Idoru-Trilogie - Gibson, W: Idoru-Trilogie - Virtual Light/Idoru/All Tomorrow´s Parties
Verdächtiger gespült, nachdem er was reingeschmissen hat. Aber es funktioniert nicht immer
so, wie es eigentlich soll, und es kann sein, dass es noch irgendwo da hinten drin rumschwimmt … Wenn du reinkommst und nochmal spülst, ist es garantiert weg.«
»Verdammt«, sagte Freddie, »das hab ich gar nicht gewusst. «
»Gesunder Menschenverstand«, sagte Rydell und wischte sich den Mund mit einer Papierserviette ab.
»Ich glaube, Mr Warbaby hat Recht mit dir, Rydell.«
»Wieso?«
»Er meint, dass du zu schade dafür bist, nur den Geländewagen zu fahren. Um ehrlich zu sein, Mann, ich war mir da nicht so sicher.« Freddie wartete, als dächte er, Rydell könnte das als Beleidigung auffassen.
»Und?«
»Du weißt, Mr Warbaby hat diesen Stützapparat am Bein.«
»Ja.«
»Erinnerst du dich an die Brücke, die dir aufgefallen ist, als wir hier raufgefahren sind?«
»Ja.«
»Und Warbaby hat dir doch das Bild von diesem Herzchen gezeigt, der Botin, nicht?«
»Ja.«
»Also«, sagte Freddie, »Mr Warbaby ist der Meinung, dass die den Mann beklaut hat. Und sie lebt draußen auf dieser Brücke, Rydell. Und diese Brücke, Mann, das ist ’n ganz übler, beschissener Ort. Die Leute da draußen sind Anarchisten, Antichristen, kannibalische Motherfucker, Mann …«
»Ich hab gehört, dass es bloß ’n Haufen Obdachlose sind«, warf Rydell ein, der sich vage an einen Dokumentarfilm erinnerte, den er in Knoxville gesehen hatte, »die sich irgendwie durchschlagen.«
»Nein, Mann«, sagte Freddie. » Obdachlose arme Schweine, die sind auf der Straße . Diese Motherfucker von der Brücke , die sind so ’ne Art besonders fiese Teufelsanbeter und so ’n
Scheiß. Glaubst du, du kannst da einfach rausgehen? Keine Chance. Die lassen nur ihre eigenen Leute rauf, verstehst du. Wie ’ne Sekte. Mit Einweihungszeremonien und so ’nem Scheiß.«
» Einweihungszeremonien? «
»Schwarze«, sagte Freddie und überließ es Rydell, sich zu überlegen, dass er wahrscheinlich nicht die Hautfarbe der Leute meinte.
»Na schön«, sagte Rydell, »aber was hat das mit dem Stützapparat an Warbabys Knie zu tun?«
»Dort hat er sich das Knie verletzt«, sagte Freddie. »Er ist rausgegangen, obwohl er wusste, dass er dabei sein Leben aufs Spiel setzte, um dieses kleine Baby zu retten, ’n kleines Mädchen «, fügte Freddie hinzu, als ob es ihm gefiele, wie das klang. »Diese Motherfucker von der Brücke, die machen nämlich solche Sachen.«
»Was für Sachen?«, fragte Rydell, der sich blitzartig an die Pooky-Bear-Morde erinnerte.
»Sie stehlen Kinder«, sagte Freddie. »Und Mr Warbaby und ich, wir können beide nicht mehr da rausgehen, Rydell, weil’s diese Motherfucker auf uns abgesehen haben. Kannst du mir folgen?«
»Ihr wollt also, dass ich gehe?«, fragte Rydell und stopfte seine zusammengefaltete Papierserviette in die ölige weiße Papierschachtel, in der seine beiden Kim Tschi Wawas gewesen waren.
»Das soll dir mal lieber Mr Warbaby selber erklären.«
Sie fanden Warbaby, wo sie ihn verlassen hatten, in dem dunklen Café mit der hohen Decke, das in North Beach war, wie Freddie sagte. Er hatte wieder diese Brille auf, und Rydell fragte sich, was er wohl sah.
Rydell hatte seinen blauen Samsonite aus dem Patriot und seine Container-City-Tüte mitgebracht. Er ging ins Bad, um sich umzuziehen. Es gab nur eins für beide Geschlechter,
und es war wirklich ein Bad, mit einer Badewanne drin. Nicht dass sie jemand benutzte; innen rein war nämlich eine lebensgroße Meerjungfrau gemalt, auf deren Bauch eine braune Zigarette ausgedrückt worden war, direkt über der Stelle, wo die Schuppen anfingen.
Rydell stellte fest, dass Kevins Khakihose am Hintern aufgerissen war. Er fragte sich, wie lange er schon so rumlief. Da er jedoch in Container City noch nichts davon bemerkt hatte, hoffte er, dass es im Wagen passiert war. Er zog das IntenSecure-Hemd aus, stopfte es in den Abfalleimer und zog eins der schwarzen T-Shirts an. Dann schnürte er seine Stiefel auf und suchte nach einer Möglichkeit, Hose, Socken und Unterwäsche zu wechseln, ohne die Füße auf den feuchten Boden setzen zu müssen. Er erwog, es in der Wanne zu machen, aber die sah ebenfalls dreckig aus. Er kam zu dem Ergebnis, dass man es irgendwie hinkriegen konnte, indem man sich auf seine Schuhe stellte und sich dann halb auf die Toilette setzte. Er warf alles, was er auszog, in den Abfalleimer. Während er sich fragte, wie viel noch auf der Debitkarte sein
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