Ich wusste nicht, wie gut du küsst!
in Youngsville bekannt war, was sie von ihren Kollegen gehört und was sie während ihrer einmonatigen Ausbildung gelernt hatte. Abraham Colette, dessen Familie seit Generationen in Paris im Schmuckgeschäft war, war 1902 aus Frankreich nach Youngsville gekommen, um sich sein eigenes Imperium aufzubauen. Er hatte ein Mädchen aus der Gegend geheiratet, das Teresa hieß, und seine Firma eröffnet, die bald für vorzüglichen, sehr stilvollen Schmuck berühmt werden sollte.
Selbst während der Weltwirtschaftskrise in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts florierte die Firma dank der Klugheit Carl Colettes, des Sohnes von Abraham und Teresa. Und so war Colette im Lauf der Jahre landesweit und sogar weltweit bekannt geworden für seinen einzigartigen Schmuck, der nur von den besten Designern und Goldschmieden geschaffen wurde.
“Was wird geschehen?”, fragte Jayne. “Ich darf diesen Job nicht verlieren. Ich hatte unglaubliches Glück, dass ich ihn überhaupt gefunden habe, und dass auch nur, weil Rose ein gutes Wort für mich eingelegt hat. Ich habe nichts anderes gelernt und würde unmöglich etwas finden, wo ich so viel verdiene wie hier. Ich brauche meine Provisionen.” Sie schluckte, um ihre aufsteigende Angst zu unterdrücken. “Ich muss einen Bruder und eine Schwester durchs College bringen.”
“Jetzt beruhigt euch erst mal”, sagte Lila. “Es ist nichts als ein Gerücht, okay? Kein Grund, durchzudrehen. Wahrscheinlich ist alles in Ordnung.” Sie sah auf die Uhr. “Das Geschäft öffnet in einer halben Stunde, Jayne, und hier sind eine Menge Kollegen, die Einkäufe machen wollen. Du und deine Kollegin Amy, ihr solltet euch besser beeilen, wenn ihr heute pünktlich öffnen wollt.”
“Stimmt”, sagte Jayne und holte tief Luft. “Stimmt”, wiederholte sie und straffte die Schultern. Arbeit war genau das, was sie jetzt nötig hatte. So würde sie wenigstens von ihren trüben Gedanken abgelenkt werden.
Es kann unmöglich schlimmer kommen, versicherte sie sich erneut.
Als der Nachmittag halb vorbei war, war Erik schon nicht mehr so optimistisch, was seine Heiratsaussichten anging. Zum einen hatte das düstere Wetter seine Laune gedämpft, aber noch viel mehr als das entmutigte ihn die Tatsache, dass von den drei Frauen, denen er bis jetzt die Ehe angetragen hatte, keine einzige seinen Antrag angenommen hatte. Wenn das kein schlechtes Omen war!
Als Erste hatte er Marianne, die beste Freundin seiner Schwester Celeste, gefragt, die einige Tage bei ihnen zu Besuch war, bevor sie wieder zu ihrem College zurückkehren würde. Er kannte sie seit Jahren und mochte sie auch ganz gern, obwohl er sie eigentlich nicht gut kannte. Dennoch hatte er damit gerechnet, dass sie sich für seinen Heiratsantrag erwärmen würde, auch wenn es nur eine Ehe auf Zeit wäre, denn Celeste hatte ihm einmal anvertraut, dass Marianne wahnsinnig verliebt in ihn sei.
Na schön, diese Enthüllung hatte vor einer ganzen Weile stattgefunden. Vielleicht waren inzwischen sogar zehn Jahre vergangen und Marianne war damals erst elf gewesen, aber das war schließlich nebensächlich. Er war trotzdem überrascht gewesen, dass sie ihn abwies, weil sie beabsichtige, ihr Studium fortzusetzen, wie sie erklärt hatte.
Na, wenn schon, hatte Erik sich gesagt. Auf zu neuen Ufern. Kandidatin Nummer zwei war Diana, die Tochter von Mrs Martin, der Haushälterin der Randolphs. Auch Diana kannte er seit Jahren, da Mr und Mrs Martin seit Ewigkeiten für seine Eltern arbeiteten. Aber aus irgendwelchen Gründen hatte Diana seinen Antrag nicht ernst genommen und einfach nur gekichert, als er ihr seinen Vorschlag unterbreitete. Und sie hatte nicht aufgehört zu kichern, so sehr er auch beteuert hatte, dass es sich keineswegs um einen Scherz handele. Schließlich hatte sie sich die Lachtränen abgewischt und ihn abgewiesen, nicht ohne ihm zu danken, und war wieder an ihre Arbeit gegangen. Er hatte sie noch immer kichern hören, als sie sie den Flur hinuntergegangen war.
Den dritten Korb hatte er gerade vor ein paar Minuten erhalten, und zwar von der Kellnerin in einem Restaurant in der Marion Street. Obwohl besagte Kellnerin seinen Antrag nicht auf die leichte Schulter genommen hatte wie die anderen beiden Frauen, hatte sie ihn ebenfalls abgewiesen, da sie bereits vergeben sei. Sie fühle sich verpflichtet, hatte sie ihm mitgeteilt, ihren Verlobten, wie versprochen, im nächsten Monat zu heiraten.
Trotzdem klammerte sich Erik weiterhin verbissen
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