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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Auge, Zahn um Zahn.
    Eines Tages hatte ich Streit mit meinem Bruder Ralf, weil er immer meine Schallplatten zerkratzte. Dabei trat er mich gegen das Schienbein, ich holte aus und wollte ihm eine schmieren.
    Er duckte sich, und ich schlug auf den Schrank, und mein Finger kam dabei so auf, daß er angebrochen war. Ich mußte dann ins Krankenhaus nach Stockach und mir den Finger schienen lassen. Ich bekam dort eine Metallschiene unter den Finger gelegt, die ein Gips am Handgelenk hielt, und mein Finger wurde mit Pflaster so auf die Schiene geklebt, daß ich ihn nicht mehr bewegen konnte. Mutti erzählte dann Pappa mal wieder, daß ich meine Brüder terrorisieren und sie auch öfters schlagen würde, und dabei hätte ich mir den Finger gebrochen.
    Bevor ich mich richtig versehen konnte, hatte ich auch schon von Pappa eine Tracht Prügel weg, ohne mich verteidigen zu können. Den Gips hatte ich nur zwei Wochen, dann machte ich ihn mir selber ab mit der Geflügelschere. Pappa fand das zwar nicht richtig und meckerte deswegen auch rum, aber ich dachte dabei nur: Erst mir die Hucke vollhauen und dann auch noch meckern, wenn ich mir den Gips abnehme. Erstens ist das mein Finger, und zweitens kannst du mich mal kreuzweise am Arsch lecken, für mich bist du so langsam nur noch ein Säufer.
    Gearbeitet hatte ich trotzdem, obwohl ich die Schiene an der Hand hatte, da ich mußte. Diese Scheiß-Inge tat überhaupt nichts. Sie saß rum, hat rumgesoffen und gefressen und ab und zu mal, wenn sie Lust hatte, mal etwas weggetragen zu Gästen.
    Geld bekam sie nur wenig, aber dafür konnte sie saufen und fressen soviel sie wollte und ab und zu schlief sie auch mit ihrem Stecher, der Hannes hieß, bei uns im Aufenthaltsraum, wo sie sich dann das Sofa ausklappten und sich als Bett herrichteten, nachdem sie von uns noch Kissen, Decken und Laken bekommen hatten. Für mich war das Weib eine dumme Sau, und ich mußte auch noch auf sie hören, da es Mutti mir befahl. Ich tat zwar das, was sie sagte, aber sonst war sie Luft für mich.
    An manchen Ruhetagen, wenn Pappa des Abends fortging, um etwas trinken zu gehen, nahm er mich meistens mit. Er hatte mich gar nicht gefragt, sondern einfach zu mir gesagt:
    »Komm mit Fritz, wir gehen etwas trinken.« Ich ging dann immer mit und trank dort entweder Sonnenschein oder mal auch ein Bier. Mir war es im Grunde genommen egal, ob mich Pappa mitnahm, denn von mir aus hätte er mich auch zu Hause lassen können. Nur einen Vorteil hatte es, wenn er mich mitnahm, denn ich kam wenigstens mal für ein paar Stunden aus dem Haus.
    Mutti war da total dagegen, und wenn ich am nächsten Tag nur in ihre Nähe kam, fing sie immer an: »Na, hast du deinem Vater alles erzählt, was du weißt. Du bist ja sowieso sein Liebling. Und haste wieder schön Wetter bei ihm gemacht und mich in die Pfanne gehauen.« Solche Sprüche hatte sie dann immer losgelassen, und ich wußte nicht, was ich dazu sagen sollte.
    Mutti fing an, nun immer Pappa gegen mich aufzusticheln, indem sie ihm immer meine Schandtaten, und wenn es nur ein Glas war, das ich zerbrochen hatte, unter die Nase band. Pappa merkte das anfangs nicht, und ich bekam ab und zu eine Abreibung, bis er mal zu Mutti sagte: »So viel wie du mir da erzählst, kann der Junge ja gar nicht falsch machen.« Und als Mutti das schlucken mußte, war natürlich die Kacke am Dampfen. Sie mußte sich nun etwas anderes einfallen lassen oder mich selber verhauen, was sie dann auch ab und zu tat.
    Als ich eines Tages von der Schule nach Hause kam, stand Mutti im Hausflur und flipperte. Neben ihr stand ein Typ vom Hoch-und Tiefbau und hatte den Arm um ihre Hüften gelegt und stand ganz nah neben ihr. Junge, Junge, ich hatte natürlich gleich einen Verdacht, und dann war es noch genau derselbe Typ, neben dem sie jeden Abend saß. Als der mich sah, zog er sofort den Arm zurück, der um Muttis Hüften lag. Mutti hörte auf zu flippern und sah mich ganz verlegen an. Dann herrschte sie mich an, daß ich mich für das Mittagsgeschäft bereit machen solle.
    Ich ließ sie mit dem Typ wieder allein und machte mich an meine Arbeit. Pappa war nicht da, denn er hatte sich frei genommen und war für zwei Tage nach Villingen gefahren, um dort ein paar Sachen zu erledigen. Während dem Mittagsgeschäft spukte mir die ganze Zeit das Bild im Kopf herum, wie Mutti mit dem Typ am Flipper stand. Am Nachmittag sprach ich dann mit Ralf. So ganz nebenbei fragte ich ihn: »Du, glaubst du daß Mutti fremdgehen

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