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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Verlegenheit bringen? In den alten Studios war er zumindest außer
Sichtweite gewesen.
     

     
    «Noch etwas», fügte Artemis
hinzu. «Jack war den ganzen Abend zu Hause. Er fluchte immerzu über das, was es
in der Glotze gab, deshalb hat Penelope Freunde eingeladen, damit er das Ding
ausschaltete. Sie blieben bis nach Mitternacht.»
    Also war Jack am zweiten
Verbrechen unschuldig. Mr. Pringle war erleichtert. Er konnte sein Bild von
Jack nicht mit kaltblütiger Zerstörung in Einklang bringen, aber hatte die
Polizei ein ähnliches Bild? Er gab es auf, darüber nachzudenken. Für ihn
verkürzte sich die Liste der Verdächtigen.
    «Wäre es möglich, heute noch
mit anderen zu sprechen? Angefangen vielleicht mit Hilary? Oder dem
Chefbeleuchter?»
    «Carl ist vermutlich in seinem
Büro.» Artemis wählte eine Nummer. «Planung? Artemis hier. Was macht Hilary
heute? Wann machen sie Mittagspause?» Sie kritzelte etwas auf ihren Notizblock
und legte die Hand auf die Sprechmuschel. «Noch jemand?»
    «Mr. Freddie Walker, falls er
verfügbar ist?»
    Sie dankte der Planung kurz und
legte auf. «Freddie wird in Studio 2 heute morgen beim Umbau sein. Donnerstags
brechen sie Wackel-Willie ab und bauen dafür Ihr ergebenster Diener auf. Das ist die politische Talkshow. Wen möchten Sie zuerst sprechen?»
    «Carl, wenn es geht.» Er hatte
die Gewohnheit des Fernsehens angenommen, Zunamen zu ignorieren.
    «Ja, ich glaube, das ist am
besten», stimmte Artemis zu. «Freddie können Sie immer in der Kantine
erreichen. Hilary mischt den Tag der Entscheidung zwischen Gut und Böse. Die wollen um eins Mittagspause machen. Schauen Sie mal, warum essen Sie nicht
in der Kantine? Zwischen zwölf und zwei treffen Sie dort die meisten Leute an.»
    Hatten womöglich die
Polizeibeamten dort gegessen? Mr. Pringle wollte nicht gern fragen. Artemis
bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen. «Das Essen ist ziemlich mies, und
halten Sie sich vom Gulasch fern, was immer es sonst gibt. Uns ist mal eine
ganze Varietévorstellung ausgefallen, weil die Tänzerinnen das gegessen haben.»
Vielleicht nahm er einen kleinen Salat?
    Jonathan fegte auf einer Welle
des Selbstvertrauens herein. «Ah, Sie sind da, Pringle. Gut, gut. Ich komme
soeben aus dem Büro des Intendanten. Er kann Ihnen fünf Minuten um halb drei gewähren.
Ich versicherte ihm, das würde reichen.»
    Mr. Pringle wollte schon
protestieren, daß es vielleicht nicht reiche, aber Jonathan hatte zu viele
Neuigkeiten, um sich zu zügeln. «Es wird euch beiden schwerfallen zu glauben,
aber als ich vor Malcolms Büro wartete, kam mir die wunderbarste Idee.
Ich habe Malcolm gleich davon erzählt. Es geht um eine fortlaufende Serie, die
zweimal wöchentlich um neunzehn Uhr dreißig ausgestrahlt werden soll.»
    Er wartete auf Gratulationen,
aber es kamen keine, zum Teil weil Mr. Pringle die Bedeutung nicht begriff,
aber vor allem, weil Artemis dies schon so oft gehört hatte.
    «Oh, ja?» Sie klang
gelangweilt.
    «Malcolm war absolut
überwältigt, wie ich sehen konnte. Er sagte mir, ich solle auf der Stelle gehen
und alles aufschreiben, solange es noch frisch in meinem Gedächtnis ist. Hört
zu...» Die Erregung drohte ihn zu ersticken. Er schaute sich geheimnisvoll um,
damit er sich versicherte, daß ihn sonst keiner hören konnte, dann flüsterte
er: «Was haben wir als Nation miteinander gemeinsam?»
    «Abneigung gegen Margaret
Thatcher und gegen Ausländer», antwortete Artemis kühl. «In dieser
Reihenfolge.»
    «Oh, sei doch mal ernst.»
    «Das bin ich.»
    «Wir sind eine Nation von
Tierfreunden, das sind wir.»
    «Oh, Jonathan, nicht noch eine
Tierarztserie, die in Yorkshire spielt, um Gottes willen.»
    «Selbstverständlich nicht. Die
Handlung dreht sich um einen Blindenhund.»
    «Du machst Witze.»
    «Nein, mach ich nicht. Der
Hundebesitzer, übrigens ist er blind...»
    «Das sind sie gewöhnlich.»
    «...ist schwarz. Ich dachte
mir, der Hund könnte ein gelber Labrador sein. Ich nenne die Serie Mein
sehender Freund.
    Mr. Pringle klammerte sich am
Stuhl fest. Er sah, daß es Jonathan mit jedem Wort Ernst war.
    «Dieser Schwarze — der Held,
wenn ihr wollt — hat Schwierigkeiten, einen Job zu finden. Das ist einer der
Handlungsstränge.» Jonathan hatte die Augen geschlossen und schlug sich an die
Stirn und zwang so jeden kreativen Edelstein ans Tageslicht. «Er wohnt bei
seiner Mutter in einer kopfsteingepflasterten Straße in einer Stadt im Norden.
Irgendwo sehe ich eine

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