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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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angeblich so kluge Lady Diana geprotzt hat. Ich bin verkauft worden! Vor meinem Auge hat Geld den Besitzer gewechselt und ich daraufhin meinen Aufenthaltsort. Und was das Schlimmste war, ich wurde von einem Wärter angeschirrt, als wäre ich ein Kutschenpferd. In aller Herrgottsfrühe! Ich wurde angebunden und musste warten – auf wen oder was wurde mir nicht mitgeteilt, es hätte auch das Erschießungskommando sein können.
    Nach einiger Zeit kam eine Frau – ohne Kittel. Sie stellte sich vor mich und guckte mich durch ihre Brille an, als würde sie in der Metzgerei einen Hinterschinken begutachten. Der Wärter und sie haben miteinander diskutiert. Sie hat immer mal wieder Laute von sich gegeben, die nach Oje-oje klangen, ganz so, als wäre die alte Dona Clara aus Vila do Santo Chouriço sich nicht sicher, ob der Bacalhau gar ist oder nicht. Das Brustgeschirr kniff und scheuerte an meinem Bauch, deswegen habe ich mich kaum bewegt. Noch wusste ich ja nicht, worum es ging – also, dass es um mich ging, war mir schon klar, aber was wollte die Frau? Nun, ich sollte es bald erfahren: Nach einer Weile hat sie genickt und mir über den Kopf gestreichelt. Ich muss wohl ein ziemlich dummes Gesicht gemacht haben, denn plötzlich lachte sie. Der Wärter gab ihr die Leine in die Hand, und dann gingen wir los.
    Auf unserem Weg kamen wir an endlos vielen Zellen vorbei. Dieses Gefängnis war größer, als ich gedacht hatte. Mal ging es links herum, dann wieder rechts herum, fast wie in einem Labyrinth. Und denk dir, Alfonso, sie haben dort sogar Katzen eingekerkert. Bösartige, dicke Katzen, die hinter den Gitterstäben lauern und fauchen. Du verstehst sicherlich, dass sich mein Mitleid in Grenzen hielt.
    Aber zum ersten Mal sah ich die anderen Hunde in ihren Zellen sitzen. Wenn wir vorbeigingen sprangen sie auf, warfen sich gegen die Gitterstäbe und pöbelten aus Leibeskräften. Ein paar Spanier waren dabei, die konnte ich halbwegs verstehen. Sie wünschten mir die Pest an den Hals.
    »Warum du? Warum nicht ich?«, geiferten sie. »Ich bin viel schöner als der da. Nimm mich, Chica! Nimm mich! Komm zurück, Zweibeinerin! Hey, hey, was willst du mit der krummbeinigen Missgeburt?« Und so weiter und so fort. Ich hörte sie noch lange rufen und konnte mir zuerst keinen Reim darauf machen, wieso sie bis zur Heiserkeit darum bettelten, verkauft zu werden. Na ja, vielleicht dachten sie, dass alles besser sei, als eingesperrt zu sein. Mir kam die Idee, dass sie sogar Recht haben könnten. War man erst einmal mit einem dieser dummen Zweibeiner allein, könnte man ihn leichter übertölpeln. Das könnte die Chance zur Flucht sein.
    Endlich erreichten wir einen Raum, in dem mehrere Leute herumsaßen. Unter einem Schreibtisch stand eine kleine Hundehütte. Über dem Eingang war ein Schild angebracht, darauf stand: Violetta. Es dauerte auch nicht lange, bis Violetta sich zeigte. Eine rehfarbene, zierliche Hündin mit spitzer Nase und riesigen kohlefarbenen Augen.
    »Do you speak English?«, fragte ich sie.
    »Alle Sprachen«, antwortete Violetta auf Portugiesisch und baute sich vor mir auf wie ein Wachsoldat. »Dafür bin ich ja hier. It’s time to say good bye. Ich bin das Verabschiedungskomitee«, setzte sie nach und fragte dann, ob sie noch etwas für mich tun könnte. »Beschränke dich auf das Wesentliche. Wir haben nicht viel Zeit.«
    Ich verzichtete also auf die üblichen Höflichkeitsfloskeln und fragte:
    »Kannst du mir sagen, was sie mit mir vorhaben?«
    Violetta zog die Augenbrauen hoch, als verstehe sie nicht recht. Dann aber redete sie wie ein Maschinengewehr, als sie mir bestätigte, was ich bereits befürchtet hatte: Die Frau hatte sich entschlossen, mich zu kaufen.
    Ich fragte Violetta, ob es eine Möglichkeit zur Flucht gäbe. Sie lachte nur heiser und sagte: »Wozu denn?«
    »Das ist doch offensichtlich. Ich brauche keinen Herren, ich bin selber einer!«
    »Versteh ich nicht«, sagte sie. »Jeder, der hier rauskommt, ist froh. So einer wie du ist mir noch nicht untergekommen.«
    »Ich habe ein Rudel zu Hause. Da, wo ich herkomme, nennen sie mich den König der Straßen! Die warten in Portugal auf meine Rückkehr!«
    »Ach, was? Und wo ist dieses Portugal?«, fragte Violetta und gähnte. »Is’ ja eigentlich auch egal …«
    »Moment, Moment, du sprichst alle Sprachen und weißt gar nicht, woher sie kommen?«
    »Naturtalent.«
    »Sag mir wenigstens, was ich jetzt tun soll. Ich verstehe doch überhaupt nicht …

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