Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Miststück, das dich zu ihrem Packesel gemacht hat, ja? Sie ist wo?«
»In dem Zimmer in diesem Hotel. Sie hat gesagt, sie hat sich von ihrem Freund getrennt, und das Nano-Ding gehört ihm …«
»Das was?«
»Sie sagt, es ist so was wie ’n Nano-Assembler.«
Zona Rosas Züge wurden scharf, als ihre schweren Augenbrauen nach oben zuckten. »Nanotechnologie?«
»Das ist in deiner Tasche?«, erkundigte sich Masahiko.
»In Plastik eingewickelt.«
»Einen Moment.« Er verschwand.
»Wer ist das?«, fragte Zona.
»Masahiko. Mitsukos Bruder. Er wohnt hier.«
»Wo ist er hingegangen?«
»Ins Hotel zurück, wo wir am Port sind.«
»Du steckst vielleicht in einer Scheiße – ganz schön abgedreht«, sagte Zona.
»Bitte hilf mir, Zona! Ich glaub, ich komm nie wieder nach Hause!«
Masahiko tauchte wieder auf. Er hatte das Ding in der Hand, aber ohne die Dutyfree-Tüte. »Ich hab’s gescannt«, erklärte er. »Sofortige Identifikation als primäres biomolekulares Rodelvan-Erp-Programmiermodul C-Schrägstrich-7A. Das ist ein Labor-Prototyp. Wir sind außerstande, seinen
exakten legalen Status zu ermitteln, aber das Produktionsmodell, C-Schrägstrich-9E, ist Nanotechnologie der Klasse 1 und nach internationalem Gesetz verboten. Nach Japanischem Gesetz hat eine Verurteilung wegen illegalen Besitzes von Klasse-1-Geräten automatisch eine lebenslange Haftstrafe zur Folge.«
»Lebenslänglich?«, sagte Chia.
»Das Gleiche gilt für thermonukleare Geräte, Giftgas und biologische Waffen«, sagte er entschuldigend und hielt das gescannte Objekt hoch, damit Zona es betrachten konnte.
Zona sah es sich an. »Hol mich der Henker«, sagte sie. Aus ihrem Ton sprach düsterer Respekt.
31 WIE ES LÄUFT
»Siehst du, wie es läuft, Laney? ›Es fällt alles auf einen zurück?‹ — ›Man kann weglaufen, aber verstecken kann man sich nicht?‹ Kennst du diese Redensarten, Laney? Verstehst du, wie es kommt, dass manche Dinge zu Klischees werden, weil sie nämlich an gewisse Wahrheiten rühren, Laney? So sag doch was, Laney.«
Die Arme um die Rippen geschlungen, ließ Laney sich in einen der winzigen Sessel sinken. Er fand es widerlich, was er da auf dem Bildschirm alles machte, aber er merkte, dass er den Blick nicht abwenden konnte. Er wusste, dass der Mann dort nicht er war. Sie hatten sein Gesicht auf jemand anderen gelegt. Aber es war sein Gesicht. Er erinnerte sich daran, was jemand vor langer Zeit einmal über Spiegel gesagt hatte, dass sie irgendwie unnatürlich und gefährlich seien.
»Das ist dieser Kerl«, sagte er, »dieser Hillman. Von dem Tag, an dem wir uns kennengelernt haben. Mein Vorstellungsgespräch. Er war Porno-Komparse.«
»Findest du nicht, dass er schrecklich grob zu ihr ist?«
»Wer ist sie, Kathy?«
»Denk mal zurück. Wenn du dich an Clinton Hillman erinnern kannst, Laney …«
Laney schüttelte den Kopf.
»Denk an Schauspieler, Laney. Oder denk an Alison Shires …«
»Seine Tochter«, sagte Laney. Gar kein Zweifel.
»Also, ich finde ganz entschieden, das ist zu grob. Das grenzt ja schon an Vergewaltigung, Laney. An Notzucht. Ich
glaube, wir hätten gute Chancen, mit einer Anklage wegen Notzucht durchzukommen.«
»Warum macht sie das bloß mit? Wie habt ihr sie dazu gebracht?« Er wandte sich vom Bildschirm zu Kathy. »Ich meine, falls er sie nicht tatsächlich vergewaltigt.«
»Hören wir uns mal den Ton dazu an, Laney. Mal sehen, was du da sagst. Wirft ein Licht auf das Motiv …«
»Nicht«, sagte er. »Ich will es nicht hören.«
»Du redest die ganze Zeit über ihren Vater, Laney. Ich meine, eine fixe Idee ist ja gut und schön, aber auf diese Weise pausenlos über ihn herzuziehen, während du ihr das Ding dermaßen brutal in den Rachen steckst …«
Er wäre beinahe hingefallen, als er aus dem Sessel hochkam. Er konnte die Bedienungselemente nicht finden. Drähte hinten dran. Er riss die ersten drei raus, die er finden konnte. Der dritte war es.
»Geht das aufs Konto von Lo/Rez, Laney? Sex and Drugs and Rock ’n ’Roll? Eigentlich müsstest du die Dinger doch aus dem Fenster werfen, oder?«
»Was soll das alles, Kathy? Willst du’s mir nicht endlich sagen?«
Sie lächelte ihn an. Genau das Lächeln, an das er sich von seinem Vorstellungsgespräch her erinnerte. »Darf ich dich Colin nennen?«
»Kathy: Leck mich.«
Sie lachte. »Kann sein, dass wir zum Ausgangspunkt zurückgekehrt sind, Laney.«
»Wieso?«
»Betrachte das hier als Vorstellungsgespräch.«
»Ich hab
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