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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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vom Boden hoch. Ich blinzelte, als ich sah, was es war – eine lange Säge aus Metall. Ihre Zähne wirkten rostig und scharf.
    »Was hast du vor?«, sagte ich. Ich tastete nach meinem verbundenen Bein. Du merktest es.
    »Keine Angst, deinem Bein passiert nichts.« Du nicktest Richtung Tisch. Deine Mundwinkel bewegten sich in einem schiefen Grinsen nach oben. »Den Beinen von dem da allerdings schon.«
    Du griffst in die Metallkiste, zogst noch mehr Binden heraus und wickeltest sie auf. Eine davon legtest du mir auf den Bauch. Dann machtest du einen Schritt zurück und sahst mich prüfend an.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    »Ich werde dich am Tisch festbinden«, sagtest du. »Und dann lade ich alles auf das Kamel. Wir laufen dorthin, wo du das Auto gelassen hast, und ich sehe zu, dass ich’s wieder in Gang kriege.«
    Es gab so viele Gründe, dir zu widersprechen, darum konzentrierte ich mich auf das Auto. »Das findest du nie.«
    »Doch, tu ich.«
    Ich erinnerte mich an meinen letzten Blick auf das Auto und daran, wie tief es im Sand steckte.
    »Du kriegst es nicht vom Fleck«, sagte ich. »Das ist total festgefahren.«
    Du zucktest mit den Achseln. »Hab ich mir schon gedacht.«
    »Ich will nicht da draußen sterben«, flüsterte ich.
    Aber ich glaube nicht, dass du mich gehört hast. Du bewegtest dich eilig durch den Raum, holtest eine Kiste raus und packtest verschiedene Glasfläschchen, Wasserkanister und Essen ein. Dann hobst du mich mit einer einzigen schnellen Bewegung hoch und legtest mich auf den Boden.
    »Nur solange ich die Beine absäge«, hast du gesagt und entschuldigend gelächelt.
    Ein Luftzug stieg aus einem Spalt im Fußboden und wirbelte Staub auf, der mich in der Nase kitzelte. Du packtest die Säge und machtest dich ans erste Bein. Ich spürte, wie der Boden vibrierte, und die Säge verschwamm zu einem kupferfarbenen Fleck. Ein Bein war ab. Du fingst mit dem nächsten an. Du sägtest zügig, aber ich wünschte mir, du wärst noch schneller.
    Bald lag der Tisch ohne Beine neben mir auf dem Boden. Mit den Bandagen, die du vorher bereitgelegt hattest, bandst du meinen Körper daran fest.
    »Das ist zu heiß, zu fest«, jammerte ich.
    Du wischtest mir mit einem feuchten Handtuch übers Gesicht, dann legtest du es auf meinen Körper. Du holtest mir ein Glas Wasser und zwangst mich, es zu trinken.
    »Wird sowieso noch heißer«, sagtest du.
     
     
    Ich schrie laut, als du mich auf meiner zurechtgezimmerten Krankentrage nach draußen hievtest; mein Magen schmerzte bei jedem deiner ruckenden Schritte. Ich schloss die Augen gegen die Sonne und zog mir das Handtuch übers Gesicht. Unter dem Stoff fühlte sich mein Atem schwer und warm an, meine Wangen waren heiß wie glühende Kohlen.
    Ich verkrampfte mich, als du den Tisch in den Sand gleiten ließest. Die Kamelstute hockte dicht neben mir auf dem Boden. Ich hörte sie kauen und spürte die Hitze, die auch von ihr ausging. Ich streckte meinen Arm und berührte das Fell an ihrem Bauch mit den Fingerspitzen. Du warst auf der anderen Seite. Ich hörte dich dort hantieren, du befestigtest irgendwas; wahrscheinlich die Kiste, die du gerade gepackt hattest. Dann warfst du ein Seil über ihren Höcker, herüber zu mir. Du wickeltest es um den Tisch und bandst mich und meine Trage mit dem Kamel zusammen. Dann zogst du fest an dem Seil und die Trage bewegte sich auf den Kamelbauch zu, so dass ich nun direkt neben ihr lag. So nah, dass ich den muffigen Staubgeruch ihres Fells riechen und das Grummeln in ihrem Magen hören konnte. Als ich meinen Arm in ihre Seite drückte, sprang ein winziges Insekt auf meine Haut.
    Dann befahlst du der Kamelstute aufzustehen. Ich hörte, wie sie tief aus dem Bauch heraus zu stöhnen begann, es grollte überall um mich herum. Von irgendwo weit weg hörte ich, wie du ihr gut zuredetest und sie antriebst. Als sie auf die Hinterbeine kam, ruckte mein Körper nach vorne. Ich stieß einen Schrei aus und krallte mich in ihr Fell. Der Schmerz wurde noch schlimmer, als sie ihre Vorderbeine durchdrückte. Aber irgendwie kam die Trage am Ende in die Horizontale und ich lag flach auf dem Rücken und gut festgebunden neben dem Kamelhöcker wie eine schwere Packtasche.
    »Halt durch, Gemma«, sagtest du und legtest mir die Hand auf die Schulter. »Diese Aktion wird leider ein bisschen wehtun.«
    Das Kamel machte ein paar zögernde Schritte. Ich wappnete mich und umklammerte die Tischkante. Mein Körper schwankte vor und zurück, was mir

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