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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Mitarbeiterinnen.«
    »Mitarbeiterinnen. Ja…«
    Fischer reichte Liz einen Zettel, auf den er einen Namen geschrieben hatte: »Franz Wohlfahrt«. Hatte der Unsympath aus dem vierten Stock also recht gehabt, dachte Liz. Dann nahm sie einen Kugelschreiber aus dem blauen Stifteglas und notierte auf der Rückseite des Zettels: »Frau von… anrufen!«
    »Das sind zuverlässige Frauen«, sagte Wohlfahrt.
    »Aber manche Kunden sind gerissen, sehr ausgekocht, die handeln wie die Weltmeister, und ich verkaufe wertvollen Schmuck und Uhren, da ist mein Spielraum gering. Besser, ich bin selber vor Ort, und, wie gesagt, seit zwei Jahren leb ich praktisch auf der Insel und komm nur noch selten nach Deutschland.«
    »Und Sie vermieten in der Zwischenzeit Ihre Wohnung in der Heiglhofstraße nicht unter?«
    »Das darf ich gar nicht. Ich bin ein normaler Mieter, wenn das rauskäme, flieg ich, und das möcht ich nicht riskieren.«
    »Sie haben mir erzählt, Sie haben eine Ausbildung als Juwelier abgeschlossen«, sagte Fischer. »Und dann führten Sie fünfzehn Jahre mit einem Kompagnon ein Schmuckgeschäft in Schwabing, offenbar erfolgreich. War das nicht riskant auszusteigen und auf Mallorca, wie Sie sich ausgedrückt haben, noch mal neu durchzustarten? Mit Anfang Fünfzig?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Warum nicht? Hatten Sie so viel Geld gespart?«
    »Nein.«
    Während Wohlfahrt schwieg, hielt Fischer den Hörer zu. »Wo wohnt die Lehrerin?«
    »In der Daiserstraße«, sagte Liz.
    »Kann sie herkommen?«
    »Sie hat ein gebrochenes Bein, der Gips ist schon runter, aber sie humpelt noch, hat sie am Telefon gesagt.«
    »Ist sie die Leiterin der Grundschule?«
    »Nein. Die Leiterin ist verreist, genauso wie die andere Lehrerin, die Katinka unterrichtet. Es sind große Ferien.«
    »Sag ihr, ich rufe sie in zehn Minuten an.«
    »Willst du einen Kaffee?«
    Fischer schüttelte den Kopf. Liz ging in ihr Büro auf der anderen Seite des Flurs.
    »Bleibt das vertraulich?« fragte Wohlfahrt.
    »Was denn?«
    »Was ich Ihnen jetzt sage.«
    »Nein.«
    Nach einem erneuten Schweigen sagte Wohlfahrt: »Ich hab im Lotto gewonnen. Knappe zweihunderttausend. Fünf Richtige mit Zusatzzahl. Leider war ich nicht der einzige Gewinner, und der Jackpot war auch nicht besonders voll. Ist aber auch nicht schlecht, oder, was sagen Sie?«
    »Das Geld haben Sie in Ihr neues Geschäft investiert?«
    »Ja, unauffällig. Sie sind der einzige Mensch, der von meinem Gewinn weiß, außer den Leuten bei der Lotterie und einem alten Freund, der total verschwiegen ist. Ich hab’s niemandem erzählt, das bringt ja nichts. Mein Plan ist, noch in diesem Jahr meine Zelte endgültig abzubrechen und mich ganz auf der Insel niederzulassen. Und nach der Geschichte mit der toten Frau… In meinem Keller!«
    »Und der Schrank und die anderen Sachen gehören nicht Ihnen?« sagte Fischer.
    »Ehrlich nicht! Ich war ewig nicht mehr da unten, ich hab kein Auto in Deutschland. Das Zeug steht noch vom Vormieter da, wie gesagt.«
    »Und der Mann heißt Sacher.«
    »Genau, wie der Kuchen, Willi oder Wilfried oder Wilhelm, hab ich vergessen.«
    »Es hilft nichts, Herr Wohlfahrt, Sie müssen herkommen.«
    »Das geht nicht! Jetzt ist August, Hochsaison, ich kann unmöglich weg, ich hab Ihnen eh alles gesagt.«
    »Sind Sie sicher, daß niemand einen Schlüssel zu Ihrer Wohnung hat?«
    »Sie sind gut! Wer denn? Ich hab keine Pflanzen zum Gießen und Haustiere auch nicht.«
    »Wann können Sie hiersein, Herr Wohlfahrt?«
    »Das ist wirklich ganz schlecht, Herr Filser.«
    »Fischer.«
    »Entschuldigung. Wann? Sie sind gut! Und was ist, wenn das mit meinem Lottogewinn doch noch rauskommt? Ich will das nicht.«
    »Warum soll das rauskommen? Wir brauchen Sie als Zeugen.«
    »Was soll ich denn bezeugen? Der Schrank gehört mir nicht, und ich geh nie in die Tiefgarage, das schwör ich Ihnen!«
    »Ich kann Ihnen den Flug nicht ersparen«, sagte Fischer.
    »Außerdem hab ich überhaupt keine Zeit, mich um eine Buchung zu kümmern, die Maschinen sind alle voll zur Zeit.«
    Es blieb Franz Wohlfahrt nichts übrig, als zu versprechen, spätestens am nächsten Nachmittag in der Burgstraße einzutreffen und sich auch den Mittwoch für weitere Befragungen freizuhalten. Nach seinem Ferngespräch beauftragte Fischer seine Kollegin Liz mit einer Flughafenrecherche; sie sollte ausschließen, daß Wohlfahrt zwischen dem Abend des vergangenen Freitags – der vermuteten Tatzeit – und dem letzten Sonntag in der

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