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Idioten auf zwei Pfoten

Idioten auf zwei Pfoten

Titel: Idioten auf zwei Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edda Minck
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spannend werden, denn er hat, was alle anderen nicht haben: die Aura der Könige. Dieser kleine Kerl ist ein geborener Rudelführer, genau so wie ich.
    In diesem Hollywood, wo der Mann wohnt, sind alle noch viel verrückter als hier in Deutschland. Die meisten unserer Artgenossen dort leben in großen Häusern mit Gärten so groß wie Vila do Santo Chouriço. Das klingt zunächst ganz gut, aber sie haben ständig ein schlecht organisiertes Menschenrudel zu ertragen; es gibt dort keine Führungskraft, die die Leitung übernimmt – und du weißt, was dann passiert, Alfonso, dann geht es drunter und drüber. Denn wer nicht zum Rudelführer geboren ist, den wird eine solche Situation in den Irrsinn treiben. Ob die Menschen das nun wahrhaben wollen oder nicht.
    Eine Episode erzählte von einer gänzlich verrückt gewordenen Nackthund-Dame, du weißt schon, die mit den Pinseln auf den Ohren. Sie konnte ihre Arbeit als Fotomodell für Hundeshampoo nicht mehr machen. Ihr Name war Tinkerbell und erinnerte mich sehr an die arme Fluse. Tinkerbells Nervenkostüm war so angegriffen, dass sie nur noch hysterisch durch die Wohnung sauste, über Tische und Bänke ging und völlig unkontrollierbar alles und jeden ansprang, sogar die Fensterscheiben.
    Ihre Chefin, nicht minder durcheinander, sauste ebenfalls wie ein Ballon, aus dem die Luft entweicht, im Zimmer hin und her, quasselte, ohne Luft zu holen, auf den Dog Whisperer ein und gestikulierte mit ihren dürren Armen in der Luft herum.
    Tinkerbell tat mir leid. Und nicht nur das, Alfonso, ich konnte ja verstehen, was sie sagte, und ihre Not zerriss mir beinahe das Herz. Sie wollte nur weg von diesem wild gewordenen Brummkreisel von Mensch, was nur verständlich war. Du siehst, Alfonso, ich hätte es noch schlechter treffen können. Madame färbt mir weder die Ohren himbeerfarben noch muss ich für Hundeshampoo posieren, und ich werde auch nicht alle fünf Minuten auf den Schoß gehievt und betatscht, frisiert und gekämmt, abgeküsst, gebadet und mit Spielzeug zugeschüttet.
    Als die Besitzerin von Tinkerbell mit ihrer Tirade geendet hatte, war endlich der Mexikaner dran. Ich wartete gespannt darauf, was er sagen würde.
    Er sagte erstmal gar nichts. Ich staunte. Er schwieg für einen Menschen sehr lange. So lange, bis Tinkerbells Chefin von ganz alleine ruhiger wurde. Als er die Frau endlich so weit hatte, dass sie ihm auch zuhörte, sagte er: »Erlauben Sie Tinkerbell, ein Hund zu sein. Sie ist kein Mensch und kein Kind, und schon gar nicht ist sie ein Baby. Sie ist ein erwachsener Hund. Und wenn Sie mit Tinkerbell zusammenleben möchten, dann müssen Sie lernen, ein Rudelführer zu sein. Tinkerbell wird es Ihnen danken.«
    Die Frau guckte so dumm aus der Wäsche, als der Mann diese schlichte Wahrheit aussprach, dass ich laut loslachen musste. Denn ich begriff, dass er gar kein Hundeflüsterer war, sondern ein Menschentrainer. Er versuchte wirklich, den Hunden zu helfen, indem er ihren Menschen erklärte, was ein Hund ist.
    Ich sah auf Madames Gesicht ähnliche Ratlosigkeit sich breit machen wie auf dem von Tinkerbells Chefin.
    »Da sehen Sie mal, auf was Sie sich eingelassen haben, gnädige Frau«, sagte ich. »Sie haben sich ein Wesen ins Haus geholt, für das Sie nicht gemacht sind, und Sie zwingen mir ein Leben auf, für das ich nicht gemacht bin. Ich bin kein Hausmops. Ich bin ein freier Rudelführer mit eigenem Revier … Aber ich rede mir ja schon seit Wochen den Mund fusselig …«
    Madame sagte: »Aus, Schrödi.«
    Ich schenkte ihr den Gesichtsausdruck Nummer 1, und sie kraulte mir den Bauch. Während der Mann im Fernseher erklärte, was ein Rudel ist und was es bedeutet, ein Rudelführer zu sein, schlief ich ein. Für mich war das nichts Neues.
    Warum habe ich eigentlich noch keine eigene Sendung im Fernsehen?

Kapitel 5
    5. Oktober
    Die Tage fließen zäh wie schlechter Honig dahin. Sie wurden lediglich von einem kleinen Disput mit der Madame unterbrochen, bei dem es darum ging, wer nach ihr noch die Zeitungen lesen darf; offensichtlich nicht ich, denn sie war sehr wütend, als sie mein Archiv bemerkte, das ich mir neben meinem Korb im Arbeitszimmer angelegt hatte. Umgehend hat sie dafür gesorgt, dass die Zeitungen zukünftig unerreichbar für mich bleiben – du wirst es nicht glauben, Alfonso, auch für Papier gibt es eine extra Mülltonne. Damit bloß ja niemand auf die Idee kommt, sich an den Schlagzeilen von gestern zu bereichern. Ich musste mich also für

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