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Ich wollte Liebe und lernte hassen

Titel: Ich wollte Liebe und lernte hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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würde?« »Ich weiß nicht, aber zutrauen würde ich es ihr.« »Naja, als ich nach Hause kam, da stand sie mit dem Heinz vom Hoch-und Tiefbau am Flipper, und der hatte seinen Arm um ihre Hüfte gelegt und stand ganz eng bei ihr. Vielleicht hat sie was mit dem.« »Wenn das Pappa wüßte, der tat sie totschlagen.« »Naja, ich hab nichts gesehen, und vielleicht ist da auch gar nichts.« Dann hatten wir noch ein wenig über belanglose Dinge geredet, und ich bin wieder an meine Arbeit gegangen.
    Was sich nun hinter meinem Rücken abspielte, fand ich eine große Schweinerei. Ralf ging zu Mutti, die schon auf ihn gewartet hatte, wie ich später erfuhr, und erzählte ihr alles, was wir gesprochen hatten.
    Mutti kam an die Theke und schrie mich gleich an: »Was hast du behauptet? Ich würde etwas mit einem anderen haben.
    Weißt du überhaupt, was du damit anrichtest. Was weißt du kleiner Scheißer überhaupt, gar nichts. Einen unschuldigen Mann in den Dreck ziehen und mich auch noch. Und das willst du auch noch deinem Vater erzählen.« Dann bekam ich mitten im Lokal vor allen Leuten eine saftige Ohrfeige. Mutti ging ans Telephon, das an der Theke stand, und sagte zu mir: »Jetzt werd ich deinen Vater in Villingen anrufen und ihm erzählen, was du hier für einen Scheißdreck erzählst.« »Ich habe doch gar nicht behauptet, daß du einen andern Mann hast, und Pappa wollte ich doch gar nichts erzählen.« »Du sollst mich nicht anlügen, du hast zu Ralf gesagt, daß ich einen anderen Macker habe und du das deinem Vater erzählen willst.« »Das stimmt doch gar nicht!« »Halt dein verlogenes Schandmaul, bevor ich es dir mit der Reitpeitsche stopfe.« Dann hob sie den Telephonhörer ab und wählte eine Nummer. Da Pappa nicht am Apparat war, ließ sie sich mit ihm verbinden. Dann war Pappa am Apparat. »Ja, ich bins, Brigitte. – Du, ich muß dir unbedingt etwas erzählen. Also unser Sohn Fritz erzählt im ganzen Dorf rum, daß ich einen andern Kerl hätte, das verlogene Stück. Das stimmt überhaupt nicht, und ich habe das erst dadurch erfahren, weil es mir Ralf sagte. Ich hätte größte Lust ihn zu vertrimmen. Wann kommst du nach Hause? Gut, heute abend, dann können wir das ja abklären, der kann sich auf was gefaßt machen.« Obwohl ich Mutti bat, mir den Hörer zu geben, damit ich mit Pappa sprechen und das Mißverständnis richtigstellen konnte, gab sie mir Pappa nicht, im Gegenteil, sie hackte nur noch mehr auf mir rum. Dann legte sie den Hörer auf und sagte zu mir: »Heute abend kannst du dich auf etwas gefaßt machen.« Dann drehte sie sich um, ließ mich stehen und verschwand im Aufenthaltsraum. Ich merkte auf einmal, daß mich ein ganz ungutes Gefühl beschlich. Ich glaube, diesmal war es mehr Angst, als ich mir selber eingestehen konnte. Ich hatte eine Muffe vor dem Abend, und ich konnte den ganzen Rest des Tages mich nicht auf die Arbeit konzentrieren, denn ich dachte nur immer daran, was los sein würde, wenn Pappa nach Hause kommt und womöglich noch besoffen ist.
    Am Abend saßen dann die ganzen Arbeiter vom Hoch-und Tiefbau im Lokal und auch der gewisse Heinz, der mit Mutti im Flur stand und den Arm um ihre Hüfte gelegt hatte. Mir war das zwar nicht ganz egal, was Mutti machte und ob sie fremdging. Sie war ja ein erwachsener Mensch und konnte machen, was sie wollte, nur Pappa dürfte das nie erfahren, und ich hätte sie bestimmt auch nicht verraten, denn ich hielt ja mehr zu Mutti als zu Pappa, warum weiß ich jetzt noch nicht, und ich glaube, ich werde es auch nie erfahren. Pappa kam dann auch nach Hause und ich sah ihm an, daß er angeheitert war. Er ging sofort in den Aufenthaltsraum und als ihn Mutti sah, folgte sie ihm gleich.
    Nach ungefähr zehn Minuten wurde ich von der Theke in den Aufenthaltsraum geholt, und ich konnte mir denken, was nun gleich los sein würde. Ich ging also mit zitternden Knien zu Pappa. Der saß auf einem Sessel, und vor ihm standen zwei volle Flaschen Bacardi. Vor ihm blieb ich stehen und schaute ihn an, und er schien mich auch zu mustern.

Dann fing er ganz langsam an zu sprechen: »Du hast also behauptet, daß deine Mutter einen anderen Mann hat, obwohl das gar nicht stimmt. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?
    Du kannst doch nicht einfach so einen Scheißdreck behaupten.« Nun sprach er schon lauter, ich stand in der Nähe des Türrahmens und blieb dort auch wie angewurzelt stehen. Ich sagte kein einziges Wort, denn ich wußte, daß es keinen Wert hatte, mit ihm

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