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Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Ich wuenschte, ich koennte dich hassen

Titel: Ich wuenschte, ich koennte dich hassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Christopher
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her.«
    Du hobst den Arm und zeigtest auf einen der hellsten Sterne. »Siehst du? Da ist er.« Dann zogst du eine Linie von diesem Stern zu der Sternengruppe, die du »die Schwestern« genannt hattest. »Verstehst du?«, fragtest du. »Er ist immer da, verfolgt die Schwestern, jagt sie bis in alle Ewigkeit … aber er kriegt sie nie.«
    Ein Frösteln überfiel mich. »Dann kommen die Schwestern also nie von ihm los?«
    »Stimmt.« Du wickeltest die Decke fester um meine Schultern. »Aber sie werden nie gefangen. Er ist nur hinter ihnen her, sieht ihnen immer zu … sein Verlangen hört nie auf. Er jagt sie um die ganze Welt. Das hättest du auch in London sehen können, wenn du danach Ausschau gehalten hättest.«
    »Weißt du, in London kann man die Sterne nicht sehen, nicht richtig jedenfalls«, sagte ich.
    Du hast dich rückwärts in den Sand kippen lassen. »Kann sein. Aber der Geistermann ist trotzdem da. Hinter den Wolken, hinter den Lichtern … er guckt immer zu.«
     
     
    Wir saßen noch eine Weile lang da; ich trank den Tee, den du mir gebracht hattest, und du redetest weiter über die Sterne. Du hattest Recht gehabt mit dem Tee. Die Flüssigkeit kroch mir unter die Haut und wärmte mich. Du wolltest wissen, ob du ein Feuer machen solltest, aber ich schüttelte den Kopf, nichts sollte die Lichterflut über uns verderben. Du zeigtest mir eine kleine Sternengruppe, die in deinen Augen wie die Felsen der Separates hier beim Haus aussahen, dann entdecktest du zwei hellere Sterne für die beiden Schuppen und noch einen für das Haus selbst, und schließlich fandest du auch noch zwei bläulich schimmernde Sterne, von denen du sagtest, das wären wir. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte deinen Blicken zu folgen. Aber ich sah einfach nur Sterne.
    »Kann man auch London sehen?«, fragte ich. »Da oben?«
    »Wie meinst du das?«
    »Kann man die Stadt sehen? Die Skyline? Die Brücken? Kannst du sie als Linien zwischen den Sternen nachzeichnen?«
    Ich suchte den Himmel ab. Da oben waren so viele Sterne und in jeder Sekunde kamen noch mehr dazu. Es waren einfach zu viele einzelne Punkte, um etwas deutlich zu erkennen, egal, was es war. Ich folgte ein paar Sternen, die eine Reihe bildeten, und versuchte den Umriss von Big Ben darin zu finden, so wie du die Felsen dort oben entdeckt hattest. Du drehtest dich auf die Seite und sahst mich an.
    »Schon komisch, was?«, begannst du leise. »Du guckst da hoch und findest eine Stadt und ich gucke London an und sehe eine Landschaft.«
    Ich runzelte die Stirn und warf dir einen Blick zu. »Wieso eine Landschaft?«
    »Na ja, ich denke einfach an alles, was drunter ist.« Du strichst dir nachdenklich über die Bartstoppeln. »Die Erde, alles Leben darin, tief unter dem Beton und trotzdem jederzeit bereit, das Pflaster zu sprengen und die Stadt in Besitz zu nehmen. So viel Lebendiges begraben unter Totem.«
    »London ist mehr als nur ein Haufen Beton«, sagte ich.
    »Vielleicht.« Deine Augen leuchteten im Dunkeln. »Aber ohne die Menschen würde die Natur alles beherrschen. Höchstens hundert Jahre würde es dauern, bis sie alles wieder in Besitz genommen hätte. Wir sind eigentlich nur etwas, das vorbeigeht.«
    »Aber wir sind trotzdem da«, sagte ich. »Du kannst die Menschen und die Häuser und die Kunst und alles, was es noch gibt in einer Stadt, nicht einfach ignorieren, kannst das nicht alles wegnehmen. Da bliebe doch gar nichts mehr …«
    Ich unterbrach mich und erinnerte mich an das, was ich zurückgelassen hatte. An meinen Schulweg im Doppeldeckerbus, der an Museen und schmiedeeisernen Parktoren vorbeiführt. An die beiden alten Damen, die vor mir saßen und über ihre Lieblingsserie im Fernsehen redeten. Ich schlang die Arme eng um die Beine, als ich mir vorstellte, was zu Hause gerade passierte. Die Schule hatte wieder angefangen, Anna und Ben mussten aus ihrem Urlaub zurück sein, der Sommer war vorbei. Die Blätter würden sich verfärben, irgendwann braun werden und den Schulhof bedecken. In den Schulkorridoren war die Heizung noch nicht angestellt und in der Eingangshalle war es morgens eiskalt. Vermissten mich die andern? Schrieb noch irgendwer für mich mit? Oder hatten sie das inzwischen schon aufgegeben? Ich drückte den Mund fest gegen meine Knie, aber die Tränen liefen mir schon über die Wangen. Ich versteckte mein Gesicht, denn ich wollte nicht, dass du es mitbekamst. Aber du setztest dich trotzdem auf, rücktest dicht hinter mich und legtest

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