Ihr Auftritt, Mr. Pringle!
Leider haben wir nicht mehr Zeit, um...»
«Zweiter Bericht, Vernon. Aber
schnell, wenn’s geht.»
Vernon wirbelte herum auf
Kamera 1 zu einer Großaufnahme und sagte:
«Und jetzt — Rowdytum im
Fußballstadion.»
Mr. Pringle versuchte zum
x-tenmal, seine Gedanken wieder auf den Mord zu lenken, als aus dem Studio
unten ein qualvoller Schrei ertönte. Auf dem Sendemonitor bewegten sich
stämmige Männer in Sportkluft in Trainingsroutine.
Mr. Pringle hörte, daß dort
unten Faustschläge ausgeteilt wurden.
«Jack!» rief der Studioleiter
flehend. «Dieser Verrückte läuft Amok.» Umgeworfene Möbel krachten. Jack stieß
einen Seufzer aus. «Zeig’s mir!»
Kamera 2, bewegte sich
schneller als bisher an diesem Tag und benutzte den verbotenen Zoom, um das
Studio zu zeigen. Alles wurde klar. Der Stadtrat wollte sich rächen. Er
benutzte seinen Plastikstuhl, um die Einrichtung zu zertrümmern. Pflastersteine
zerbrachen auf dem kostbaren Regency-Parkett.
«Ich bringe euch um, ihr
Journalistenschweine!»
«Bringt ihn rauf», sagte Jack
mürrisch. «Es könnte der Öffentlichkeit die Kosten einer Hinrichtung ersparen.»
Vernon kreischte, als ein Wurfgeschoß vorbeiflog. «Dann holt eben den
Sicherheitsdienst», befahl Jack überdrüssig, «und ruft einen Krankenwagen, bis
der hier ist, haben wir genug Schwerverletzte.»
«Dreißig bis zum Ende des
Films», mahnte Artemis. «Dreißig Sekunden.»
Mr. Pringles Handflächen waren
feucht, aber niemand sonst war aufgeregt. Sie hatten das alle schon oft genug
erlebt.
Während der Unterbrechung für
die Werbung wurde Mr. Pringle sehr nachdenklich. Fünfzehn Minuten der Sendung
waren vergangen, ohne daß er es bemerkt hatte. Während dieser Zeit hätte er
nicht mit Sicherheit die Bewegungen von irgendeinem in der Regie beschreiben
können. Seine Aufmerksamkeit hatte ganz den Monitoren gegolten. Malcolm war
hereingekommen, ohne daß er es gemerkt hatte, und schrie Dorothy aus
irgendeinem Grund an. «Warum schenken Sie dem soviel Bedeutung? Sie haben es
nicht mehr im Griff.» Dorothy sagte nichts.
«Sie haben das Programm nicht
mehr im Griff», wiederholte er.
«Ende der Werbung in fünfzehn —
in fünfzehn Sekunden.»
Der Stadtrat war mit hängendem
Kopf rausgeschoben worden. An seine Stelle trat ein Mann vom
Gesundheitsministerium. Kameramänner setzten Brillen auf und suchten in
Schüsseln mit Wasser aus den römischen Bädern nach Bakterien.
Die Angestellten sprachen von
einem «Wirrwarr», und Mr. Pringle glaubte es ihnen gern. Während des ersten
Teils hatte er den Blick kaum von den Monitoren abwenden können. Wie schwierig
mußte es dann erst sein, nachzuvollziehen, was im Dunkeln geschehen war? Gern
hätte er auf der Redakteursbank gesessen, um zu sehen, was Fitz wahrgenommen
hatte. Heute abend saß ein anderer junger Mann dort und schaute aufmerksam zu,
wie Vernon die von ihm vorher geschriebenen Worte verlas.
Die Gefahren von Typhus kamen
und gingen. Es folgte eine Diskussion über ein neues Freizeit-Center. Das Ende
der Sendung war in Sicht.
«Scheinwerfer vorabblenden»,
rief Artemis. Das Licht im Studio wurde schwach, so daß nur noch Umrisse zu
erkennen waren, der Abspann rollte durch, ohne zu haken, und Mr. Pringle war
bereit, der Rekonstruktion zuzuschauen. Aber er hatte Pech. Eine offizielle
Hand ergriff seine Schulter.
«Raus!»
«Wie bitte?»
Der Beamte schob ihn auf den
Laufsteg. «Nur wer am Montag abend im Regieraum war, darf bleiben.» Mr. Pringle
durfte also doch nicht dabeisein.
Die Nachrichtenredaktion war
menschenleer. Ihm fiel ein, daß er telefonieren wollte. Er suchte in seinem
Notizbuch nach Hilarys Zunamen und rief die Auskunft an. Ihre Mutter nahm ab.
Ihre Stimme klang kalt. Sie wurde noch eisiger, als Mr. Pringle den Grund des
Anrufs erklärte. Schließlich willigte sie ein, ihn am nächsten Morgen zu treffen.
Einen Mord zu rekonstruieren
dürfte wesentlich länger dauern als das ursprüngliche Ereignis. Mr. Pringle
beschloß, in der Bar auf Charles zu warten. Diesmal war es dort und in der
Kantine ruhig. Nur ein Tisch war dicht besetzt. Mr. Pringle erkannte am
schmalen Ende Eddie. Ihm fiel eine Frage ein, die er Eddie stellen wollte.
Eddies Miene blickte ernst
drein. «Oh, Sie sind’s. Sie konnten ja nicht wissen, daß wir eine Pause
machen.»
«Nein, tut mir leid, daß ich
sie unterbrochen habe.»
«Schon gut. Wir machen einfach
fünf Minuten länger. Nehmen Sie Platz.» Mr. Pringle setzte sich und wartete,
bis Eddie
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