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Idylle der Hyänen

Idylle der Hyänen

Titel: Idylle der Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Stadt gewesen und dann erst nach Mallorca geflogen war. Weil er den Juwelier zunächst nur auf dem Handy erreicht hatte, hatte Fischer sich dessen spanische Festnetznummer geben lassen, um sicherzugehen, daß Wohlfahrt sich im Moment auch tatsächlich im Ausland aufhielt. Als Fischer an seinen Schreibtisch zurückkehrte, rief Micha Schell aus der Wohnung am Nothkaufplatz an. »Wir haben einen Kalender mit ein paar Telefonnummern gefunden, aber kein Adreßbuch. Das Kinderzimmer sieht bei Tag noch ordentlicher aus als in der Nacht, null Hinweis auf den Verbleib des Mädchens. Nachbarn sagen, sie ist still und verschlossen, angeblich sieht man sie selten draußen. Die Kollegen sind da und kleben das Schlafzimmer ab, sie hoffen, daß sie Abdrücke finden, die mit denen aus der Tiefgarage übereinstimmen.«
    »Hast du die Telefonnummern schon angerufen?«
    »Noch nicht«, sagte Schell. »Eine ist mir aufgefallen, sechzehnter Februar, das ist die einzige, bei der etwas dabeisteht: Ost-West.«
    »Ost-West?«
    »Bleib mal dran.«
    Fischer legte den Hörer auf den Tisch und wartete. Außer ihm hielten sich nur noch Weningstedt, Neidhard Moll, Liz und – ein Stockwerk tiefer – Valerie Roland im Haus auf; die übrigen Kollegen würden erst zur zweiten Besprechung um dreizehn Uhr von ihren Recherchen zurückkehren.
    »P-F?« Mit dem Handy seiner Kollegin Esther hatte Schell die Nummer aus Neles Kalender gewählt. »Das ist eine Pension, das Ost-West-Hotel in der Landwehrstraße. In der Gegend warst du doch heut nacht.«
    »Gemeinsam mit Liz«, sagte Fischer. »Ich schicke eine Streife hin.« Dann rief er in der Zentrale der Bereitschaftspolizei an; zwei Streifenpolizisten sollten in der Burgstraße ein Foto der Toten holen und es den Angestellten und Gästen der Pension zeigen. Falls sie die Frau schon einmal gesehen hatten, würden sie vielleicht den Mann beschreiben können, mit dem Nele Schubart im Blue Dragon gewesen war. Das Lokal lag nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt.
    Endlich hatte Fischer Zeit für die Lehrerin Silvia Mangold.
    Der Motor des Mopeds, dessen Fahrer sich am Straßenrand mit einer Frau unterhielt, kam ihm über die Maßen laut vor; aber er konnte auf keinen Fall zurück in sein Geschäft gehen, weil Rita eine Kundin bediente und Evelin im Werkstattbüro eine Armbanduhr reparierte. Er mußte sein Telefongespräch auf dem Bürgersteig fortsetzen, nachdem er drei Stunden vergeblich versucht hatte, seinen Freund zu erreichen.
    »Und wenn deine Freundin was quatscht?« sagte Franz Wohlfahrt ins Handy und hielt sich mit dem Zeigefinger das linke Ohr zu. »Du mußt ihr einschärfen, daß sie diese Wohnung sofort vergessen soll, verstanden?«
    »Sie sagt nichts! Was spinnst denn du?«
    »Da ist doch bestimmt Presse überall! Eine tote Frau auf meinem Garagenplatz! Ich will meine Ruhe! Hast du deiner Gespielin was von meinem Lottogewinn erzählt?«
    »Natürlich nicht. Ich denk doch nicht dauernd an deinen Lottogewinn, ist doch schon ewig her.«
    »Das ist eine ganz blöde Situation für mich.«
    »Das versteh ich, Franz. Wir müssen beide den Mund halten, das hat doch bisher gut geklappt.«
    »Der Kommissar hat mich gefragt, ob noch jemand einen Schlüssel für meine Wohnung hat, ich hab nein gesagt.«
    »Beruhig dich, Franz. Du hast nichts getan, und mich fragt keiner.«
    »Dieses Moped macht mich wahnsinnig!« Er warf einen Blick in sein Geschäft: Die Kundin stand am Fenster und hielt einen Ring gegen das Licht; er winkte ihr zu, und sie schien mit dem Schmuckstück zufrieden zu sein.
    »Ich muß dir was gestehen, Franz.«
    »Bitte nicht.«
    »Wir haben dein Bett beschmutzt. Ich hab die Bettwäsche mitgenommen und in einen Waschsalon gebracht, du kriegst sie natürlich wieder.«
    »Die Bettwäsche ist mir egal! Sonst noch eine Katastrophe? Sag’s mir lieber, man kann nie wissen, womöglich will die Polizei meine Wohnung durchsuchen.«
    »Wieso denn?«
    »Weiß ich doch nicht! Du bist dir also sicher: Du kennst die tote Frau nicht?«
    »Nein.«
    »Warst du unten im Keller?«
    »Was soll ich da?«
    »Wenn das rauskommt mit dem Lottogewinn!« sagte Wohlfahrt und streckte den Mittelfinger in die Luft, als der Mopedfahrer endlich Gas gab und verschwand, während die Frau ihm hinterherwinkte. »Dann bin ich fällig. Und wenn’s ganz dumm läuft, kriegen sie mich wegen Steuerhinterziehung dran. Dieser Kommissar, hoffentlich ruft der nicht beim Finanzamt an…«
    »Dafür hat er keine Zeit, er muß den

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