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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Aufstehen. Deine Mutter kann jeden Augenblick runterkommen.« »Ich bin doch gerade erst eingeschlafen.« »Von wegen, du hast volle zwei Stunden gepennt, sogar noch länger.« Ich stand auf und fuhr mir mit dem Kamm durch die Haare und sagte dann: »Mann, ich bin immer noch müde.« »Ich habe was dagegen in der Handtasche an der Theke.« Ich ging mit ihr an die Theke. Aus ihrer Handtasche zog sie ein Röhrchen Tabletten, öffnete es und gab mir zwei davon in die Hand. »Nimm die zwei, ich nenne das Zeug immer Hallowach. Ich brauch das ab und zu, denn wenn ich des Nachts nicht schlafen kann, nehme ich des Morgens auch welche, damit ich fit bin für den Tag.« Ich schluckte die zwei Dinger, und trank noch einen Kaffee dazu, weil gerade noch welcher in der Kaffeemaschine war.
    Nach einer ganzen Weile verflog meine Müdigkeit, und mir kam es vor, als wenn ich total ausgeschlafen wäre. Mutti merkte nicht, daß ich über Mittag geschlafen hatte, und so meisterte ich dann den Tag auch noch gut. Ich war froh, daß mir Sieglinde zwei von den Dingern gegeben hatte. Als Sieglinde Feierabend hatte, kam sie zu mir und drückte mir das Röhrchen Tabletten in die Hand. Sie sagte dazu: »Da, behalt sie, wenn du noch mal eine Nacht auf dem Speicher verbringen mußt, dann wirst du sie brauchen.« Bevor ich noch etwas sagen konnte, hatte sie sich umgedreht und war schon verschwunden.
    Sie hatte also gewußt, warum ich so müde war, aber von wem?
    Später erfuhr ich, daß sie Ralf ausgefragt hatte. Die Tabletten steckte ich weg, und ich wollte sie nur benutzen, wenn ich mal wieder richtig hundemüde war, so wie heute zum Beispiel. Als der Tag dann rum war, hörten auch die Tabletten auf zu wirken, genau zur richtigen Zeit, denn als ich vor meinem Bett stand, merkte ich, wie mich die Müdigkeit wieder überfiel. Ich schlief auch schnell ein, und ich träumte in dieser Nacht, das weiß ich noch genau, von Speichern, Gespenstern und Knochengerüsten. Als des Morgens der Wecker klingelte und ich aufwachte, war ich total naßgeschwitzt. Am Nachmittag bedankte ich mich noch bei Sieglinde für die Tabletten, und sie sagte: »Ach das macht nichts, ich hab zu Hause noch eine Packung, aber ich konnte gestern mit dir fühlen, ich weiß wie das ist, wenn man eine ganze Nacht nicht geschlafen hat und man einen klaren Kopf zum Arbeiten braucht.« »Naja, ich hoffe, daß es die letzte Nacht auf dem Speicher für mich war.«
    »Das darfst du alles nicht so arg sehen, du mußt nur immer denken: Leckt mich doch alle am Arsch, das hilft, glaub es mir.« »Ich kann doch nicht so denken.« »Das mußt du eben, sonst geht das, was du hier mitmachst, dir viel zu arg an die Nieren.« »Naja, Sieglinde, ich werde es versuchen.« Wenn Mutti oder Pappa etwas zu mir sagten, dachte ich dann immer, leckt mich doch am Arsch, und das half mir sogar ein wenig, denken konnte ich ja, was ich wollte. Zum Glück sind Gedanken zollfrei, denn wenn die beiden gewußt hätten, was ich über sie dachte, hätte es sie aus den Socken gehauen. Aber es half, Sieglindes Idee war gut, das mußte ich mir eingestehen.
    Nur gegen Schläge, da wußte ich noch kein Rezept, und da ist mir auch bis heute noch nichts eingefallen. Aber vielleicht lerne ich mal jemanden kennen, der mir ein Rezept sagen kann.
    Nun wurde es langsam kalt, der Winter stand bevor und auch Weihnachten. Jetzt mußten jeden Tag die Öfen angemacht werden, also der große Kachelofen, der mit Kohle geheizt wurde, und auch oben, bei den Eltern im Schlafzimmer, stand noch ein Kohleofen, dann die Ölöfen, die wir hatten. Aber das langte nicht aus, wir hatten zu viele Zimmer.
    Auf dem Speicher stand noch eine Elektroheizung. Ralf wollte sie runterholen und da keiner Zeit hatte ihm zu helfen, wollte er sie selber holen. Ralf ging also auf den Speicher und da er bloß ein paar Stufen laufen mußte um sie zu erreichen, dachte er auch er könnte es alleine schaffen.
     
    Auf einmal hörten wir unten in der Gaststätte einen riesigen Knall, der aus dem oberen Stockwerk kam. Ich ließ alles fallen und sauste die Treppe hinauf. Vor der Speichertür lag der große Heizkörper, und neben ihm saß Ralf auf dem Boden und hielt sein Knie. »Ralf, was hast du denn da gemacht?« »Ach ich bin samt dem Heizkörper die Treppe runtergeflogen und mit meinem Knie ziemlich fest auf die Heizrippen geschlagen.« »Kannst du aufstehen?« »Ich versuch’s, aber das tut verdammt weh, du mußt mir helfen.« »Okay, ich helf dir.«
    Ich half

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