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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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sich dagegen und stürzte mit wildem Gekreisch wieder zu Boden.
    Deine Hände und Arme bluteten und waren geschwollen von den tiefen Wunden und Kratzern; deine Augen waren geweitet.
    »Du hast Recht, das ist ein Killer«, sagtest du. »Der hat ein ernsthaftes Problem.«
    Du schütteltest den Kopf, vielleicht vor Überraschung, dass ein anderes Wesen dir derart zusetzen konnte. Du strecktest deine verletzten Hände von dir weg wie ein Kind. Blut lief aus der Wunde an deinen Knöcheln und rann dir übers Handgelenk. Ein paar kleine Brustfedern klebten darin. Du versuchtest, das Blut mit der andern Hand wegzuwischen, aber dadurch öffnete sich ein dünner Riss auf deren Rücken.
    »Au«, sagtest du. Dann blicktest du hoch, fixiertest mich mit deinen großen blauen Augen. »Ich glaube, du wirst mir helfen müssen, die hier zu reinigen«, sagtest du.
     
     
    Ich ließ das Wasser laufen, machte es ziemlich heiß. Du hocktest auf dem staubigen Boden im Wohnzimmer und wartetest darauf, dass ich dir die Schüssel brachte. Als du die Hände hineintauchtest, zucktest du zusammen. Ich lächelte. Meine ganz persönliche kleine Genugtuung. Ich holte einen kratzigen alten Scheuerschwamm aus der Küche, den du zum Geschirrspülen benutztest.
    »Ist der okay?«, fragte ich unschuldig.
    »Willst du mir die Haut runterreißen?« Du rolltest mit den Augen. »Aber lass mal, ich will die Antwort gar nicht hören.«
    Ich brachte den Schwamm trotzdem mit und kauerte mich auf der andern Seite der Schüssel hin. Als deine Hände im Wasser kreisten, färbte es sich rot.
    »Tut das nicht weh?«, sagte ich.
    »Doch.«
    »Wie schaffst du’s dann, sie drinzulassen?«
    »Ich bin stur.« Du grinstest. »Stur wie ein Waddywood-Baum. Außerdem heilt’s, wenn’s wehtut.«
    »Nicht immer.«
    Das Blut strömte immer weiter, in Wirbeln schlängelte es sich um deine Finger.
    »Dieser gottverdammte Hahn«, brummeltest du.
    Mit deinen Armen hattest du noch nichts gemacht. Auch dort waren tiefe Kratzer, ein paar von ihnen reichten bis über deine Ellbogen. Du hast einen Seufzer ausgestoßen, die Hände aus dem Wasser genommen und sie auf dem Rand der Schüssel abgelegt. Sie waren grellrot und aufgedunsen wie Marshmallows im Feuer.
    »Du wirst mir helfen müssen«, sagtest du. »Bitte.«
    Ich erwiderte deinen Blick. »Warum sollte ich?«
    Du runzeltest die Stirn. »Weil wir beide am Arsch sind, wenn ich meine Hände nicht benutzen kann.« Du hast frustriert geseufzt. »Ich kann sie allein nicht richtig waschen.« Deine Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln, während du mich mit flehendem Blick ansahst. »Außerdem tut es weh, Gem.«
    Ungelenk strecktest du mir die Hände entgegen, so wie du es schon mal getan hattest. Rosa gefärbtes Wasser tropfte herab. Ein Tropfen landete auf meinem Knie und lief langsam nach unten, er ließ dabei eine trübe braune Spur auf meiner Haut zurück.
    »Und was tust du für mich?«, fragte ich leise.
    Auch du sahst zu, wie der Tropfen an meinem Bein langlief, und dachtest nach. »Was willst du?«
    »Du weißt, was ich will.«
    »Du gehst nirgends hin.« Du hast deine rechte Hand gedreht und das herunterströmende wässrige Blut betrachtet. »Ich meine, was willst du jetzt in diesem Moment?«
    Du sahst mich wieder direkt an. Die kleine Bewegung genügte, um dir das Haar über die Augen fallen zu lassen. Die sonnengebleichten Strähnen waren inzwischen so lang, dass sie dir bis an den Mund reichten. Als du versuchtest, sie wegzupusten, blieben sie dir an den Lippen kleben.
    »Bitte«, sagtest du. »… egal was, solange es nicht darum geht, dass du von hier fortwillst. Sag schon. Ich werd tun, was du willst.« Du beugtest dich vor, neugierig wie eine Katze. »Aber«, flüstertest du, »kannst du mir zuerst ein Handtuch holen? Sie sind in der Kiste im Bad.«
    »Ich weiß.«
    Ich öffnete die angestoßene Blechkiste neben der Badezimmertür und holte ein Handtuch für dich. Auf dem Weg zurück ins Zimmer dachte ich an alles, was ich von dir wissen wollte … es waren Hunderte von Dingen. Aber danach zu fragen, kam mir wie ein Verbrechen vor, wie eine Art Verrat. Darum kniete ich mich mit dem Handtuch im Schoß hin und überlegte. Ich wollte es dir geben, wenn du danach fragtest, doch stattdessen legtest du deine Arme einfach hinein, auf meine Knie. Ich spürte, wie der Stoff feucht und warm wurde von deinem wässrigen Blut. Dein Gesicht war dicht bei meinem, doch ich sah stattdessen deine Arme an. Meine Beine waren

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