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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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mir anzuhängen? Die Zerstörung dieses
idiotischen Gemäldes?»
    «Ich versuche nicht, Ihnen
irgendwas anzuhängen. Im Unterschied zur Polizei glaube ich, daß beide
Versprechen zusammenhängen. Was das andere angeht...» Mr. Pringle kramte in
seiner Tasche nach der ursprünglichen Skizze vom Regieraum, auf die Jack Kreuze
gemacht hatte. «Hier können Sie sehen, wie günstig Sie standen, um nach
Dorothys Spieker zu greifen und sich vorzudrängen, um Christopher Gordon
umzubringen.»
    «Dummes Zeug!»
    «Nein, ich glaube, Sie haben
den Tisch umgestoßen, als Sie sich im Dunkeln nach vorn bewegten, um Ihr Opfer
zu...»
    «Hören Sie!» Charles kreischte
fast, kam wieder zu sich und schaute sich besorgt um, um zu sehen, ob man Notiz
von ihm genommen hatte. «Hören Sie, davon stimmt nichts. Ich schwöre es. Warum
hätte ich den Schweinehund überhaupt umbringen...»
    «Weil er Ihnen mit Entlassung
gedroht hat. Und —» Mr. Pringle schaute ihn durch seine Brille traurig an —
«ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, daß Sie eine neue Beschäftigung
finden würden. Wenn Sie, wie ich denke, aus dem Londoner Zeitungsviertel nach
hier gekommen sind, dann war das wohl sicher kein Aufstieg? Bath
& Wells muß für Sie das Ende Ihrer Karriere darstellen, wenn auch ein
bequemes.»
    «Ich könnte einen Drink
gebrauchen.» Mr. Pringle seufzte und nahm das leere Glas. Da er den Mann des
Mordes beschuldigt hatte, konnte er es kaum ablehnen, ihm einen auszugeben. Das
wäre nicht britisch. Er war ohnehin nicht vollkommen überzeugt, daß er recht
hatte. Aber die Tatsachen mußten berücksichtigt werden, und ihm fiel keine
andere Methode ein, wie er Charles angreifen konnte.
    «Einen dreifachen Wodka.»
Charles erholte sich schnell. «Sagen Sie an der Bar nur, er sei für mich. Die
wissen, was sie noch hineingeben müssen.»
    Mr. Pringle war verblüfft, wie
wenig Wechselgeld er auf fünf Pfund herausbekam. Außerdem paßte ihm die
Atempause nicht, die Charles ihm abgerungen hatte. Der Mann lächelte
tatsächlich, als er nach dem Glas griff.
    «Zum Wohl. Sollen wir die ganze
Angelegenheit noch einmal durchgehen? Ich möchte Ihnen beweisen, daß ich es
nicht getan habe.» Mr. Pringle setzte sich wieder. «Ich habe den Tisch nicht
umgestoßen. Fitz hat das getan.»
    «Woher wissen Sie das?»
    «Einfach, weil ich es nicht
war. Und wie Sie herausbekommen haben, muß es logischerweise einer von uns
gewesen sein. Ich weiß nicht, warum er ihn umgestoßen hat oder was er am Montag
vorhatte, denn ich laufe nicht herum, um Leute des Mordes zu
beschuldigen. Ich habe keine Ahnung, wer es getan hat. Aber ich weiß, wie tief
Fitz in Schulden steckt. Zwar macht das einen Menschen nicht unbedingt zum
Mörder-» Charles hob die Hand, um mögliche Einwände abzuwehren — «aber es kann
ihn zur Verzweiflung bringen. Und wie ich schon sagte, er hat Ärger mit seiner
Frau. Nicht so wie Carl. Fitz’ Frau ist nicht gelangweilt, sie ist eine
Goldgräberin, was schlimmer ist. Sie sieht sich auf dem Weg nach oben, aber
Fitz kann sie nicht rasch genug dort hinbringen. Er wird es übrigens nie
schaffen. Ihm fehlt das nötige Format.» Die tiefliegenden Augen lächelten
boshaft. «Diese Ehe wird nicht mehr lange halten. Und sie wird ihn ausnehmen
für ihren Unterhalt. Ob das einen Mann veranlaßt zu morden, wer weiß?»
    «Aber was wäre der Grund
gewesen? Fitz war doch nicht mit Entlassung gedroht worden?»
    «Nein, aber er hatte um eine
Gehaltserhöhung gebeten. Malcolm hat das letzte Wort bei Gehaltsforderungen der
Redakteure. Christopher hätte ihn überreden können, sie abzulehnen.» Mr.
Pringle erwog diese Idee und verwarf sie. Charles ließ einen Versuchsballon
steigen, er spielte mit ihm. Er hätte seine Fakten vor diesem Gespräch ordnen
sollen. Es war unklug gewesen, einen Mann wie ihn ohne Vorbereitung
anzugreifen. Er machte einen letzten Versuch: «Werden Sie mir sagen, wo Sie
gestern abend waren? Wenn Sie eine zufriedenstellende Erklärung hätten, würde
es mich überzeugen, daß Sie für die beiden Verbrechen nicht in Frage kommen.»
    «Tut mir leid, alter Freund.»
Charles lächelte jetzt breit, weil er gewonnen hatte. «Wenn die Polizei fragt,
würde ich es vielleicht sagen. Aber jetzt?» Er schwenkte sein Glas, immer noch
halb voll. «Haben Sie sonst noch eine Frage? Schließlich haben Sie diese Runde
ausgegeben.»
    Sein Zorn brachte Mr. Pringle
wieder auf Touren. «Ja, Sie könnten mir erzählen, wie es hier in alten Zeiten
war.

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