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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen
Autoren: Friedrich Ani
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sechzehn Jahre älter bist und noch dazu ein Beamter.«
    Er spreizte die Beine, weil er nicht anders konnte. »Ja«, sagte er. »Ja, aber ich bin sogar siebzehn Jahre älter.«
    Sie drückte so fest zu, daß er einen Schrei ausstieß und husten mußte. »Ja. Du bist ja neulich schon dreiundfünfzig geworden. Um so besser!« Und sie drehte den Kopf in die andere Richtung und öffnete den Mund.
    Später sagte er: »Vielleicht verreisen wir über Weihnachten.«
    »Das ist ja noch so lang hin.«
    »Dafür bleiben wir dann eine ganze Woche oder zehn Tage.«
    »Und wohin?«
    »Das sage ich dir, wenn ich alles geregelt habe.«
    Als sie sich unter der seidenen Decke, die er extra für sie gekauft hatte, wieder an ihn schmiegte, fragte Jana: »Wer ist Nick?«
    »Nick? Sigi Nick?«
    »Er hat nur Nick gesagt; entschuldige, das hab ich vergessen, dir auszurichten. Er rief an, als du unter der Dusche warst. Er hat dich gebeten, morgen zwei Packungen Kaffee mitzubringen. Weil du doch diesen besonderen Laden unten im Haus hast.«
    »Das ist kein besonderer Laden, es ist einfach nur ein Kaffeegeschäft.«
    »Er hat ›besonderer Laden‹ gesagt. Wieso kann er sich den Kaffee nicht selber kaufen?«
    »Er hatte heut keine Zeit mehr dazu, und morgen früh vergißt er es. Und wir trinken fast nur den Kaffee von Frau Lindmayr.«
    Jana schlang ihr Bein um seines, und er wünschte, er würde nicht sofort einschlafen. Er schlief ein und hörte nicht mehr, wie sie ihm zuflüsterte: »Beamte und ihre Gewohnheiten!«
    Er humpelte aus der Halle, bestellte in der Sendlinger Sportgaststätte eine Apfelsaftschorle, rieb sich das linke Knie und winkte ab, als der Wirt ihm eine Zigarette anbot.
    »Rauchst du nicht mehr?«
    »Doch«, sagte Hauptkommissar Sigi Nick. Er trank die Hälfte des Glases in einem Zug aus und brummte vor sich hin.
    »Spiel verloren?« fragte der Wirt.
    »Drei-drei hat’s gestanden, als ich raus bin. Ich hätt heut nicht mitspielen sollen, war eh zu spät dran.«
    »Du bist ihr Joker«, sagte der Wirt, während er Bier zapfte.
    »Und morgen muß ich in der Arbeit auch noch Kaffee für alle kochen!« Er trank den Rest der Schorle.
    »Was?« Der Wirt grinste und stellte die Gläser mit dem frischen Bier auf ein Tablett. »Gibt’s keine Damen mehr bei euch, die für so was zuständig sind?«
    »Jeder kommt mal dran.« Nick streckte das linke Bein und winkelte es ab, mehrmals hintereinander. »Ich bin der Kaffeebeauftragte für September.«
    Der Wirt kam um den Tresen herum. »Und da denkt man immer, in so einer Mordkommission sitzen lauter seriöse Leut.« Er trug das Tablett zu einem Tisch, an dem zwei Männer und eine Frau Karten spielten. Als er zurückkam, bestellte Nick ein Bier und nahm sich vor, den Kaffeejob an die neue Kollegin abzugeben, die seiner Meinung nach sowieso zu viel Zeit damit verplemperte, um Fischer herumzuscharwenzeln und dem Großmogul schöne Augen zu machen.
    »Zum Wohlsein, Kommissar!« sagte der Wirt und plazierte das Glas auf dem Deckel.
    »Jetzt möcht ich doch eine Zigarette«, sagte Sigi Nick.
    Das erste Buch verfehlte sie nur knapp, das zweite traf sie an der Schulter. Sie hob den Arm, stürzte auf ihren Freund zu und schlug ihm ins Gesicht. Er lachte, stieß sie von sich weg, und sie schlug mit dem Rücken gegen den Türrahmen.
    »Hau endlich ab!« schrie Liz Sinkel. »Raus hier!« Sie ging zur Wohnungstür und riß sie auf. Auf dem Weg durchs Zimmer fegte sie mit dem Fuß die Scherben der Teller beiseite, die sie in der vergangenen Stunde nach Bert und er nach ihr geworfen hatte.
    Der junge Mann sah sich noch einmal um.
    »Du kapierst gar nichts«, sagte er an der Tür, nah vor Liz’ Gesicht. »Du hast nie Zeit, du rufst mich an und sagst mir, daß es später wird, weil wieder ein wichtiger Mord passiert ist und weil du die ganze Nacht ermitteln mußt. Dann ermittel doch die ganze Nacht! Dann eifer doch deinem großen Vorbild nach, Tag und Nacht, diesem Superfischer. Du brauchst sonst eh keinen Menschen. Du bist so karrieregeil, daß du schon stinkst!«
    Sein Arm schnellte nach oben, denn er hatte ihren Schlag kommen sehen. »Reiß dich zusammen, du bist jetzt eine Staatsbeamtin.« Er ließ ihren Arm los, strich ihr mit der flachen Hand flüchtig übers Gesicht und stieg die Treppe hinunter.
    »Ruf ja nie wieder an!« rief Liz ihm hinterher. Er reagierte nicht.
    Mit einer heftigen Geste, als verscheuche sie jemanden, drehte sie sich um und schlug die Tür zu. Sie holte Luft, rammte den
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