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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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fragt sich, ob
die eigene überhaupt richtig war. Die Polizei hilft nicht...» Seine Finger
drohten den Schreiber aus Plastik zu verbiegen. «Ich mußte meine Aussage ein-
oder zweimal ändern. Es ist so schwierig, die Wahrheit zu finden», murmelte er
schließlich.
    «Ich hoffe, Sie fühlen sich
besser?»
    «Wie bitte? Oh, ja. Ein Anflug
von Grippe, glaube ich. Jedenfalls Fieber. Gewöhnlich bekomme ich es, wenn ich
unter zuviel Druck stehe.» Er errötete bei diesem Eingeständnis von Schwäche
und strich sich das Haar aus den Augen. «Ich kann nichts dafür, ich bin nicht
so blasiert wie einige andere. Ich bin nicht über das Londoner Zeitungsviertel
hier eingestiegen, wissen Sie.»
    Mr. Pringle steuerte ihn sanft
wieder zurück. «Es muß ein schreckliches Erlebnis gewesen sein.»
    «Ja, das war es — ein Schock.
Ich fühlte mich an jenem Abend sehr schlecht.» Mr. Pringle nickte und wartete.
    «Wenn man sieht...» Fitz
stockte. Mr. Pringle hielt den Atem an.
    «Ich meinte, ich sah das Ding
aus Christopher herausragen, den Spieker. Ich muß einer der ersten gewesen
sein, der ihn gesehen hat.» Mit all den Leuten zwischen ihm und dem Opfer?
fragte’ sich Mr. Pringle.
    «Als das Licht wieder anging,
blutete Christopher ziemlich stark. Glauben Sie, daß er schon tot war?» Fitz
glänzte von Schweiß, sein Gesicht zuckte. Das Zucken hatte nichts mit der Frage
zu tun, sondern mit dem, was er beinahe ausgeplaudert hätte. Frag mich nicht
danach, gab er zu verstehen. Mr. Pringle stieß einen schwachen Seufzer aus.
«Ich glaube nicht, daß er da schon tot war, nein», sagte er.
    Er regte an, das Formular
durchzugehen, und spürte sofort, wie sich der junge Mann entspannte. Da wußte
Mr. Pringle, daß keine der Antworten auf seine Fragen wichtig war. Fitz wurde
geschwätzig. Mr. Pringle stellte fest, daß seine Aufmerksamkeit litt. Sie
flackerte kurz wieder auf, als er bemerkte, wie gefährlich nahe die Daten von
Fitz’ Heirat und der Geburt des ersten Kindes beieinanderlagen. Das zweite kam
ebenfalls rasch. Fitz errötete wieder, als er bei dieser Zeile angekommen war.
    «Wir dachten, wir könnten
ebensogut eine Familie auf einen Schlag gründen», sagte er verteidigend, als
habe man ihn eines Vergehens beschuldigt. «Allerdings wußten wir damals noch
nicht, was das alles kosten würde.»
    «Wohnen Sie hier schon lange?»
Mr. Pringle glaubte, eine harmlose Frage gestellt zu haben, aber die Welle der
Scharlachrote stieg Fitz bis ins Haar. «Hat sie es schon geschafft, sich über
das Anstreichen zu beschweren, ja?»
    «Nein, eigentlich...» Wie dem
häuslichen Schlachtfeld entfliehen?
    «Wissen Sie, was das ist?» Fitz
schob Mr. Pringle einen Katalog zu. Auf der Vorderseite strahlte ein
engelhaftes Kind und eine lächerlich junge Mutter Mr. Pringle an. Er war
verwirrt. «Ich glaube nicht, daß ich...»
    «Dies ist ein Weg zum Bankrott.
Wissen Sie, wieviel es kostet, ein Baby zu haben? Sogar zwei? Hier, ich zeige
es Ihnen.»
     
     

     
    «Ich habe keine Kinder.» Ein
geheimer Kummer von Renée und ihm.
    «Schätzen Sie sich glücklich!»
Fitz blätterte fieberhaft, er suchte nach Beweisen. «Ich wette, Sie haben
geglaubt, Babies seien hilflose kleine Bündel. Ah, hier haben wir’s. Sehen Sie?
Grundausstattung Babywäsche, 189 Pfund. Und darin ist der Kinderwagen nicht
enthalten. Und wissen Sie, wie lange das bißchen reicht?»
    «Ich habe überhaupt keine
Ahnung.»
    «Sechs Monate.» Fitz wurde vor
Aufregung fast hysterisch. Dann sind sie herausgewachsen. Aber wenn das nächste
kleine Monstrum kommt und Sie glauben, Sie seien sicher, dann bekommen Sie
einen weiteren Schock. Es ist alles abgetragen. Geschrumpft. Verdorben auf
unergründliche Art und Weise. Unmodern. Wie dem auch sei, Sie müssen noch
einmal 150 Pfund lockermachen, um die Grundbedürfnisse des neuen Lebens zu
stillen.»
    «Meine Güte!» Was für ein Glück
hatten er und Renée schließlich doch noch gehabt.
    «Das einzige, was meine beiden
entbehrt haben, waren Gold, Weihrauch und Myrrhe.» Fitz sprach fast
zusammenhanglos. Zorn ließ ihn erbeben. «Und wenn der Laden für Mutter und Kind
diese Sachen auch noch auf Lager gehabt hätte, würden sie die ebenfalls
bekommen haben.» Seine Kräfte verließen ihn. Er sank zurück und ließ die Arme
schlaff an den Seiten des Stuhls herabhängen. Die Adern in seinem mageren
Gesicht pulsierten heftig.
    Einige Augenblicke lang
herrschte Schweigen, weil Mr. Pringle nicht wußte, was er sagen sollte.
    «Ich

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