Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
Vom Netzwerk:
sie anästhesiert ihn.»
    «Es war nicht nur seine
Schuld», beteuerte Jonathan, «man könnte sagen, es war zum Teil zufällig. Aber
ein bißchen idiotisch war er doch.»
    «Was ist passiert?»
    «Wir waren bis zum eigentlichen
Mord gekommen», antwortete Jonathan, «und es wurde etwas hitzig. Jack versuchte
zu beweisen, daß er es unmöglich getan haben konnte, indem er zu Dorothys
Spieker ging und sich dann bemühte, seinen Rückweg vorbei an Carl und Rupert zu
bahnen. Ich muß sagen, ich hielt das für völlig überzeugend. Er ist sehr viel
kleiner als sie, wissen Sie. Er brauchte eine ganze Weile dafür.»
    «Der springende Punkt ist»,
warf Charles ein, «als er es schließlich geschafft hatte, durchzukommen, schlug
er dem Burschen von der Kripo auf Christophers Stuhl direkt zwischen die
Schulterblätter. Der Mann reagierte instinktiv, vermutlich erschreckt durch
Jack mit dem Spieker in der Hand, und schlug zu. Er traf Jack genau in die
Eier. Jack klappte vor Schmerz zusammen, fiel um, schnitt sich, und wieder war
alles voller Blut. Artemis begann zu schreien, sie könne den Anblick ein
zweites Mal nicht ertragen — und Thelma sagte jedem, was sie von der Polizei
halte.»
    «Oha.»
    «Thelma war Marinehelferin
während des Krieges um den Suezkanal», sagte Charles, «wegen ihrer schlechten
Sehkraft hat sie eine ganze Menge von unseren Verbündeten umgebracht.
Vermutlich haben wir deshalb verloren.»
    «Jedenfalls warf die Polizei
dann das Handtuch», seufzte Jonathan. «Sie drohten uns noch eine Rekonstruktion
an, Datum ungewiß. Gott weiß, ob sie es ernst meinen.»
    «Ich brauche einen Drink.» Charles
schaute sie fragend an.
    «Ich habe Penelope versprochen,
Jack heimzubringen, wenn er nicht verhaftet wird. Das tue ich lieber jetzt,
wenn die Krankenschwester ihn zusammengeflickt hat. Sonst kommt er nur hier
rauf und besäuft sich.»
    Charles wartete, bis Jonathan
gegangen war. «Ein kleiner Sherry, nicht wahr?»
    «Danke. Sehr freundlich.» Sie
tranken eine Weile schweigend. Die Bar füllte sich jetzt mit Leuten, die im
Studio für Leichte Unterhaltung arbeiteten. Charles plauderte über die
Sendung, die Temperamente und die Freuden, nicht mit Leuten vom Varieté
zusammenarbeiten zu müssen.
    Schließlich fragte er: «Weshalb
wollten Sie mich sprechen?»
    Mr. Pringle stellte seinen
Sherry hin. «Es wurde angedeutet», sagte er förmlich, «Sie hätten Christopher
Gordon umgebracht.»
    Charles hatte diese Direktheit
nicht erwartet. «Welcher verdammte Lügner hat Ihnen das erzählt? Oh, ich
verstehe.» Er fluchte wütend. «Es war Carl, nicht wahr?»
    Mr. Pringle antwortete nicht,
aber Charles erholte sich schnell. «Ich nehme nicht an, daß er Ihnen gesagt
hat, warum er mich für den Mörder hält? Seine Herumtreiberin von Frau hat er
nicht erwähnt?»
    Mr. Pringle schwieg weiter.
    «Carls Problem ist, daß er
seine zweite Kusine geheiratet hat —sie ist Schwedin, er halb und halb —, und
dies prachtvolle Mädchen langweilt sich wahnsinnig zu Hause, hat nichts zu tun,
außer Hausfrau zu spielen. Also...» Charles schaute Mr. Pringle vielsagend an.
    «Darf ich annehmen, es bestand
ein Verhältnis?»
    Charles’ Mund zuckte. «So etwas
Ähnliches.»
    «Was Carl entdeckte?»
    «Ich denke, sie hat es ihm
gesagt. Sie hält nichts von Geheimnissen, unsere Ingrid.»
    «Sind sie jetzt geschieden?»
    Charles machte ein erstauntes
Gesicht. «Nein, warum auch? Sie wußte, ich war an einer Ehe nicht interessiert.
Und soweit es Ingrid betraf, war es eine leichte Liebelei, nichts so Ernstes
wie die Ehe. Sie hat Carl geheiratet, um Kinder zu bekommen. Bis jetzt hat er
es noch nicht geschafft.» Charles beugte sich vor, um Asche auf eine Untertasse
zu schnippen. «Wie ich schon sagte, sie langweilte sich. Carl ist blöde.
Typisch für ihn, daß er versucht, es mir anzuhängen. Wie hat er angedeutet, ich
sei es gewesen?»
    «Tatsächlich...» Mr. Pringle
schien den Boden seines Glases zu untersuchen. «Ich glaube nicht, Carls Namen
erwähnt zu haben, oder?»
    «Wie bitte?»
    «Darf ich fragen, wo Sie
gestern abend waren? Jonathan hat mehrmals vergeblich versucht, Sie von Jack
Kemps Wohnung aus anzurufen. Ich frage», sagte Mr. Pringle sanft, «weil ich
glaube, das könnte die Polizei auch sehr interessieren. Wenn sie mit den
Ermittlungen für das zweite Verbrechen beginnt.»
    Charles bemühte sich, Ruhe zu
bewahren. Er schluckte seinen Zorn runter und versuchte, Zeit zu gewinnen. «Ich
verstehe, das versuchen Sie also,

Weitere Kostenlose Bücher