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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Briefe
     
    Donnerstag, 5 . April 1984, vormittags
    Die Atmosphäre in den Studios
war von Furcht geprägt. Die Mitarbeiter hockten in Gruppen zusammen, als hätten
sie Angst davor, allein zu sein. Als Mr. Pringle vorbeiging, sprach man davon,
daß der Mörder das Bild zerstört habe, aber niemand kannte den Grund. Es war
nur ein geringer Trost, daß sie so verwirrt waren wie er. Die Anzahl der
Polizisten hatte sich vergrößert, ihr Aussehen sich sehr gebessert. Mr. Pringle
staunte — nicht das erste Mal — über die Wirkungskraft der Arzneimittel von Dr.
Collis Browne.
    Artemis sah erschöpft aus. Mr.
Pringle schloß leise die Bürotür und fragte sie, wie es ihr gehe und wie Rupert
sich verhalten habe.
    «Mir geht’s gut. Die verdammten
Bullen haben sich uns noch mal Vorgeknöpft, sind unsere Aussagen durchgegangen.
Und ich hatte kein Alibi für den entsprechenden Zeitraum gestern abend. Die
benehmen sich, als seien sie wirklich wütend auf uns alle. Ich nehme an, man
kann es ihnen eigentlich nicht übelnehmen. Sie sagten, mit mir seien sie jetzt
erst einmal fertig. Es war eine gräßliche Nacht. Rupert wollte nicht einmal
versuchen zu schlafen. Er machte immer weiter, meistens weinend. Außerdem hat
er sich schrecklich verändert.»
    «Wieso verändert?»
    Sie zögerte, ehe sie
antwortete. «Es war die Art, in der er sprach. Er wurde immer westindischer.
Ich habe nie darüber nachgedacht, aber Rupert war immer — wie einer von uns.
Wissen Sie, was ich meine?»
    «Wie ein Weißer?»
    «Es ist häßlich, es so
auszudrücken.» Sie wartete darauf, daß er es zurücknahm. Als er das nicht tat,
räumte sie ein: «Schlimm ist, daß mir auch nichts einfällt, das besser wäre. Er
kam mir ganz abergläubisch vor. Immer wieder murmelte er, es sei ein Urteil,
der Dummkopf.» Sie schloß mit einem Tritt die Schublade ihres Schreibtisches,
um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.
    «Hat er», fragte Mr. Pringle so
taktvoll wie möglich, «überhaupt über den Mord gesprochen?» Das ärgerte sie.
«Ich betrachte ihn als Freund. Ich war nicht dort, um ihn zu bespitzeln.»
    «Verzeihung.»
    Sie beruhigte sich. «Schon gut.
Sie müssen Ihren Job tun, das weiß ich. Ihre Grundrisse vom Regieraum sind
übrigens fertig. Dort drüben. Ich habe für jeden einen gemacht, der dort war,
und ein paar mehr.» Er staunte über Ruperts Kraft, sich zu erholen. Sie machte
ein verärgertes Gesicht.
    «Das war übrigens ich. Rupert
sagte mir, was Sie wünschten. Ich schnappte mir seinen Assistenten, gleich als
ich kam, sagte ihm, es sei eilig, und habe sie kopiert. Der Grundriß ist nicht
ganz akkurat, aber bis auf wenige Zoll genau, soll ich Ihnen sagen. Möchten
Sie, daß ich sie verteile?»
    «Wenn es Ihnen nicht zuviel
Mühe macht?»
    Sie zuckte die Achseln. «Je
früher die ganze verdammte Angelegenheit aufgeklärt ist, desto besser.»
    «Ich bin Ihnen zu Dank
verpflichtet.»
    «Ist Ihnen jetzt endlich klar,
daß Rupert nicht der Mörder ist?»
    Er sagte nichts, und sie
schaute ihn neugierig an. «Wir können doch mit Recht annehmen, daß es ein und
derselbe war, nicht wahr? Laut Rupert haben Sie das gestern abend gesagt.»
    «Ich könnte mich geirrt haben.»
    «Aber es muß eine Verbindung
geben», argumentierte sie. «Sonst ist alles so sinnlos.»
    «Durchaus.»
    «Ich dachte, das würde Sie
erleichtern...» Ihm wurde plötzlich klar, daß sie erleichtert war.
    «Sie dachten, er könnte es
getan haben?»
    «Ich dachte — es war eine
Möglichkeit», sagte Artemis vorsichtig. «Ich habe keinen Grund, so etwas zu
sagen, wissen Sie. Ich habe zu dem Zeitpunkt nichts gesehen, aber Rupert ist
anders als die anderen.»
    Mrs. Bignall empfand ebenfalls
so, fiel ihm ein. Er versuchte sich an einem kleinen Scherz. «Ich glaube, es
ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich ein Alibi verschaffen konnte, aber
wenn dieselbe Person beide Verbrechen verübt hat, dann ist Rupert unschuldig.»
    «Großartig. Haben Sie gewußt,
daß Jack wieder in den Studios ist?»
    «Nein.»
    Sie war wieder die Fröhlichkeit
selbst. «Typisch, wirklich. Sophie hat die Masern, und Penelope hält es nicht
aus, Jack den ganzen Tag über um sich rum zu haben. Sie versuchte, ihn zum
Lagerhaus zurückzuschicken, aber er sagte, dort sei es einsam, deshalb bat er
Dorothy, daß sie ihn heute abend das Programm fahren lasse.
    George ist sehr erleichtert. Er
hatte für heute eine Besichtigung geplant. Jetzt muß er die nicht absagen.»
    Würde Jacks Anwesenheit die
Polizei in

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