Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
viel
wohlhabenderen Haus sprach jemand ruhig und knapp ins Telefon. «Rufe mich nie
wieder unter dieser Nummer an — und mach dir keine Sorgen. Es kommt alles in
Ordnung.»
Die Aussicht vom hochgelegenen
Büro aus war immer noch spektakulär. Die Laternen entlang der Lansdown Road
ließen das Licht aufsteigen wie Edelsteine. Ein Mann machte seine Zigarette
aus. «Du hast es getan, nicht wahr?»
«Wie kommst du denn darauf?»
«Das Bild — es war sinnlos, es
zu zerstören.»
Als sie in den Wagen stiegen,
fragte Mr. Pringle: «Macht es dir etwas aus, wenn wir vorher noch einen Besuch
machen?»
«Wenn wir nicht zu Florence
müssen, ist es mir egal, wohin wir fahren.»
«Du mußt mir beim Abendessen
alles darüber berichten. Ich möchte Rupert Asante besuchen. Diese Sache hat ihn
schwer angeschlagen.»
«Arme Seele, das überrascht
mich nicht. Mir ginge es ähnlich, wenn jemand diesen kleinen Wagen beschädigen
würde, aber ich könnte mir wenigstens einen neuen kaufen.» Sie streckte die
Hand aus, um seine Tür zu entriegeln. «Kann er das gleiche noch einmal malen?»
«Ich fürchte, ich bin nicht
Künstler genug, um das zu beurteilen», antwortete Mr. Pringle bescheiden, «aber
er ist tief verletzt. Es ist, als habe er seinen ganzen Stolz verloren.»
Sie nickte verständnisvoll.
«Vermutlich hat er all seine Hoffnungen damit verbunden, weißt du.» Bevor sie
den Zündschlüssel drehte, fragte sie: «Kannst du mir sagen, wie es gelaufen
ist?» Sie bezog sich auf die Rekonstruktion.
«Ich durfte nicht bleiben.» Er
sagte ihr nicht, daß alles in Tränen geendet hatte.
Sie machte «ts-ts». «Als ob die
Polizei nicht will, daß du herausfindest, wer es getan hat», sagte sie. Er
fürchtete, sie könnte recht haben.
Niemand meldete sich über die Gegensprechanlage,
aber die Haustür war nicht verschlossen. Sie gingen nach oben. Mr. Pringle
klopfte an die Tür. Wieder keine Antwort. «Vielleicht ist er noch nicht
zurück?»
«Vielleicht.» Er klopfte noch
einmal.
«Du könntest ja noch durchs
Schlüsselloch rufen.» Das war nicht Mr. Pringles Stil. Er drückte
auf die Klinke. Die Tür öffnete sich. Drinnen war es dunkel, und er zögerte.
«Seltsam, es so
zurückzulassen», sagte sie. «Jedermann hätte hineingehen können.» Mr. Pringle
rief behutsam: «Ist jemand da? Ich bin’s, Pringle.» Mavis, die kühner war, fand
den Schalter und machte das Licht an.
Vom Korridor aus schauten sie
in den dahinter liegenden Wohnraum. Mr. Pringle schien, als habe sich nichts
verändert. Auf dem Büffet stand immer noch eine leere Flasche, auf dem Eßtisch
waren einige Schüsseln, und überall roch es muffig. Stühle standen verstreut,
Kleidung und Schuhe lagen, wohin Rupert sie geworfen hatte. Mrs. Bignall war
enttäuscht. «Für mich sieht es nicht opulent aus. Ein gründliches Aufräumen wäre
mal nötig.» Sie schnüffelte. «Und wenn er nicht bald etwas gegen den Gestank
unternimmt, könnte er am Ende noch Ungeziefer bekommen.»
Mr. Pringle wagte sich ein
bißchen weiter hinein. «Anscheinend ist er nicht hier.» Da war ein schwaches
Geräusch. Er schaute nach oben. Auf der oberen Etage schenkte Rupert sich auf
einem der Sofas einen neuen Drink ein.
«Asante, mein Bester, ich
entschuldige mich.» Mr. Pringle war aufgeregt. «Die Tür war nicht verschlossen,
deshalb nahmen wir uns die Freiheit...» Seine Worte schwanden dahin.
Rupert drohte mit dem Finger.
«Nicht Asante, nie wieder. Es war göttliche Rache, weil ich diesen Namen
benutzt habe.»
Mr. Pringle erinnerte sich, was
Artemis gesagt hatte. Es war ein Schwarzer, der diesmal sprach. «Wie bitte?»
«Keine irrigen Behauptungen
mehr, das hat mir der Boss-Mensch gesagt. Er nannte mich einen Schwindler>.» Rupert sprach mit trunkener Sorgfalt, formulierte jede Silbe
einzeln.
Mr. Pringle sagte langsam: «Ich
verstehe nicht.»
«Weil ich ging und ihm meinen
richtigen Namen nannte, wissen Sie. — wie weiß. Es ist ein Witz,
stimmt. Rupert White.» Er spuckte den Namen aus, als beleidige er ihn.
«Ironisch ist es auch, nicht wahr? Denn das bin ich — halb und halb. Halb
schwarz, halb weiß!»
«Was zum Teufel spielt das für
eine Rolle?» Ruperts Selbstmitleid regte Mr. Pringle auf. «Sie sind ein
Künstler, ganz gleich, wie Sie heißen.»
Wieder schüttelte Rupert den
Kopf. Er verschüttete etwas vom Drink auf das helle Leder. «Auch kein Künstler,
Freund. Das sagt der Boss-Mensch.»
«Welcher Boss-Mensch? Von wem
sprechen
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