Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich zähle bis drei

Ich zähle bis drei

Titel: Ich zähle bis drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Verstehen Sie, Wachtmeister? Eine wild und ungezügelt, die andere,
diese junge Dame hier« — ich legte Daphne eine Hand auf die Schulter — »lieb
und zurückhaltend. Die wilde Schwester besteht darauf, sich haargenau so
anzuziehen wie ihre Schwester, und findet dann ungeheuren Spaß daran, deren
Auto zu nehmen und damit Ärger zu machen .«
    »So?« Der Polizist sah aus, als
hätte ich ihm gerade genau zwischen die Augen geschlagen.
    »Das glaub’ ich nich ’«, schrie der Portier. »Die hier war es, die hier !«
    »Die, die es war, befindet sich
in diesem Augenblick am Empfang und beschwert sich beim stellvertretenden
Manager darüber, daß Sie ihr die Hand unter den Rock geschoben hätten, als sie
ausstieg«, sagte ich kalt. »Nach dem Gesicht des stellvertretenden Managers zu
urteilen, sah es so aus, als beginne er, ihr zu glauben .«
    »Dreckige Lügen !« sagte der Portier mit wackeliger Stimme. »Er kann ihr
nicht glauben, wenn er bei Verstand ist .«
    »He!« Der Polizist blickte ihm
fest in die Augen. »Wenn sie genauso angezogen ist wie ihre Schwester hier, und
Sie haben sie angefaßt« — sein Gesicht rötete sich plötzlich —, »dann ist das
so etwa die unschicklichste tätliche Beleidigung, von der ich je gehört habe.«
    »Ich gehe sofort rein und
stelle das richtig«, murmelte der Portier.
    »Ich komme am besten mit«,
sagte der Polizist würdevoll. »Unsittliches Berühren haben wir hier nicht oft —
immer nur falsches Parken und Hunde ohne Leine .«
    Die zwei marschierten
zielstrebig auf das Hotelfoyer zu. Ich warf meinen Koffer auf den Rücksitz des
Minisportwagens und setzte mich geschwind auf den Beifahrersitz. Daphne sprang
auf den Fahrersitz und startete den Motor.
    »Das war brillant, Danny«,
sagte sie warmherzig, »ich verzeihe dir auch all die schrecklichen Sachen, die
du mir gestern am Telefon gesagt hast .«
    »Willst du damit sagen, sie
seien nicht wahr ?«
    »Natürlich sind sie wahr«,
brauste sie auf. »Darum haben sie sich ja so schrecklich angehört .«
    Sie knallte den ersten Gang ein
und schob sich umsichtig von der Bordsteinkante in den langsam fließenden
Verkehr.
    »Was hat Marvin dir noch von
mir erzählt ?« fragte sie, als wir an einer Ampel
warten mußten.
    »Nichts Wesentliches. Wie du
aus allen Mädcheninternaten rausgeflogen bist; das war, glaube ich, alles .«
    »Ich weiß noch genau, wie selig
ich war, als meinem geliebten armen Papa die Schulen ausgingen .« Sie kicherte vergnügt. »Daraufhin beschloß er, mich zu
Hause zu halten, und engagierte eigens einen Privatlehrer. Einen ganz
gediegenen jungen Mann, um die Zweiundzwanzig, der ernsthaft erwog, Missionar
zu werden. Weil ihm ewig zu kalt war, verführte ich ihn im Treibhaus, das dank
Daddys Umsicht das ganze Jahr über eine Dauertemperatur von 25 Grad hat.
Richard hieß er. Er erlitt am nächsten Morgen fast einen Nervenzusammenbruch,
als er meinem Vater eine vernünftige Erklärung dafür zu geben versuchte, daß er
Mitte Januar Gesicht und Arme voller Hitzepocken hatte .«
    »Und was wurde aus Richard ?«
    »Knapp einen Monat später stach
er in See. Er wollte die Welt sehen, behauptete er, aber ich vermute, er wollte
vor den Weibern flüchten, insbesondere vor mir .«
    »Und was passierte danach ?«
    »Papa stellte alle
Erziehungsversuche wegen Aussichtslosigkeit ein, und ich blieb zunächst zu
Hause. Eine entsetzlich stumpfsinnige Zeit, weil mein Vater meist unterwegs war
und ich mit einer älteren, unverheirateten Tante dahockte.
    Etwa sechs Monate später
brachte mein Vater den französischen Botschafter zum Wochenende mit nach Hause.
Da Tantchen krank im Bett lag und ich glaubte, Vater käme erst am folgenden
Tag, hielt ich den Zeitpunkt für günstig, um ein bißchen auszubrechen. Kaum
angekommen, führte Vater seinen Gast unverzüglich zum Treibhaus, seinem ganzen
Stolz. Er öffnete die Tür und sah mich mit zwei Burschen aus dem Dorf eine Art
Blindekuh spielen, was ihn kaum gestört hätte, wenn wir nicht alle drei nackt
gewesen wären .«
    »Und wie reagierte der
französische Botschafter ?«
    »Er sah irgendwie schmachtend
aus, erinnere ich mich. Mir schien es, als hätte er gern mitgespielt. Die
Franzosen sind eben eine ausgesprochen zivilisierte Rasse. Für Vater und
Tochter indes trennten sich die Wege endgültig. Ein paar Tage später schickte
er mich nach Amerika zu seinen alten Freunden, den Van Hulsdens .
Ich blieb acht Monate bei ihnen in Maryland und fand jede Minute herrlich

Weitere Kostenlose Bücher