Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
ihre Anhänger die Schuld tragen.»
(Chromatische Akkorde)
«Mieter unterstellt Bestechung
bei Hauskauf.»
(Ein erregtes Crescendo)
«Und gibt es in den römischen
Bädern noch mehr Bakterien?»
Hilary gab Kamera 1 zur
Aufnahme frei. Vernon Wilkes, der sein ernstes Gesicht aufgesetzt hatte,
starrte sie an. «Hallo, guten Abend.» Sie waren auf Sendung.
Sie waren bereits beim ersten
Bericht.
«Maschine 4 und MAZ 5
bereithalten.»
«...Mann, seit dreißig Jahren
Mieter, behauptete heute in Bath, er sei gezwungen worden, Bestechungsgeld zu
zahlen, um...»
«Video 4 — ab.»
In einem zwei Etagen entfernten
Raum drückte ein Techniker auf den Startknopf. In der Regie rückte der Pfeil
auf der schwarzweißen Uhr vor. Artemis, die es beobachtete, zählte automatisch
rückwärts. «Fünf... vier...»
«Achtung, Off-Sprecher.»
«...das Haus kaufen zu können,
das er seit 1954 bewohnt hat...»
«Null!» Hilary schnitt auf das
Bild.
«Zweisiebenundfünfzig auf Video.
Wir kommen zu den Kurztakes...»
«MAZ 5 — ab. Auf Stichwort —
Stimme Sprecher.»
In der Kabine las der nicht
sichtbare Tom den sorgfältig geprüften Text. «Der Rentner Percy Hodges sagte,
er sei gezwungen worden, den größten Teil der Ersparnisse seines Lebens
auszuhändigen...»
Mr. Pringle wußte, er sollte
sich auf den Mord konzentrieren, aber er konnte den Blick nicht vom Monitor
abwenden. Dies hier war wirklich, und es geschah direkt vor seinen Augen.
Dorothy sagte plötzlich: «Jack, mach eine Aufnahme mit der z.»
«Gib mir eine Aufnahme mit der z auf die 4. Näher. Vernon, wir nehmen die Reaktionen von dir und dem Ratsherrn
auf.»
Ein unmerkliches Nicken. Vernon
Wilkes straffte die Kinnbacken. Neben ihm wurde dem korrupten Beamten
allmählich bewußt, daß er doch nicht eingeladen worden war, um über eine
Partnerschaft zwischen Bath und Bahrain zu diskutieren.
«...dank der Einladung von Mr.
Hodges konnte Bath & Wells Television die Übergabe des
Bestechungsgeldes aufzeichnen...»
«Jetzt!»
«Jetzt die 4.»
Mr. Pringle versuchte sich
vorzustellen, wie Carl, Rupert und Jack sich zwischen Tisch und Rückenlehne des
Stuhls gequetscht haben konnten. Auf dem Monitor versuchte der Gemeindefisch,
der Medienangel zu entkommen.
«Ich muß protestieren — man hat
mich hergelockt unter Vorspiegelung falscher...»
Jonathan stand, wo er auch am
Montag gewesen war. Hinter ihm mußte Markovitch am Ausgang zum Laufsteg
gestanden haben. Er konnte nichts gesehen oder getan haben, die Polizei hatte
recht.
«...bis ich Gelegenheit habe,
meine Anwälte zu konsultieren.»
«Interview in einer Minute
ausblenden...»
«Nein», widersprach Dorothy,
«laß es laufen.»
Auf der anderen Seite des
Regisseurs hatten Thelma, Freddie Walker und Lomax dicht gedrängt hinter Hilary
gestanden. Sie hätte sich nicht rühren können, ohne daß sie sich gegenseitig —
auch in der Dunkelheit — bemerkt hätten. Auch von ihnen konnte keiner der
Verbrecher gewesen sein. Soweit stimmte Mr. Pringle völlig mit der Polizei
überein. Nachdem Hilary und — nach einigem Abwägen — Artemis nicht in Betracht
kamen, mußte der Mörder entweder Jack oder Fitz oder Charles oder Malcolm oder
Rupert oder Carl sein. Und Mr. Pringle beschloß, Rupert auszuschließen.
Jack war plötzlich zornig auf
einen Kameramann. «Nicht auf Zoom, 2, hereinziehen und neu einrahmen. Mach
schon, noch ein bißchen mehr rein.» Das Bild änderte sich nur unwesentlich,
weil der Kameramann faul war. Jack verlor die Geduld. «Ich brauche dich jetzt,
nicht erst nächsten Mittwoch.» Ein scharfer Ruck, ein verschwommenes Bild,
dann, als der Mann den Fokus fand, der tobende Stadtrat in Überlebensgroße.
«Das ist besser. Wir gehen auf
die 2 — und...» Jacks Hand fuhr hoch. Hilary blendete von Kamera 3 auf die 2
über — sie näherten sich dem Höhepunkt.
Niemand von der Maske hätte den
Gemeindeschweiß vertuschen können. Eine Karriere wurde systematisch zerstört.
Allein schon das Zuschauen erfüllte den Tatbestand der Nötigung. Mr. Pringle
senkte den Blick.
«Wenn ich geahnt hätte, daß ich
diesen — diesen verrückten Behauptungen ausgesetzt werde...»
«Die sind fast zwei Minuten
drüber, Dorothy.»
«Gut, das reicht. Schneid ihm
die Kehle durch.»
Mr. Pringle zuckte zusammen.
Auf einem Off-Monitor sah er, wie sich der Studioleiter mit dem Finger über den
Adamsapfel fuhr. Die Geste wurde verstanden. Vernon Wilkes nickte heftig.
«Ich danke Ihnen, Herr
Stadtrat. Danke.
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