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Idol

Idol

Titel: Idol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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abgetreten hat. Leider habe ich nicht mehr genügend Mittel, um sie instand zu setzen.«
    »Vielleicht weiß ich Abhilfe. Das benachbarte Wäldchen möchte Kardinal Cherubi gern erwerben, denn es würde seinen Park vorteilhaft
     vergrößern. Ich verkaufe es dir.«
    »Ohne sofortige Bezahlung zu verlangen, Durchlaucht?«
    »Ohne jede Bezahlung. Wenn es dir gehört, verkaufst du es an Kardinal Cherubi weiter.«
    »Es gibt doch bestimmt eine Bedingung bei diesem Geschäft.«
    »Eine mündliche und vertrauliche. Er soll dich täglich über den Gesundheitszustand des Papstes auf dem laufenden halten.«
    »Eine verblüffende Bedingung, wenn sie von einem niedrigen Schankwirt wie mir kommt.«
    »Sie wird den Kardinal nicht verblüffen, wenn sie von einem Nachbarn kommt, der in dem Wäldchen, das er ihm verkauft hat,
     liebenswürdigerweise das Gestrüpp auslichtet. Cherubi ist ein einfaches Gemüt. Auf seinen Spaziergängen spricht er mit jedermann.«
    »Vielleicht braucht er auch Eure Beziehungen zu den Venezianern, wenn der hochbetagte Patriarch von Venedig seinen Geist aufgibt?«
    »Vielleicht.
Mancino
, du bist sehr beschlagen. Woher hast du deine Informationen?«
    »Von meinen Mädchen, Durchlaucht. Ich erröte bei diesem Eingeständnis – meine Mädchen werden nicht nur von gemeinen Leuten
     frequentiert.«
    » Mancino
, es ist sehr wichtig, daß ich sofort Kenntnis erhalte, wenn das Ende Gregors XIII. bevorsteht. Du weißt, daß der Vatikan
     solche Dinge manchmal verheimlicht und sogar den Tod eines Papstes erst mit Verzögerung bekanntgibt.«
    »Zu gegebener Zeit werde ich selbst nach Bracciano galoppieren und Euch die Nachricht überbringen, Durchlaucht.«
    »Abgemacht. Komm morgen früh nach Montegiordano. Ich werde nicht mehr da sein, aber mein Majordomus weiß Bescheid. |336| Er wird für mich die Verkaufsurkunde unterschreiben. Du brauchst mich nicht hinauszubegleiten. Ich kenne den Weg.«
    Mit einem knappen Kopfnicken ging er. Ich bemerkte, daß er stark hinkte und nur mit Mühe die Treppe hinabstieg. Ich schloß
     die Tür hinter ihm und war sicher, daß die Sorda nach seinem Weggang voller Neugier heraufkommen würde.
    Ich setzte mich auf den Schemel, von dem sich der Fürst eben erhoben hatte, stopfte mir eine Tonpfeife mit gutem Tabak, schlug
     Feuer, schmauchte genüßlich, in angenehmen Rauch gehüllt, und machte mir meine Gedanken. Ich wurde so schnell reich, daß der
     Tag kommen würde, da ich für mein weiteres Fortkommen meinen »traurigen Beruf« an den Nagel hängen müßte. Aber das wird mir
     leid tun. In gewisser Weise mochte ich meine Mädchen.
    Die Sorda trat ein, vor Aufregung zappelnd wie ein Floh. Sie setzte sich auf meinen Schoß, und ich erzählte ihr die ganze
     Geschichte, aber nichts von der mit dem Weiterverkauf des Grundstücks verbundenen Bedingung. Sie sah mich mit weit aufgerissenen
     Augen an und bewunderte sehr, wie es mir gelungen war, das Vertrauen und die Protektion eines so großen Fürsten zu gewinnen.
     Als ich meinen Bericht beendet hatte, fing sie an zu schmusen. Sie hatte den Moment schlecht gewählt, fand ich, denn es war
     schon sehr spät. Weil es ihr aber von Herzen kam, ließ ich sie gewähren.
     
     
    Seine Eminenz Kardinal Cherubi:
     
    Ich weiß, daß ich heftig getadelt worden bin – auch von jenen Kardinälen, die am Tage des Aufstandes im Vatikan waren –, weil
     ich Seiner Heiligkeit vorgeschlagen hatte, Della Pace zu opfern. Dieses Opfer, das wir bringen mußten, um das Leben des Papstes,
     unser eigenes Leben und den Apostolischen Stuhl zu retten, war an sich gewiß etwas Schreckliches. Aber die meisten Anwesenden,
     auch Seine Heiligkeit, hatten sich im Grunde ihres Herzens bereits damit abgefunden, als ich die Kühnheit hatte, laut auszusprechen,
     was alle insgeheim dachten.
    Auch der Papst hätte mir – wie alle anderen – nach überstandener Gefahr ein böses Gesicht zeigen können. Er tat |337| nichts dergleichen, sondern wußte mir Dank für meinen Mut und meine Offenheit, wie er mir zu sagen geruhte.
    Auf diese Eigenschaften halte ich mir nichts zugute. Ich bin von Natur aus so veranlagt, daß ich freiheraus sage, was ich
     denke. Deshalb habe ich auch nie verhehlt, daß ich eines Tages Nachfolger des Patriarchen von Venedig zu werden hoffe, wenn
     der Herr ihn zu sich rufen wird. Ich weiß wohl, daß es im Vatikan nicht üblich ist, seine Wünsche so unschuldig zu erkennen
     zu geben; im Gegenteil, man verheimlicht sie und läßt sie nur

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