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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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zu sprechen, wenn er angesoffen und schon von meiner Schuld hundertprozentig überzeugt ist. Dann sprach er zu Mutti: »Hol man den Heinz hierher, mit dem du angeblich was haben sollst, er soll sehen, daß ich ihn dafür bestrafe.« Als Mutti draußen war, versuchte ich Pappa zu erklären, daß es gar nicht so ist, wie es behauptet wurde. Aber der Versuch schlug fehl, und ich wurde von ihm nur mit einem Satz unterbrochen.
    »Du brauchst gar nicht anfangen zu wimmern, denn das, was du behauptet hast, ist eine riesige Schweinerei und du wirst dein Fell vollbekommen.« Dann standen auf einmal Mutti und Heinz im Aufenthaltsraum, und Pappa sagte: »Ich hoffe, du bist mir nicht böse Heinz, wegen dem, was mein Sohn behauptet hat, und du sollst sehen, daß ich ihn dafür bestrafe, und er wird sich danach bei dir entschuldigen.« Dann stand er auf und stellte sich vor mich hin. Er holte aus und schlug mir mit voller Wucht auf die Wange. Ich hatte das Gefühl, daß mir der Kopf wegfliegt. Dann schlug er noch achtmal zu, und jedesmal wenn er auf die linke Wange schlug, knallte ich mit dem Kopf gegen den Türrahmen und meinte, jetzt sei mein Schädel gespalten. Dann hörte er auf. Mir liefen nicht einmal die Tränen runter, denn ich weinte nicht, nur bei jedem Schlag ließ ich einen kleinen Aufschrei los. Darauf sagte Pappa: »Und jetzt entschuldige dich bei ihm für das, was du gesagt hast, sonst gibt es noch mal.« Ich ging zu ihm hin und entschuldigte mich bei ihm. Dabei merkte ich den süßlichen Blutgeschmack in meinem Mund. Dann trat mir Pappa noch mal in den Arsch und jagte mich davon. Ich ging ins Badezimmer. Mir tat der Kopf weh an der Stelle, mit der ich immer auf den Türrahmen schlug, das Gesicht brannte wie Feuer, und nun taten mir auch noch die Innenseiten der Wangen weh, und auch die Nase ein wenig. Im Bad schaute ich in den Spiegel und erschrak fast, als ich mich sah.
    Die Wangen waren angeschwollen und knallrot, aus der Nase blutete ich, und an beiden Mundwinkeln rann ebenfalls Blut, aber nicht von der Nase, sondern aus dem Mund. Am Hinterkopf bekam ich eine Beule, die mir riesig vorkam, als ich sie abtastete, und ich dachte mir, daß die noch größer wird, was auch später der Fall war. Auf einmal fing ich dann an zu weinen, und mir kullerten die Tränen herunter. Ich stand einige Minuten vor dem Spiegel und schaute mich an. Dann wusch ich mein zerschundenes Gesicht. Ich benetzte mein Gesicht eine ganze Weile mit kaltem Wasser, und es tat mir sehr gut, denn der Schmerz und das Brennen hörte auf. Nur die Beule am Hinterkopf und die Innenseiten der Wangen taten mir noch weh. Das Bluten aus der Nase hatte aufgehört, aber im Mund schien es immer noch zu bluten. Dann schaute ich wieder in den Spiegel. Leicht geschwollen waren die Wangen noch, aber nicht mehr so rot wie vorher. Blut war keines mehr im Gesicht, und ich sah nun wieder einigermaßen normal aus. Als ich den Mund aufmachte und die Innenseite der Wangen anschaute, sah ich, daß aus ein paar kleinen Wunden noch immer Blut floß und daß sie von den Zähnen stammten.
    Dann machte ich den Medikamentenschrank auf und nahm das Fläschchen mit den Optalidontabletten heraus. Ich schluckte drei Stück und stellte sie wieder in den Schrank. Ich merkte schon, wie ich leichte Kopfschmerzen bekam, aber die mußten ja bald weggehen durch die Tabletten, dachte ich mir.
    Da ich auf dem Hemd ein paar Tropfen Blut hatte, und so ja nicht vor den Gästen rumlaufen konnte, zog ich mir in meinem Zimmer ein frisches Hemd an. Dann erinnerte ich mich an meine Aufputschpillen, die ich noch im Schrank hatte. Ich kramte sie heraus und nahm auch noch zwei davon und legte sie wieder unter die Klamotten.
    Dann ging ich wieder ins Lokal, um zu arbeiten. Die Stammgäste schauten mich zwar komisch an, als sie mich sahen, aber sie sagten nichts. Nach einer ganzen Weile kamen Pappa und Heinz aus dem Aufenthaltsraum und setzten sich an den Stammtisch.
    Ich mußte die zwei Flaschen Bacardi holen und für Pappa und Heinz je einen machen. Als ich sie vor ihnen hinstellte, bekam ich von Pappa gleich einen Anschiß, da ich die Zitrone vergessen hatte. Zum Glück hatte ich Eiswürfel hineingetan, sonst hätte er mich auch gleich angejohlt.
    Den ganzen Abend saßen Pappa und Heinz da und tranken Bacardi, und ich wurde von Pappa öfters beschimpft. Jedem neuen Gast, der hereinkam, wurde von Pappa erzählt, was ich behauptet hatte, und daß dies gar nicht stimmt, und wie er mich bestraft hatte

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