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Ich zog mit Hannibal

Ich zog mit Hannibal

Titel: Ich zog mit Hannibal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Baumann
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wurde geschrien.
    Alle drängten zu einem Hügel vor dem Lagertor. Als wir dort ankamen, war der Hügel bereits von einer Menschenmauer umstellt. Karthalo schob mich vor sich her. Ich kam durch und hatte die Aufpasser vor mir. Sie waren kahl geschoren und hatten Striemen in ihren Gesichtern   – ich erkannte sie kaum wieder.
    Vor ihnen stand Monomach. Er hielt eine Peitsche. Ein Karthager, den ich noch nie gesehen hatte, stand bei ihm.
    Keiner im ganzen Lager war mehr gefürchtet als Monomach, dem die Fußtruppen unterstellt waren. Er galt als Abgott der Söldner und es wurde behauptet, er habe mehr als vierhundert Feinden mit eigener Hand das Leben genommen.
    Nun brachte er allein dadurch, dass er seinen Blick in die Runde gehen ließ, die Menschenmauer zum Schweigen. Er forderte den Unbekannten auf zu reden.
    Der Mann erklärte: »Ich komme aus Karthago. Vor vier Tagen tauchte dort eine Gesandtschaft der Römer auf. Dagegen ist nichts zu sagen. Sie erhoben Klage wegen Sagunt. Ihre Sache! Sie verlangten, dass Hannibal vor Gericht gestellt werde. Nicht überraschend   – man ist von den Römern gewohnt, dass sie ihr Maul viel weiter aufreißen, als ihnen ansteht. Nun aber hört, was Hanno, der alte Widersacher des Barkas, verlangte! Er, der Wortführer jener Karthager, die lieber zum Säckel greifen als zur Waffe, stellte den Antrag, Hannibal an Rom auszuliefern.«
    Ein Wutgeschrei schlug über dem Hügel zusammen.
    »Einer von der Hanno-Partei verlangte sogar, Hannibal als einen Feldherrn, der eine Schlacht verlor, ans Kreuz zu schlagen«, fuhr der Mann fort.
    Wieder machte sich die Erregung in wildem Geschrei Luft.
    Monomach zog den beiden Männern am Schandpfahl einen Hieb über.
    »Gib es ihnen!«, brüllte die Mauer, »reiß ihnen die Maske vom Gesicht!«
    »Sie sind entlarvt«, erklärte Monomach mit hämischem Grinsen. »Wir haben nachgesehen, was sie unterm Rock tragen. Was sie in ihrem Innersten sind, färbte bei ihnen durch bis auf die Haut.«
    Er riss Myrkan und Barmokar den Rock auf. Beiden war das Rutenbündel mit dem Beil, das Zeichen Roms, eingebrannt.
    Verräter!, wurde gebrüllt, Römlinge! Schurken!
    »Eine Gasse für Hannibal!«, rief Monomach plötzlich.
    Die Mauer wich auseinander, durch die Lücke kam Hannibal, begleitet von Maharbal und Silenos.
    »Was ist mit euch?«, fragte Hannibal die beiden am Pranger. »Ihr seid ja kaum mehr zu erkennen.«
    »Sie zeigen eben ihr wahres Gesicht«, versicherte Monomach.
    Hannibal trat an die Pfähle heran. Barmokar wandte sich ab, Myrkan aber starrte Hannibal entgegen.
    »Warum so?«, fragte ihn Hannibal.
    »Weil ich dich hasse.«
    »Und warum so viel Hass gegen mich?«
    »Weil ich Karthago liebe.«
    »Auch ich liebe Karthago«, beteuerte Hannibal.
    »Nein!«, schrie Myrkan, »sonst würdest du nicht Karthago zu Grunde richten.«
    »Wie kannst du das behaupten?«, fragte Hannibal ruhig.
    »Du bist wie dein Vater!«, schrie Myrkan weiter, »auch er dachte an nichts als an Krieg. Nur werdendeine Kriege mehr Menschen verschlingen als seine. Nicht auf Rom   – auf Karthago fallen die Trümmer Sagunts.« Myrkan schrie so heftig, dass die Striemen in seinem Gesicht zu bluten begannen. Hannibal bemerkte das Rutenbündel. Betroffen wandte er sich an Monomach. »Du treibst es zu weit.«
    Der Söldnerführer verteidigte sich: »Solche muss man brandmarken wie Vieh, damit es keinen Zweifel gibt, wohin sie gehören.«
    Hannibal gab Befehl, Myrkan loszubinden.
    »Der soll entkommen?«, verwahrte sich Monomach.
    »Lasst beide frei!«, befahl Hannibal schärfer.
    Da wurden die beiden von den Pfählen befreit.
    »Geht zu Hanno zurück«, trug Hannibal ihnen auf. »Sagt ihm, dass ich tun werde, was er vorschlug: Ich begebe mich freiwillig nach Rom.«
    Es wurde unheimlich still. Alle reckten die Köpfe.
    »Ich will mich den Römern stellen«, fuhr Hannibal nun in einem Ton fort, der jedes Missverständnis wegfegte. »Die alle hier werden bald vor den Toren Roms stehen.«
    Tosender Beifall hinderte ihn am Weitersprechen. Als der Lärm verebbt war, sagte er: »Freilich kommen wir nicht als Unterhändler; wir werden handeln. Mit uns werden es die Römer nicht ganz so leicht haben wie mit jener Sorte von Karthagern, die glauben, alles lasse sich kaufen, auch Ämter und Würden. Wie viel Talente waren es doch, die Hanno für seine Stelle bezahlte?«, fragte er schneidend. »Fünfzig, nicht wahr?«
    Myrkan gab keine Antwort.
    »Nun, seine Rechnung ging auf«, fuhr Hannibal

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