Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:

    »Sie irren, Mr. Boyd«, sagte er
bedauernd. »Das sind alles keine Menschen, die zusammenbrechen, sie lassen
andere zusammenbrechen. Nehmen Sie Waring zum Beispiel. Zweimal im Verlauf der
letzten Jahre hat eine größere Handelsbank versucht, ihn zu schlucken. Beide
Versuche wurden eingestellt, noch ehe sie richtig angelaufen waren. Edward
bediente sich eines ganz simplen Rezepts; er bedrohte die Vorstände mit einer
Vendetta persönlicher Gewalttätigkeit. Nicht sehr subtil, aber Edward verfügte
über die Entschlossenheit und organisatorische Begabung, um es glaubhaft zu
machen und klarzustellen, daß er persönlich nie offiziell in den Verdacht
geraten konnte, in die Angelegenheit verwickelt zu sein.«
    »Beeindruckend«, stimmte ich
zu. »Und die anderen?«
    »Amanda Peacock verließ mit
fünfzehn Jahren die Schule und eine Woche darauf ihre Eltern in Albuquerque.
Drei Jahre später war sie die Geliebte eines Industriellen aus Detroit, dessen
sexuelle Neigungen nicht nur grotesk, sondern auch äußerst schmerzhaft für die
Partnerin waren. Amanda machte gute Miene zum bösen Spiel, bis sie genug
Einblick in sein Unternehmen hatte, um eben jene geheime Formel an sich bringen
zu können, die seinen Konkurrenten Geld wert war. Sie verkaufte sie und steckte
ihre Ziele höher. Mit zweiundzwanzig Jahren heiratete sie einen griechischen
Reederei-Tycoon. Zu spät wurde ihr klar, daß er im Grunde ein schlichter Mann
war, der den Herd für den angemessenen Platz einer Ehefrau hielt, und ihr keine
Möglichkeit bot, sein Geld auszugeben. Nach einem Jahr verfiel sie auf den
Chauffeur, der aber zufälligerweise der Liebhaber ihres Mannes war. Unter
Mithilfe des Gärtners — der zufälligerweise ihr Liebhaber war —
verschaffte sie sich einen Satz anschaulicher Fotos über die ergötzlichen
Stunden ihres Gatten mit dem Chauffeur und machte sie ihrem Ehemann anläßlich
des ersten Hochzeitstags zum Geschenk. Der Schock war für ihn zu groß, er
tötete sich eine Woche später. Das Pech Amandas war, daß er seinen gesamten
Reichtum seinen acht unverheirateten Schwestern vermachte.
    Vor zwei Jahren heiratete sie
schließlich Lysander Peacock, einen reichen englischen Nichtstuer, über dreißig
Jahre älter als sie. Bis zum Zeitpunkt seiner Ehe hatte er sich für einen der
potentesten Hengste der Neuzeit gehalten und langweilte sämtliche Freunde mit
unzähligen Geschichten über seine sexuellen Bravourstücke. Amanda eskalierte
ihre natürliche Begabung auf diesem Gebiet in eine wütende Unersättlichkeit und
machte aus dem armen Lysander in sechs Monaten einen alten Mann. Schließlich
war er froh, sie mit einer sehr großzügigen Abfindung zur Scheidung bewegen zu
können, die allerdings an die Bedingung geknüpft war, ihn nie wiederzusehen.
Ich glaube, er hat sich als Bienenzüchter irgendwo auf dem Lande zur Ruhe
gesetzt .«
    »Und Daphne Talbot-Frith?«
    »Von einem Dutzend oder mehr
der besten Mädchenschulen Englands relegiert, noch ehe sie siebzehn war«, sagte
er leichthin, »immer wegen ihres ungezügelten Temperaments. Einmal stand sie
kurz vor einer Gefängnisstrafe, weil sie ihr Mädchen bewußtlos geschlagen
hatte. Ihr Vater konnte die Sache noch mit Geld regeln. Zu schweren Geldstrafen
verurteilt wegen solcher Sachen wie beispielsweise einer
Eine-Frau-sechs-Männer-Orgie im Unteroffizierskasino der Aldershot Kaserne. Ein Gerücht besagt, daß sie einem ihrer Liebhaber einen Besuch mit dem
Messer abstattete, nachdem sie ihn mit ihrer Freundin erwischt hatte, und daß
er drei Monate im Krankenhaus habe zubringen müssen. Die Geschichte sei nur
vertuscht worden, weil er zufällig ein Lord und auch noch verheiratet war .«
    »Ross Sheppard ?« gab ich ihm als nächstes Stichwort.
    »Brillante Karriere als junger
Offizier, obwohl bei seinen Kameraden verhaßt wegen Folterung von Gefangenen.
Dann zwei Jahre Söldner überall dort in der Welt, wo gut gezahlt wurde. Er
hängte den Job allerdings flink an den Nagel, als ihm klar wurde, daß seine
angeborene Brutalität und sein blendendes Aussehen eine unwiderstehliche
Kombination für reiche Damen waren. Ross ist das, was ich den New-Look-Gigolo
nennen würde. Genau der Typ, der sich einen Dreck darum schert, ob der Ehemann
Bescheid weiß oder nicht, und der den Ehemann, wenn der je wagen sollte, ihm
Vorhaltungen zu machen, ohne ein Wimpernzucken zusammenschlägt. Da gab es mal
einen einäugigen französischen Grafen, der etwas dagegen einzuwenden hatte, daß
Ross

Weitere Kostenlose Bücher