Ich wuenschte, ich koennte dich hassen
mir deine Hand auf den bebenden Rücken. Sie war fest und warm.
»Du hast Recht«, flüstertest du und hauchtest dabei deinen Atem in meinen Nacken. »Kann sein, dass es manchmal was Gutes gibt in den Städten … was Schönes.«
Und dann hast du mich zu dir gezogen. Sanft und behutsam, hast du mich bei den Schultern genommen, mich aufgerichtet und zu dir hingeführt. Wie in Zeitlupe sank ich in deine Umarmung, so kam es mir zumindest vor. Du schlangst deine warmen Arme und dazu die Decken um mich, hülltest mich in eine behagliche Dunkelheit. Ich musste an den Nachtfalter denken, den ich in meiner Hand gehalten hatte: geborgen, aber auch gefangen in der Dunkelheit meiner Finger.
»Tut mir leid«, sagtest du. »Ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst.«
Ich spürte, dass auch du zittertest. Du hieltst mich fester, drücktest mich an deinen bebenden Körper und gegen den Sand und die Erde und die Farben, die darauf klebten. Ich ließ mich in deine Umarmung fallen und merkte: Dieses eine Mal wollte ich auch etwas von dir. Dein erdiger Geruch übertrug sich auf mich. Du beugtest dich zu mir und fuhrst mir über die Wangen, wobei Farbe in meine Haare geriet. Ich blieb, wo ich war, unter den Decken an deinen warmen Körper geschmiegt, wie etwas Weiches in einer Schale. Deine Arme um mich herum waren stark wie Stein. Ich spürte, dass deine Lippen meine Haare streiften. Ich fühlte die Wärme deines Atems an meinen Ohrmuscheln. Ich erstarrte, wich aber nicht zurück. Sorgfältig wählte ich die Worte, die ich sagen wollte.
»Wenn wir in London wären«, begann ich, »und das alles hier wäre nicht passiert, aber du würdest mich so kennen, wie du’s jetzt tust … würdest du mich dann trotzdem entführen?«
Lange gabst du keine Antwort, auch dein Körper um mich herum blieb regungslos. »Ja«, flüstertest du dann und schobst mir die Haare hinter die Ohren. »Ich kann dich nicht gehen lassen, nie.«
Du hast die Decken noch enger um mich gewickelt. Ich spürte deine warmen, trockenen Hände auf meinen Schultern, den Griff deiner Finger auf meiner Haut. Nach einer Weile legtest du dich zurück in den Sand und nahmst mich mit dir. Ich hatte keine Kraft mehr, gegen dich anzukämpfen. Und du warst warm, so warm. Du lagst im Sand und ich schmiegte den Kopf an dich, meine Wange lag auf deiner Brust. Ich spürte, wie dein Körper weich wurde und sich entspannte. Ich drückte mich auch in den Sand. Sogar jetzt speicherte er noch die Hitze. Du hattest einen Arm um mich geschlungen und streicheltest mit der anderen Hand meine Haare. Und dann begannst du zu reden. Im Flüsterton erzähltest du mir Geschichten – darüber, wie die Wüste entstanden war, wie die Geister sie in die Welt gesungen hatten. Wie alles miteinander verbunden war, wie die ganze Welt, die mich umgab, durch den Flügelschlag eines Nachtfalters im Gleichgewicht gehalten wurde. Ich schloss die Augen und ließ mich von deiner Stimme einlullen. Ihr Rhythmus war wie das Plätschern eines Wasserlaufs. Wieder spürte ich deine Lippen, sie flatterten über meine Stirn. Sie waren weich und kein bisschen trocken. Deine Arme zogen mich zu dir nach unten, tief hinein in die Erde.
Und dann schliefen wir ein.
Ein kühles Rosa weckte mich. Morgendämmerung. Die Wärme deines Körpers fehlte mir schon, bevor ich die Augen aufmachte und feststellte, dass du fort warst. Ich streckte die Hand aus und tastete über den Sand: Der Platz, an dem du gelegen hattest, war noch warm. Anscheinend warst du noch nicht lange weg und der Sand hatte die Hitze, die du ausstrahltest, gespeichert. Dein Körperabdruck war deutlich zu erkennen. Ich fuhr mit den Fingern am Rand der Mulde entlang, in der dein Kopf gelegen hatte, folgte deinen breiten Schultern, deinem Rücken, deinen Beinen. Der Sand war dort, wo du gelegen hattest, fest zusammengedrückt. Auf ein paar von den Sandkörnern entdeckte ich Spuren von Farbe.
Ich zog die Decken enger um mich, um die kühle Morgenluft nicht hereinzulassen. Aber das Licht war schon zu hell; wenn ich die Augen schloss, glühte es orange hinter meinen Lidern. Also setzte ich mich auf. Ich war von oben bis unten voller Sand. Nachts musste Wind aufgekommen sein. Seltsam, ich hatte das überhaupt nicht gemerkt. Ich schüttelte den Sand ab. Dabei fiel mir eine Reihe von Steinen auf, die zu einer Stelle mit etwas festerem Sand ein paar Meter weiter führten. Ich folgte ihnen.
Worte waren in den Sand geschrieben. Ich stellte mich hin
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