Ich wuensch mir dich
blitzende Augen verrieten, dass sie nicht ernsthaft an der Antwort auf die Frage zweifelte.
»Nein«, bestätigte Emily dann auch. »Tue ich nicht.« Sie griente. »Allerdings …«
»Allerdings?«
»Müsstest du heute deine kranke Frau pflegen.«
Nadine grinste breit. »So krank kamst du mir eben gar nicht vor.«
Emily zog einen Schmollmund. »Na gut, dann rufe ich Lara an«, drohte sie scherzhaft.
»Versuch es mal.« Nadine zog Emily in ihre Arme und hielt sie fest.
»Untersteh dich«, sagte sie dann. »Es gefällt mir nicht, dass Lara hier einfach so auftaucht. Was denkt sie sich dabei?«
»Aber sie ist eine Freundin«, verteidigte Emily Lara.
»Ach, so weit seid ihr schon? So schnell?« Nadine löste sich von Emily.
»Was heißt so weit? Hast du was gegen Lara?«
»Na klar. Ich habe generell was gegen Frauen, die sich an dich ranmachen.«
»Das tut sie doch gar nicht.«
»Nein? Und die Blumen?«
Emily seufzte. Da waren sie doch vorhin schon. »Genesungswünsche, nichts weiter.«
Nadine setzte sich auf. »Wem willst du was vormachen? Mir oder dir?«
»Na gut«, räumte Emily ein. Schließlich wusste sie ja, dass Nadine nicht ganz so falsch lag. »Aber selbst wenn Lara ein solches Interesse an mir hätte. Dazu gehören immer zwei. Und ich bin nicht an ihr interessiert. Nicht so.«
Nadine schaute Emily ernst an. »Hältst du es unter diesen Umständen für klug, dich mit Lara derartig einzulassen?«
»Schatz, ich lasse mich nicht mit ihr ein. Das ist es doch, was ich versuche zu sagen.«
Nadine stand auf, griff sich ihr T-Shirt, zog es über. »Bist du dir sicher? Sie sieht ziemlich gut aus.«
»Natürlich bin ich sicher.« Emily setzte sich nun ebenfalls auf. »Und vielleicht schaust du mal in den Spiegel. Eine gut aussehende Freundin habe ich bereits.« Sie zwinkerte Nadine lächelnd zu.
Nadine lächelte zurück, kam zu Emily, beugte sich zu ihr und küsste sie. »Schmeichlerin«, raunte sie in ihr Ohr und richtete sich auf. »Ich mache uns jetzt ein schönes Frühstück. Das können wir beide brauchen.«
Emilys Augen folgten Nadine, bis sie das Zimmer verlassen hatte. Dann seufzte sie. Schade. Zwischen Nadine und Lara stimmte einfach die Chemie nicht. Aber dass Nadine Lara gleich als Konkurrentin betrachtete, ging doch etwas zu weit. Selbst wenn Lara ein wenig für sie, Emily, schwärmte - mehr war das ja gar nicht -, Lara akzeptierte die Dinge, wie sie waren. Das hatte sie gestern Abend bewiesen. Mit keinem Wort hatte Lara ihre Gefühle erwähnt. Sie hatte sich einfach als gute Freundin bewiesen.
10.
Die zentrale Lage der Diskothekhalle wäre für Laras Projekt ein Vorteil gewesen. Doch der Eigentümer verlangte genau deswegen eine utopisch hohe Miete. Verkaufen wollte er nicht. Somit fiel die Entscheidung auf die alte Druckerei, die Lara für einen sehr moderaten Preis übernehmen könnte. Um einen Überblick über die Instandsetzungs- und Umbaukosten zu bekommen, traf sie sich heute mit dem Architekten.
»Das ist natürlich nur eine vorläufige grobe Schätzung«, Wengert deutete auf das Papier zwischen ihnen. »Für mehr reichte die Zeit noch nicht.«
Sie saßen einander an einem langen Besprechungstisch gegenüber.
»Mehr habe ich auch nicht erwartet. Eine Schätzung für den Kreditrahmen. Das genügt mir«, sagte Lara.
»Das wird ein ziemlich kostspieliges Projekt«, gab Wengert zu bedenken. »Eine Idee, die sich nicht mit billigem Zweckbau zufriedengibt. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergeht.«
»Ich melde mich bei Ihnen, sobald es in die Planungsphase geht.«
Ein Klopfen an der Tür unterbrach die Unterhaltung. Ein junger Mann betrat das Zimmer, halb verdeckt durch das Modell, das er vor sich hertrug. »Oh, Entschuldigung«, sagte er, als er Lara bemerkte.
Wengert stand auf. »Herr Lüder, ich bin noch nicht so weit. Könnten Sie in einer viertel Stunde wiederkommen? Das Modell stellen Sie ruhig dort ab.« Er wies ans Ende des Tisches.
Lüder tat wie geheißen und ging wieder.
»Unser Praktikant, fünftes Semester«, sagte Wengert zu Lara. »Sein Modell stellt genau so einen Zweckbau vor, von dem ich eben sprach. Aber wenn es der Auftraggeber so haben will, machen wir natürlich auch das.«
Lara erhob sich ebenfalls und trat zu Wengert, der vor dem Modell stand und es betrachtete. »Sehen Sie.« Wengert deutete auf den dreidimensionalen Entwurf. Drei Gebäude in Hufeisenform angeordnet, im Inneren des Hufeisens ein großer Parkplatz. »Ein schlichtes
Weitere Kostenlose Bücher