mußte. Aber sie war schneller zu Ende als die anderen vorher, wahrscheinlich gerade weil sie nicht zu Ende gehen sollte.
    Ich

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