Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
Vom Netzwerk:
einen gewissen Stil. Ich hatte mich lediglich gefreut, zwei Artgenossen meiner edlen Rasse zu treffen, und wollte meiner Freude mittels einer zwanglosen Konversation Ausdruck verleihen. Nichts für ungut.«
    Ich hielt es für das Beste, mich sofort von den beiden zu verabschieden. Ärger hätte nur bedeutet, meinen Anteil am Grill aufs Spiel zu setzen, also wandte ich mich in Richtung Innenhof. Dort brannten mehrere Feuerstellen, über denen große Stücke Fleisch gegart wurden. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich den Duft aufnahm.
    Madame hatte alle Hände voll zu tun, um ihren Teller mit Kuchen zu beladen, und so wartete ich geduldig, Jeeves und Wooster stets im Auge behaltend, ob sie nicht doch noch einen Streit vom Zaune brechen wollten. Darüber verpasste ich meinen Einsatz – Madame war endlich fertig und ging hinaus, ohne mir Bescheid zu sagen, die Leine ruckte, und ich landete unsanft auf meinem Hinterteil.
    »Wow, wow und noch mal wow! Was für ein mieser Abgang, Dom João, der Viertelvorzwölfte«, sagte Wooster und lachte.
    »Woran man bereits sehen kann, dass du kein Mops bist. Und nicht nur daran, Hochstapler. Schätze, deine Mutter hat es nicht so genau genommen, oder? Hast du eigentlich keinen Spiegel zuhause?«
    Ich starrte die beiden so böse an, wie ich nur konnte. Wie konnten sie es wagen, meine Herkunft zu bezweifeln und auch noch den guten Namen meiner Mutter in den Schmutz zu ziehen?
    »Ja, da guckst du, was? Du hast doch gar keine standesgemäße Nase, damit fängt es schon mal an. Guck dir unsere Nasen an. Guck mal! Ja, so müssen Mopsnasen aussehen!«
    »Voller Mayonnaise? Meinst du das?«, gab ich zurück.
    »Und deine Pfoten erst – hinten viel zu dünn –, wie Kackstelzen, hey! Mannomann … glaubst du, alle Welt wäre blind? Und hör dir mal deinen Akzent an!«
    »Meine Mutter ist kurz nach meiner Geburt aus unerklärlichen Gründen verschwunden …«
    »So unerklärlich finde ich das gar nicht: Sie hat dich gesehen – das hat ihr gereicht«, krähte Jeeves.
    Wooster knuffte seinen Bruder in die Seite und sagte ernst: »Jetzt sei doch nicht so gemein zu ihm. Nur weiter, erzähl … Ich möchte den Rest auch noch hören.«
    »Mein Vater, Dom João der Siebenundzwanzigste, meine Tante Eulalia und mein Urgroßvater, der Trovador Camôes der Dritte, haben mich aufgezogen und erzogen. Ich bin ein Mops aus einem anerkannten Königsgeschlecht! Bislang hat es noch niemand gewagt, meine hervorragende Herkunft infrage zu stellen oder meinen Körperbau zu kritisieren!«
    »Tja, wenn man dich so labern hört, wäre es die allerhöchste Zeit dazu«, rief Wooster und schüttelte sich Nudelreste von seiner Weste.
    »Ich kann euren Humor leider nicht teilen. Also, seht euch vor, und erweist einem der Euren etwas mehr Respekt, bitte. Wie alle Welt weiß, macht nicht die Nase den Mops, sondern die Stärke seines Charakters.«
    Jeeves und Wooster wälzten sich vor Lachen auf dem Boden und riefen: »Sagt wer?«
    »Meine Tante Eulalia …«
    »Und die ist seit Jahren tot, und mir ist auch schon ganz schlecht«, sagte Jeeves und drehte mir sein Hinterteil zu. »Da hast du deinen Charakter.«
    Meine Nackenhaare stellten sich auf, und ich ließ ein leises Knurren hören. Madame zischte mich an und zog mich hinaus ins Freie. Als ich an ihnen vorbeiging, wichen sie zurück und gingen hinter der Salatschüssel in Deckung.
    Kaum waren wir draußen, da hörte ich eine Frauenstimme die Namen der beiden rufen. Kichernd kamen sie angerannt und umsprangen wie verrückt ihre Herrin. »Hey, Chefin, weißt du, guck mal, der da … der da … der sagt, er wäre ein Mops.«
    »Ja, genau. Der da.«
    Die Dame beugte sich zu ihnen hinunter, streichelte ihre Köpfe und sprach mit einer Kleinmädchenstimme: »Ja, wo sind denn meine beiden Helden? Ja, wo sind sie denn? Oh, und die schönen Mäntelchen … oje, meine beiden kleinen Dreckfinken. Nicht so wild. Huch!«
    Sie rannten auf mich zu und umkreisten mich und meine Madame. Die Frau kam hinterhergelaufen, versuchte, die beiden wild gewordenen Brüder einzufangen, und entschuldigte sich fortwährend bei meiner Madame. Jeeves und Wooster rasten in immer enger werdenden Kreisen um uns herum und zupften an Madames Hosenbeinen. Kaum hatte die Frau einen der beiden eingefangen, entwischte der andere, um es noch toller zu treiben. Mir ging die Respektlosigkeit der beiden zu weit, und ich wollte die Sache auf meine Art klären, kam aber nicht weit, weil die Leine mich

Weitere Kostenlose Bücher