Idioten auf zwei Pfoten
schließlich musste sie das Auto steuern. Und sie tat es wie immer mit einer Zigarette im Mund und dem Bleifuß auf dem Gaspedal. Die Häuser rauschten an uns vorbei, so schnell, dass meine Hinweise auf ein paar besonders gelungene Exemplare von der Zugluft hinweggetragen wurden. Schon bald sausten wir über noch kurvigere Straßen einen Hügel hinauf und in einen dichten Tannenwald hinein. Dieser Übergang geschah so abrupt, dass ich für einen Moment dachte, die Sonne hätte sich verfinstert, denn kaum im Wald angekommen, sank die Temperatur. Wir passierten eine kleine Kreuzung, Madame riss das Steuer herum, und dann rollte der Wagen aus dem Wald heraus, bog in einen schmalen Weg ein, der sich steil hinunter in ein Tal wand und unaufhaltsam auf ein Anwesen zuhielt. Es bestand aus einem großen Haupthaus mit Balken und sauber verputzten Wänden. Daneben gab es noch ein paar stattliche Wirtschaftsgebäude, eine große Wiese und einen Gemüsegarten, und etwas versteckt hinter Obstbäumen sah ich noch einen Teich. Einige Kinder standen bis zu den Knien im Wasser und versuchten Bälle in Gummireifen zu werfen, die auf dem Wasser schwammen.
Im Innenhof angekommen, Alfonso, erwarteten uns sehr viele Menschen. Sie gaben sich ausgelassen, wozu sie auch allen Grund hatten. Die Sonne schien. Musik war zu hören, und mehr braucht es wohl auch in diesem Land nicht, um ein Fest zu feiern.
Meine Madame gab die Dinge, die sie zuvor in Papier gepackt hatte, der Herrin des Hauses, die sich offensichtlich sehr darüber freute und uns sofort den Weg zu den Nahrungsmitteln wies, die in einem ehemaligen Schuppen appetitlich auf großen Platten dargeboten waren. Jeder wurde aufgefordert, sich ohne Einschränkung zu bedienen.
Kaum hatte sich meine Nase in dem Überangebot von Köstlichkeiten zurechtgefunden, da erblickte ich unter einem der Tische zu meiner grenzenlosen Freude zwei Stammesbrüder, die sich aus einer achtlos auf dem Boden abgestellten Schüssel mit Nudelsalat bedienten.
»Hi«, sagte der eine und leckte sich die Mayonnaise von der Schnauze. Er trug eine Weste in tomatenfarbenem Schottenmuster.
»Hi«, sagte der andere und stellte sich schützend vor die Schüssel. Er hatte sein meerfarbenes Wams bereits ausgiebig mit Salatsauce bekleckert.
Ich sah über die etwas befremdlichen Tischmanieren der beiden jungen Möpse hinweg, deutete ein Kopfnicken an und stellte mich vor: »Guten Tag. Ich bin El-Rei Dom João, König der Straßen von Vila do Santo Chouriço, der Achtundzwanzigste aus dem großen Geschlecht der Joãos. Königliche Möpse einst im Dienst portugiesischer Herrscher und Entdecker, abstammend in einer Linie der Joãos …«
»Was sagt er?«, schmatzte der Meerfarbene.
»Weiß ich nicht«, antwortete der Tomatenfarbene. »Ich höre immer was von König.«
»Nachdem ich mich nun vorgestellt habe, dürfte ich erfahren, wer ihr seid, werte Brüder?«
»Jeeves und Wooster. Und woher weißt du, dass wir Brüder sind?«
»Ich bin Wooster. Wusste gar nicht, dass wir noch einen Bruder haben. Ha ha … Und schon gar nicht, dass du das bist.«
Jeeves lachte und stieß Wooster in die Seite. »Ha, ha … der und unser Bruder!«
»Und was ist jetzt so lustig daran?«, wollte ich wissen. Mir kamen die beiden ein wenig überspannt vor. Ich ging ein paar Schritte auf sie zu, nicht um mich am Nudelsalat zu bedienen, sondern um die beiden näher zu betrachten. Keine Frage, sie waren Möpse, aber reichlich klein gewachsen, sehr dick und sehr albern für unsere edle Rasse.
»Such dir eine eigene Schüssel«, sagte Jeeves und baute sich vor mir auf.
»Ich habe gar keinen Appetit«, antwortete ich. »Jedenfalls nicht auf Nudelsalat. Ich bin Fleisch gewöhnt. Ein König nimmt doch keine Beilagen, solange es noch Rippchen gibt.«
»Seit wann das denn?«, sagte Jeeves.
»Ich dachte, wir fressen alles. So ist der Deal. Das stand doch so in unserem Vertrag, oder Jeeves?«
Jeeves nickte, versenkte seinen runden Kopf wieder in der Schüssel und sagte zwischen zwei Schmatzern: »Und außerdem – Könige sollten eine Krone tragen. Deine Augenklappe bringt’s echt nicht. Das ist hier kein Kostümfest.«
»Was man an euren Mäntel sieht – oder ist das keine Verkleidung?«
»Es ist gegen die Abendkühle und absolut en vogue. Das trägt man als Mops.«
»Wovon redet ihr eigentlich?«
»Dasselbe könnten wir dich fragen. Also, wovon redest du? Und mach’s mal nicht so geschwollen.«
»Da, wo ich herkomme, pflegt man eben
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