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Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties

Titel: Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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stammte von D. Lewis, Great Portland Street. Das war in London. Skinner mochte Karten. In manchen National Geographic -Ausgaben waren Faltkarten, und alle Länder waren große, einheitliche Farbflecken, von einer Seite zur anderen. Und es hatte früher auch nicht annähernd so viele gegeben. Manche Länder waren riesengroß gewesen: Kanada, die UdSSR, Brasilien. Jetzt gab es an deren Stelle viele kleine. Skinner sagte, Amerika habe denselben Weg genommen, ohne es sich einzugestehen. Selbst Kalifornien sei früher mal ein einziger großer Staat gewesen.
    Skinners Dach war fünfeinhalb mal dreieinhalb Meter groß. Irgendwie wirkte es kleiner als der Raum darunter, obwohl die Wände drinnen dicht mit Skinners Zeug gepflastert waren. Auf dem Dach war nur ein rostiger Metallwagen, ein Kinderspielzeug, mit ein paar Rollen ausgeblichener Teerpappe drin.
    Sie schaute an drei Kabeltürmen vorbei nach Treasure Island hinüber. Dort stieg Rauch von einem Feuer am Ufer auf, wo der niedrige Ausleger, in Nebel gehüllt, nach Oakland davonschoss. Da war ein kuppelartiges, facettiertes Ding auf dem fernsten Trägerturm, dessen Flächen wie neues Kupfer glänzten, aber Skinner sagte, es seien nur mit Mylar überzogene, quadratische Holzfliesen. Sie hatten einen Sender da drin, über den sie mit Satelliten sprechen konnten. Sie dachte, sie würde irgendwann mal hingehen und ihn sich ansehen.
    Eine graue Möwe segelte vorbei, in Augenhöhe.
    Die Stadt sah genauso aus wie immer, die Hügel wie schlafende Tiere hinter den Bürotürmen, deren Adressen sie in- und auswendig kannte. Sie müsste dieses Hotel eigentlich sehen können.
    Die vergangene Nacht packte sie im Genick.

    Sie konnte nicht glauben, dass sie das getan hatte, dass sie so dämlich gewesen war. Das Etui, das sie diesem Blödmann aus der Tasche gemopst hatte, steckte in Skinners Jacke, die an dem wie ein Elefantenkopf geformten Eisenhaken hing. Nichts drin außer einer Sonnenbrille, die teuer aussah, aber so dunkel war, dass sie am Abend zuvor nicht einmal hatte durchschauen können. Die Sicherheitsbullen im Foyer hatten ihr Abzeichen gescannt, als sie reingegangen war; soweit sie wussten, war sie nicht wieder runtergekommen. Der Computer würde sie schließlich zu suchen begonnen haben. Wenn sie bei Allied nachfragten, würde sie sagen, das hätte sie ganz vergessen; sie hätte sich nicht mehr abgemeldet, sondern sei mit dem Dienstbotenfahrstuhl runtergefahren, nachdem sie ihr Päckchen bei 808 abgeliefert hatte. Auf gar keinen Fall sei sie bei irgendeiner Party gewesen, und wer hatte sie da auch schon gesehen? Das Arschloch. Und vielleicht würde er drauf kommen, dass sie ihm die Brille geklaut hatte. Vielleicht hatte er’s irgendwie gespürt. Vielleicht würde er sich dran erinnern, wenn er wieder nüchtern war.
    Skinner brüllte, der Kaffee sei fertig, aber sie hätten keine Eier mehr da. Chevette stieß sich vom Rand des Lochs ab, schwang sich nach innen und fand mit dem Fuß die oberste Sprosse.
    »Wenn du welche willst, musst du sie holen«, sagte Skinner und schaute vom Coleman auf.
    »Lass mir ’n bisschen Kaffee übrig.« Sie zog schwarze Baumwoll-Leggings an und schlüpfte in ihre Turnschuhe, ohne sich die Mühe zu machen, sie zuzubinden. Sie machte die Luke im Boden auf und stieg hindurch. Mit den Gedanken war sie immer noch bei dem Arschloch, seiner Sonnenbrille und ihrem Job. Zehn Stahlsprossen an der Seite eines alten Krans hinunter. Der Kirschpflückerkorb wartete noch dort, wo sie ihn gelassen hatte, als sie zurückgekommen war. Ihr Rad war sicherheitshalber mit ein paar Radio-Shack-Heulern
an einen Pfosten angeschlossen. Sie kletterte in den hüfthohen gelben Plastikkorb und legte den Schalter um.
    Der Motor heulte auf, und das Zahnrad mit den großen Zähnen trug sie schräg nach unten. Skinner nannte den Kirschpflücker seine Seilbahn . Er hatte das Ding aber nicht konstruiert; ein Schwarzer namens Fontaine hatte es für ihn gebaut, als Skinner Probleme mit dem Aufstieg bekam. Fontaine wohnte am Oakland-Ende, mit ein paar Frauen und einem Haufen Kinder. Er kümmerte sich weitgehend um den Elektrokram auf der Brücke. Ab und zu tauchte er in einem langen Tweedmantel auf, einen Werkzeugkasten in jeder Hand, schmierte das Ding und überprüfte es. Und Chevette hatte eine Nummer, wo sie ihn erreichen konnte, falls es irgendwann mal komplett den Geist aufgab, aber das war bis jetzt noch nie passiert.
    Der Korb vibrierte, als er unten ankam. Sie stieg aus,

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