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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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noch ein Mann, der Mr. Pringle vage bekannt vorkam. Die Polizei
hatte Jack offensichtlich freigelassen.
    «Was stimmt hier nicht?» fragte
Mr. Pringle verblüfft. «Was ist los?»
    Jonathan erzählte es ihm. Er
hatte sein gesundes, sonnengebräuntes Aussehen verloren. Er sah so alt wie Jack
aus. «Die Polizisten sind noch im Studio und tun, was zu tun ist. Sie haben die
Leiche fortgeschafft. Es ist absolut gräßlich. Auf diesem Laden liegt ein
Fluch. Die sagen, sie habe es selbst getan. Diesmal war es definitiv
Selbstmord.»
    «Aber warum hat sie es getan?»
schluchzte Jack. «Ich kannte Dorothy seit mehr als zwanzig Jahren — warum hat
sie sich umgebracht? Wir mochten sie alle sehr. Sie war gut in ihrer Arbeit —
es war nicht unseretwegen, nicht wahr?» Er sah sie kläglich an. «Wir haben ihr
das Leben nicht so entsetzlich schwergemacht, oder? Ich weiß, ich trinke
manchmal etwas zuviel, aber ich habe ihr noch nie eine Sendung versaut.» Er
flehte sie an, die Schuld von ihm zu nehmen. «Es war nicht meine Schuld, nicht
wahr?»
    Mr. Pringle war totenbleich.
«Ich hätte früher kommen sollen, aber ich habe soeben erst herausgefunden...»
    «Es war Selbstmord», sagte
Jonathan beharrlich. «Die Polizei sagte das gleich, nachdem sie sie untersucht
hatte. Die kann das offenbar erkennen.» Der Mann neben ihm hüstelte. Jonathan
fiel ein, daß der Mann hier war. «Oh, ja, Pringle, dies ist Freddie Walker. Er
war bei dem Umbautrupp, als man sie fand. Er dachte, es sei besser, wenn er es
Ihnen selbst erzählt.»
    Mr. Pringle gab ihm die Hand.
Der ehemalige Soldat stand kerzengerade. «Ich dachte, es interessiert sie, was
passiert ist. Ist ja ein Teil der Ermittlungen, sozusagen.»
    «Richtig.»
    «Sie hat sich am Laufsteg
festgebunden und über das Geländer fallen lassen.» Er senkte die Stimme. «Sie
machte es nicht sehr ordentlich. Sie erwies sich keinen Gefallen, aber sie war
schwer. Es mag schnell vorbei gewesen sein.»
    Mrs. Bignall ergriff Mr.
Pringles Arm.
    «Ihre Krücken lagen noch auf
dem Steg. Sie hat sie benutzt, um sich auf das Geländer zu stemmen, denke ich.
Ihre Handtasche lag auch dort. Sie trug sie immer, angehakt an eine der
Krücken. Vielleicht ist Ihnen das aufgefallen.»
    Mr. Pringle schüttelte den
Kopf.
    «Die Polizei hat
selbstverständlich alles an sich genommen. Und der Mann, der die Aufsicht
führte, hat noch etwas gefunden. Es war eine Nachricht. Malcolm hat einen Blick
darauf geworfen, bevor er sie der Polizei gab. Er sagte, sie deutete an, wie
verstört sie über Christophers Tod gewesen sei. Sie fühlte sich wie eine
Mutter, die ihren einzigen Sohn verloren hat. Ihre Krankheit muß sie aus dem
geistigen Gleichgewicht gebracht haben. Die Polizei sagte, es sei Selbstmord
gewesen, und wie ich es gesehen habe, gibt es gar keine andere Möglichkeit.»
    «Oh, daran zweifle ich nicht»,
sagte Mr. Pringle beinahe geistesabwesend, «aber sie war seine Mutter.
Das heißt, wenn einer ihrer Namen Ellis war.» Sie staunten ihn an.
    «Wie bitte?» fragte Jonathan
blöde.
    «Dorothy Ellis Hammond», sagte
Jack. «Sie nannte sich Dorothy E. Hammond, wenn sie Anerkennung genoß.»
    «Das Komische ist, daß beide
Frauen diesen Namen trugen.» Sie starrten ihn immer noch an, und er sagte
ungeduldig: «Malcolms Schwester hieß ebenfalls Dorothy, stimmt’s?»
    «Ich glaube, ja», sagte Jack
stirnrunzelnd, «aber sie ist tot. Sie kam bei einem Flugzeugunglück ums Leben.
Was hat sie damit zu tun?»
    «Ist Malcolm Gordon noch im
Haus?» Mr. Pringle ging in Richtung Aufzug.
    «Ja, aber Sie können ihn nicht
sprechen. Fitz hatte eine Verabredung. Er ist noch nicht zurückgekommen. Seine
Frau wartet in der Kantine auf ihn.» Mr. Pringle drückte verzweifelt auf den
Fahrstuhlknopf. «Möchten Sie nicht wissen, wen die Polizei jetzt verhört?
Nachdem sie Jack gesagt hatten, daß er gehen könne, holten sie Carl...»
    Die Fahrstuhltür öffnete sich.
Mr. Pringle ging schnell hinein. «Carl hat es nicht getan», rief er. «Ich komme
bald zurück.»
    Er wußte, er hätte nicht so
hastig sein sollen. Sein Herz klopfte, sein Kopf schmerzte wieder. Er konnte
nicht mehr klar denken. Er hatte nur noch Fitz im Sinn. Der junge Mann war also
endlich aus seinem Versteck gekommen und hatte einen Entschluß gefaßt — was
nur? Erpressung? Das war das einzige, was noch übrigblieb.
    Er kam in die oberste Etage und
eilte an den leeren Büros des Managements vorbei. Der Leichenschmaus war zu
Ende. Schmutzige Teller und Gläser

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