Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idealisten der Hölle

Idealisten der Hölle

Titel: Idealisten der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. John Harrison
Vom Netzwerk:
deutlich hervor.
    »Ich bin Schwester Dooley«, sagte sie in der Annahme, daß er der Mittelpunkt der Gruppe sei. Ihre Stimme überraschte ihn nicht; tüchtig und zu laut. »Nun. Sie gehören nicht zu meinen Leuten, oder? Nein. Sie sind natürlich trotzdem willkommen.«
    Eine verfluchte Einstellung. Er nickte flüchtig. Er war müde, und er hatte die Nase voll von Leuten, die den Tatsachen nicht ins Auge sehen konnten.
    »Also, was ist los, Mr. Meadows?«
    Meadows trieb seine Dora nach vorn und riß an ihrem Maul, wenn sie versuchte, auf dem Grasstreifen zu weiden. Er strich über seine Stirnlocke.
    »Sie haben einen Frosch, Schwester. Und wollen ihn nicht hergeben«, brummelte er. Er schob das Gesicht der Mähre beiseite, als sie an seinem Hals schnüffelte. Er zeigte mit dem Finger auf Morag. »Da.«
    Die Nonne lugte durch den Schleier. Zieh das verdammte Ding aus und hör auf, Unruhe zu stiften, dachte Wendover.
    Sie ging zu Morag und stellte sich vor sie hin, musterte sie einen Augenblick lang von oben bis unten und sagte: »Meine Güte, Kind. Haben Sie nichts anzuziehen? Antworten Sie mir.«
    Morag setzte eine verschlossene Miene auf und flüsterte mit dem Kind. Harper hinkte herbei, Arm an seiner Seite.
    »Lassen Sie das Kind in Ruhe«, sagte er. Er bekam nie genug.
    Schwester Dooley musterte ihn. »Ich hatte nicht die Absicht, es anzufassen.«
    Sie kehrte zu Wendover und Meadows zurück, die sich während des angespannten Waffenstillstandes insgeheim belauert hatten. In bezug auf den Beichtvater der Nonne war sich Wendover seiner Sache sicher. Er ertappte sich dabei, daß er wie ein einfältiger alter Mann dachte: Wenn ich einen Stock habe.
    »Sie hätten nicht versuchen sollen, es ihr fortzunehmen, Mr. Meadows.«
    Und zu Wendover:
    »Es war ein Fehler seinerseits. Sie hat für kurze Zeit die Verantwortung für das Kind, würden Sie es so ausdrücken?«
    Wendover zuckte zusammen, die Exaktheit der Aussage hatte ihn unvorbereitet getroffen. Er öffnete den Mund, um zu antworten, aber sie fuhr fort: »Dann werden Sie mir sicher erlauben, alles Nötige zu veranlassen, wenn es soweit ist?«
    Er konnte ihr Glück kaum fassen. Jesus, dachte er, sie hat Verbindung zu der Hauptgruppe. Wir sind sicher unter Dach und Fach.
    »Ich würde es natürlich gern zu Ende führen«, sagte er, »aber ich werde es im gegebenen Augenblick gerne an sie weitergeben. Sie haben schon Erfahrung gesammelt mit den Mutanten? Wir fanden es schwierig, mit ihnen in Verbindung zu treten.«
    »O ja, das war der alte Name. Ja, ich kenne sie. Ich bin in der Tat einigermaßen bewandert mit ihnen. Hier gibt es so viele von ihnen. Ich tue seit nunmehr fast zehn Jahren mein unzulängliches Bestes, um die Lage in dieser Gegend zu entspannen.«
    Er dachte, er könnte sie vielleicht trotz ihrer Frömmelei mögen. Offensichtlich lebte sie in einer längst vergangenen Zeit, aber er hätte immerhin mindestens Nächstenliebe erwarten sollen. Ob er es zulassen würde, daß sie letztlich seine Verantwortung übernahm, wußte er nicht. Er bot ihr die Hand. Als sie nicht darauf reagierte, lächelte er statt dessen. Sie hatte mehr vergessen als er, und das machte ihm irgendwie Spaß.
    »Ich bin Wendover«, sagte er.
    »Ja. Wenn Sie und Ihre Leute mir jetzt folgen würden …«
    Sie begab sich zu dem Luftkissenfahrzeug zurück. Meadows begleitete sie ein paar Schritte, mußte dann aber zurückbleiben, da seine Mähre sich weigerte, sich der Maschine zu nähern.
    »Scheu, eh? Eh?« meinte Wendover zu ihm, als er vorsichtig einen Bogen um das schnaubende Tier machte.
    Das Schott, das das Führerhaus vom Frachtraum trennte, war grob herausgebrochen worden, und man hatte die verbliebenen schartigen Kanten aus Stahlblech gegen die Seitenwände und das Dach gehämmert. Der Raum war etwa neun mal drei Meter groß und war verwendet worden, um Tiere zu beherbergen oder zu transportieren. Denn obwohl er vor kurzem geschrubbt worden war, lag ein scharfer Geruch von Ammoniak in der Luft. An den Wänden entlang waren Seilschlaufen befestigt.
    Das Führerhaus war mit einer Doppelsteuerung ausgerüstet, davor eine lange Sitzbank. Das einzig Komplizierte darin war ein Bord mit Druckmessern über der Windschutzscheibe, aber einige davon waren erbarmungslos simplifiziert worden und hingen lose und verrostet aus ihren Halterungen. Es war ein trüber Ort.
    Arm machte sich unverzüglich daran, die Ausrüstung zu begutachten, während die anderen mit gerümpfter Nase im Frachtraum

Weitere Kostenlose Bücher