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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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über die Auslieferung meines Zeugen verhandeln kann, ist der Fürst – natürlich unter
     der Bedingung, daß er den Mann mit Bedacht verwendet.«
    »Das heißt?«
    »Einzig zu dem Zweck, Seine Eminenz Kardinal Montalto davon zu überzeugen, daß er mit der Ermordung Perettis nichts zu tun
     hat.«
    »Warum Montalto?«
    »Weil er der Onkel der Signora und beim Tod des jetzigen Papstes möglicherweise ein
papabile
1 ist.«
    »Du setzt mich in Erstaunen! Wer hat dir denn weisgemacht, er könnte die Tiara erringen?«
    »Das ist eine Frage des Gleichgewichts: die Kardinäle werden nach dem Tode Gregors XIII. einen tugendhaften Papst wählen wollen.
     Das Gesetz der Brandung! Wollen wir wetten, Signore?«
    »Das verhüte Gott! Du bist zu gerissen für mich! Was willst du im Austausch für deinen Gefangenen?«
    »Östlich von Rom besitzt der Fürst ein großes Gelände. Da hindurch führt eine kleine Straße, die ihm ebenfalls gehört. Auf
     dem Gelände steht nichts weiter als eine Schenke, die dort illegal hingebaut wurde. Ich möchte nun, daß mir der Fürst dieses
     Gelände für eine bescheidene Summe überläßt.«
    »Um Eigentümer der Schenke dort zu werden?«
    »Aber nein, Signore! Unsere Gesetze sind viel komplizierter. |313| Ich kann Eigentümer des Geländes werden, ohne Besitzer der Schenke zu sein, die dort steht, wenn auch unberechtigterweise.
     Dagegen kann ich – als Eigentümer des Geländes – die Straße zu der Schenke sperren, dadurch das Geschäft ruinieren und den
     Pächter zum Verkauf zwingen.«
    »Für eine bescheidene Summe, wie?«
    »Das versteht sich von selbst.«
    »Vermutlich ist das dein drittes Prinzip, Domenico: statt komplizierter Intrigen lieber einen einfachen, legalen Trick wählen,
     der nichts kostet. Was erwartest du von mir?«
    »Daß Ihr mich beim Fürsten einführt.«
    »Ist gemacht.«
    Nachdem
il mancino
gegangen war, begab ich mich unverzüglich zu Vittoria. Ich klopfte an die Tür und hörte, wie Caterinas Pantoffeln beim Klang
     meiner Stimme eifrig über die Steinplatten klapperten. Sie öffnete mir, ganz außer Atem, einen Leuchter in der Hand, und umarmte
     mich ohne jede Scham vor den Augen ihrer Herrin. Ich stieß sie heftig zurück, der Leuchter fiel zu Boden, die Kerze erlosch.
     Und dieser kleine Krake hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich mir wieder an den Hals zu werfen und mich in der Dunkelheit
     zu umschlingen. Dieser zweite Angriff irritierte mich noch mehr, aber die weichen Formen des weiblichen Körpers haben so viel
     Macht über mich, daß ich einige Sekunden brauchte, bis ich mich wieder gefaßt hatte. Ich machte mich von Caterina frei, schlug
     Feuer und zündete die Kerze wieder an.
    Vittoria hatte sich aufgestützt, ihr Haar war in lange Flechten geordnet, damit sie es im Schlaf bequem habe. Sie sah mich
     mit ihren blauen Augen fragend an. Fast ein Jahr lang hatte ich sie nicht gesehen. Und seltsam: obwohl mir ihr Gesicht so
     vertraut war, schien es mir einen neuen, reiferen und traurigeren Ausdruck zu zeigen; gewiß eine Folge ihrer langen Gefangenschaft
     in der Engelsburg und der ungerechten Anschuldigungen, die auf ihr lasteten, und auch der Zweifel, die sie ob der Beteiligung
     des Fürsten an Perettis Ermordung hegte.
    Ich setzte mich auf ihr Bett und platzte mit meinen Neuigkeiten über den Zeugen heraus, den
il mancino
gefangen hatte. Sie lauschte mit weit aufgerissenen Augen, und kaum hatte ich geendet, sprang sie, halbnackt, wie sie war,
     aus dem Bett und lief wie eine Wahnsinnige zur Tür.
    |314| »Wohin wollt Ihr?« rief ich.
    »Zum Fürsten.«
    »Ihr wißt nicht einmal, wo sein Zimmer ist!«
    »So zeigt es mir!«
    »Zu dieser Stunde?«
    Doch sie hörte mich gar nicht, sie war schon in der Galerie. Ich griff noch schnell den Leuchter, um sie zu geleiten, und
     rannte ihr mit großen Schritten nach; Caterina heftete sich an unsere Fersen.
    Nie werde ich den Ausdruck in den Augen des Fürsten vergessen, als plötzlich Vittoria mit fliegenden Zöpfen in seinem Zimmer
     erschien. Ein Kind, an dessen Bett endlich die geliebte Mutter erschien, nachdem es schon alle Hoffnung aufgegeben hat, hätte
     sich nicht inniger und naiver freuen können. Der Fürst wollte sich erheben, doch sie ließ ihm keine Zeit dazu. Sie fiel an
     seinem Bett auf die Knie, nahm seinen Kopf in beide Hände und bedeckte ihn mit Küssen.
    »Ach, Paolo«, sagte sie leise und atemlos, »verzeiht mir! Verzeiht mir! Ich war so ungerecht zu Euch. Ich werde Eure Frau,
    

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