Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
dem Mann, der neben ihm saß, etwas erklärt hatte. Zwischen ihnen auf
dem Tisch lag ein grüner Formularblock. Mr. Pringle las die Überschrift: Überstunden
und Spesen.
«Du mußt dich fragen», sagte
Eddie, «welche Bestimmung des Tarifvertrags galt für mich am Vorabend? Nun,
welche Pausen hast du unterbrochen?»
Der Mann sah verwirrt aus.
«Keine, soviel ich weiß.»
«Ach, komm, Kollege.» sagte
Eddie spöttisch. «War das nicht der Abend, als du eine Reifenpanne hattest? Auf
dem Rückweg, nachdem du den Erzbischof von Canterbury interviewt hattest?»
«Na und?»
«Na und!» Die Schmachtlocke
tanzte. «Wie lange hast du gebraucht, um den verdammten Reifen zu wechseln?»
«Das habe ich dir doch gesagt —
es ging ganz schnell, weil ich Glück hatte. Es passierte in der Nähe einer
Werkstatt des Royal Automobile Clubs, der Bursche hat mir geholfen, außerdem
hat ein Lkw-Fahrer angehalten.»
«Du verstehst mich nicht,
Kollege. Angenommen, da wären keine RAC-Werkstatt und kein Lkw-Fahrer gewesen
und du hättest allein zurechtkommen müssen. Wie lange hättest du dann
gebraucht, um nach Haus zu kommen?» Die anderen am Tisch kapierten endlich, um
was es ging, und begannen lautstark mitzureden.
Mr. Pringle hörte ehrfürchtig
zu. Noch nie waren Gott und Mammon so dicht beieinander gewesen. Nachdem der
Kollege die im Lambeth Palace, der Londoner Residenz des Erzbischofs,
verbrachte Zeit neu berechnet hatte («Es muß über eine Stunde gedauert haben,
einen halben Satz von Farbfernsehsendegeräten wieder abzubauen, Kollege.»),
verlängert um die Zeit, die er in mythischer Hilflosigkeit am Straßenrand
gestanden hatte, verwandelte sich der Tag aus Silber in pures Gold. Eddie ließ
nicht locker, bis sie die letzte Zehntelsekunde herausgeschunden hatten. Dann
lehnte er sich zufrieden zurück.
«Was wollten Sie fragen?»
Mr. Pringle war sich nicht mehr
sicher, ob er sich leisten konnte, mit Eddie zu sprechen. Er stellte nur eine
kurze Frage: «Ich möchte wissen, wen sie auf die Möglichkeit eines
Stromausfalls am vergangenen Montag hingewiesen haben?»
«Wegen des Ernstes der Lage»,
begann Eddie tugendhaft, «und damit die Arschlöcher, die uns immer
schikanieren, nicht mit dem Finger auf uns zeigen und sagen können, die
Gewerkschaft hat königliches Leben in Gefahr gebracht —» seine Kollegen nickten
feierlich — «habe ich es jedem erzählt, der es hören wollte.»
«Aber wem genau?»
Er zählte sie an den Fingern
ab. «Jack und Dorothy wegen der Sendung, Carl wegen der Beleuchtung, Rupert und
dem Management. Ich schickte sogar eine Notiz an den Kerl, der die Lieferung
von Saft von Anfang an vermasselt hat. Selbstverständlich half es nichts.
, das ist der Grundsatz des
Managements. Aber so etwas hält man nicht geheim, jedenfalls nicht, wenn man
uns für alles, was hier schief läuft, die Schuld zuschiebt.»
«Sind Sie in die
Nachrichtenredaktion gegangen, als Sie Dorothy den Hinweis gaben? Und hat sonst
noch jemand zugehört?»
«Selbstverständlich ging ich in
die Nachrichtenredaktion. Dorthin geht man doch, um sie zu finden, nicht wahr?
Ich weiß nicht, wer noch zugehört hat. Es waren viele da.» Eddies Geduld war am
Ende. Jenseits des Tisches, am Kantineneingang, kam Bewegung auf. Charles und
Jonathan waren soeben hereingekommen. Mr. Pringle nutzte seine Chance. Hastig
dankte er Eddie und eilte hinüber.
«So schnell fertig?»
«Es war eine komplette und
absolute Farce», verkündete Jonathan. «Und die Polizisten sind Dummköpfe.»
«Bestimmt nicht!»
«Schlimm war», sagte Charles,
«daß man sich nicht auf den genauen Ablauf der Ereignisse einigen konnte.
Jedesmal, wenn wir begannen, steuerte jemand eine andere Version bei. Aber der
wirkliche Aufruhr begann erst, als der Beamte laut aus unseren Aussagen vorlas.
Er versuchte nur, das Durcheinander zu ordnen, aber bis heute abend wußte
keiner von uns, was die anderen gesagt hatten. Zunächst mal hat Fitz das Blaue
vom Himmel heruntergelogen.»
«Das hast du dauernd gesagt»,
bemerkte Jonathan ernst.
«Könnten Sie das erklären?»
«Er hatte die Unverschämtheit
zu behaupten, ich hätte Dorothys Tisch umgeworfen. Ich weiß mit Sicherheit, daß
er es gewesen ist.»
«Trotzdem war es nicht
hilfreich, ihn einen zu nennen», sagte Jonathan.
Charles zuckte die Achseln.
«Wo ist Jack?» fragte Mr.
Pringle.
«Der stupide Kerl ist bei der
Krankenschwester. Ich hoffe,
Weitere Kostenlose Bücher