Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
dachte, dass er sie in zwölf Monaten verlassen würde …
Jayne schniefte heftig. Sie wischte sich die Tränen ab und vergrub das Gesicht wieder im Handtuch. Wenn solche Gedanken nicht reichten, um eine Frau zum Weinen zu bringen, was dann?
9. KAPITEL
“Das Sofa reicht für mich.”
Erik musste am späten Sonntagmorgen wieder an diese Worte denken, als er und Jayne abreisten. Er hätte Jayne auf keinen Fall erlaubt, auf dem Sofa zu schlafen, während er sich zufrieden im Bett breitmachte. Also hatte er am Samstagabend, nachdem sie den Tag damit zugebracht hatten, über völlig unwichtige Dinge zu reden, und dann auch noch “Mensch ärgere dich nicht” gespielt hatten, das Bett natürlich Jayne überlassen und es sich selbst auf dem Sofa bequem gemacht.
Erik konnte mit Fug und Recht behaupten, dass dieses Wochenende gleichzeitig das aufregendste und ärgerlichste seines Lebens gewesen war. Nur mit Unbehagen dachte er daran, dass sich das gleiche Muster durch den Rest seiner Ehe ziehen könnte.
Es würde offenbar ein sehr, sehr langes Jahr werden.
Nun, während Jayne und er sich in ihre jeweiligen Zimmer in der winzigen Wohnung in Amber Court zurückzogen, machte Erik sich wieder Vorwürfe. Was hatte er sich nur dabei gedacht, eine Frau, die er gerade kennengelernt hatte, einfach zu bitten, ein Jahr mit ihm verheiratet zu sein, ihr eine große Summe Geld zu zahlen, bei ihr einzuziehen und ansonsten zu hoffen, dass alles ohne Probleme verlief – schöner Sex natürlich inbegriffen.
Die Wahrheit war natürlich, dass er gedacht hatte, genau das alles würde funktionieren. Aber das war jetzt nicht der springende Punkt.
Er stellte seinen Koffer auf das Bett im Gästezimmer und begann ihn auszupacken. Der springende Punkt war vielmehr, dass nichts so verlief, wie er es geplant hatte. Er hatte sich alles ganz einfach vorgestellt, und jetzt war es total kompliziert. Nicht nur Jayne reagierte anders als erwartet, er selbst auch.
Er konnte einfach nicht aufhören, an Jayne zu denken.
Er dachte daran, wie sie geduftet, wie sie sich angefühlt hatte. Er dachte an die erotischen kleinen Laute, die sie ausgestoßen hatte, während er sie liebte. Er dachte an die Leidenschaft und das Feuer, das sie in ihm entzündet hatte und das er irgendwie nicht fähig war zu löschen.
Und er dachte daran, wie sehr er sie immer noch begehrte.
Vergiss es, wies er sich entschlossen zurecht. Sie hat ganz deutlich gesagt, dass es nie wieder passieren wird.
Tatsächlich passierte es auch nicht, jedenfalls nicht in der folgenden Woche.
Am Montagmorgen stand Jayne sehr früh auf und ging zur Arbeit. Sie überließ es Erik, allein in der Wohnung zu bleiben und es mit dem fürchterlichen Geschöpf namens Mojo aufzunehmen. Erik war davon überzeugt, dass das große schwarze Wollknäuel nur vorgab, eine Katze zu sein, und in Wirklichkeit einiges von einem Panther in sich hatte.
Am Dienstagnachmittag überlegte Erik, ob es nicht doch eine gute Idee wäre, den Rat seines Vaters aufzugreifen und bei “Randolph Shipping and Transportation” zu arbeiten. Bis jetzt hatte er sich widersetzt, und sein Vater hatte ihm seinen Willen gelassen, weil die ganze Familie – er selbst eingeschlossen –_davon überzeugt war, dass er zu faul und zu uninteressiert sei für diese oder irgendeine andere Arbeit. Aber plötzlich überfielen Erik die seltsamsten Gefühle. Zuerst einmal schien er eine ganz neue Arbeitsmoral entwickelt zu haben, eine nie gekannte Zielstrebigkeit und das Verlangen, etwas zu leisten. Das war es schließlich, was verheiratete Männer taten, oder? Sie machten sich nützlich. Vielleicht war es an der Zeit, dass er dem Beispiel der anderen Männer folgte.
Also fing er am Mittwochmorgen an, als Vizepräsident für seinen Vater zu arbeiten, wenn auch nur vorübergehend, um erst einmal zu sehen, wie es laufen würde. In den Tagen bis Freitag hatte Erik eine Art Offenbarung. Die Arbeit gefiel ihm nicht übel und er war sogar überraschend gut darin. Das vermittelte ihm ein ganz neues Selbstwertgefühl. Doch vor allem gab es ihm etwas, über das er mit Jayne reden konnte, wenn sie am Abend zusammen waren.
Denn sie brauchten wirklich dringend ein Gesprächsthema, nachdem sie die ganze erste Woche damit zugebracht hatten – wenn man einmal von dem kurzen erotischen Zwischenspiel im Sunset Inn absah –, sich aus dem Weg zu gehen. Sie hatten sich kaum gesehen, kaum miteinander gesprochen und sich meistens nicht einmal in derselben
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