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Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Ihr Auftritt, Mr. Pringle!

Titel: Ihr Auftritt, Mr. Pringle! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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dachte, Christopher
Gordon war unpopulär?»
    «Mein Lieber, was hat denn das
damit zu tun? Alle werden dort sein — das Fernsehen überträgt! Außerdem —»
Ashley senkte die Stimme — «wollen wir alle seinen Abgang erleben.» Er wandte
sich an Mrs. Bignall: «Ich ziehe Einäscherungen vor, Sie auch? So weiß man, daß
sie wirklich gegangen sind. Und bei Christopher wollen wir uns doch sicher
sein.»
    Drei Busse standen da. Immer
wieder wurde die Zahl der zu befördernden Personen geprüft, aber schließlich
fuhren sie ab. Mr. Pringle hatte nicht den Mut, sich umzusehen, um
festzustellen, ob der Mörder im Bus war. Er fand es beunruhigend zu sehen, wie
viele auf der Straße ihre Abfahrt beobachteten. Am Krematorium war es noch
schlimmer. Eine große Menschenmenge hatte sich versammelt. Ü-Wagen-Kameras
waren in Position. Bath & Wells zog das letzte Krümelchen an Drama aus
dem Ableben seines am wenigsten geliebten Sohnes heraus.
    Desmond wartete auf den Stufen.
Ashley grüßte ihn: «Freunde der Braut!»
    «In der dritten Reihe», sagte
Desmond. Mr. Pringle zuckte zurück, aber Ashley und Mrs. Bignall schoben ihn
vorwärts.
    «Gehen Sie», drängte Ashley.
«Wenn er hinter den kleinen Vorhängen verschwindet, haben Sie den besten Platz,
sich umzudrehen, um zu sehen, wer ein schuldiges Gesicht macht.»
    Als Ashley in der
Kirchenstuhlreihe ankam, sank er zu einem inbrünstigen Gebet auf die Knie.
«Hallo, Gott, hier ist dein Freund Ashley...» Barmherzigerweise war der Rest
Schweigen. Mr. Pringle begann erst zu beten, nachdem er festgestellt hatte, wer
in der Reihe hinter ihm war. Im allgemeinen war es mit seiner Zuversicht in den
Allmächtigen nicht weit her. Als Jonathan ihm unerwartet auf den Rücken
klopfte, bemühte er sich, nicht aufzuschreien.
    «Was ist im Lagerhaus passiert,
Pringle?»
    «Ich habe Rupert gesucht.»
    «Scheiß auf Rupert. Sie sollten
sich um Jack kümmern.»
    «Was für eine Sprache!» tadelte
Mrs. Bignall. «Wir sind hier in einem Gotteshaus.»
    «Man glaubt kaum, was für einen
schlechten Geschmack er hat...» Ashley hatte seine Andacht beendet und
betrachtete die Architektur. «Wenn ich dran bin, würde ich etwas mehr Gotik
vorziehen. Notiere dir das, Desmond. Und viel Weihrauch, falls ich Knoblauch
gegessen habe.» Er starrte unbekümmert auf die Menschenansammlung. «Ein volles
Haus, was habe ich gesagt.» Der Organist begann sein Requiem mit einer
Improvisation. «Ich liebe Beisetzungen», seufzte Ashley. «Sie geben einem die
Möglichkeit zu einem anständigen Singsang und danach zu einem Umtrunk. Sind Sie
eingeladen worden, Herzchen?»
    «Zu was?»
    «Selbstverständlich zur Party.
Drüben in der Charlotte Street.»
    Ashley hatte die Augen wieder
einmal zu weit aufgerissen. Der silberne Lidschatten bekam Streifen. «Oh, da
hast du einen Fehler gemacht, Jonathan. Stell dir vor, Mr. G. B. H. ist nicht
dabei!» Jonathan machte ein mürrisches Gesicht. «Hier!» sagte Ashley. «Die
haben dich doch nicht etwa auch ausgelassen? Nicht den großen J.P.P.?»
    Mr. Pringle schaute sich
fragend um.
    «Wenn die beschließen, mich
nach dreißig Jahren beim Fernsehen nicht einzuladen», sagte Jonathan hitzig,
«dann kann ich nicht einsehen, warum ein völlig Fremder wie Pringle dabeisein
sollte.»
    «Was ist das für ein, äh,
Ereignis?» fragte er.
    «Eine Party. Ein
Leichenschmaus. Wie immer Sie es nennen wollen. Drüben in den neuen Studios.
Nur auf Einladung. Das Management hat dafür gesorgt — und die fahren bestimmt
nicht nur Schinken auf. Alles nur vom Besten, wie ich gehört habe. Alle vom
Management gehen selbstverständlich hin. Und alle von der Wirtschaftsprüfung.
Die haben gute Weine im Wert von mehr als tausend Pfund eingekauft — und keiner
von denen hat ihn gekannt.» Entrüstung brachte Ashleys Stimme in gefährliche
Höhen. «Tausend Pfund! Meine Freunde würden mich nicht mit vin ordinaire von
Sainsbury verabschieden.»
    Es ertönte ein vielfaches
«Pst!». Und hinten intonierte eine Stimme: «Denn wir haben nichts in diese Welt
mitgebracht, und es ist gewiß, daß wir nichts aus ihr hinaustragen...»
    «Er hätte sagen sollen, wer es
getan hat, dieser Christopher», murmelte Ashley. «Mit seinem letzten Atemzug.
Es ist unfair, uns zu verlassen, ohne daß wir etwas wissen.» Die dichten Reihen
erhoben sich. Ashleys Gesicht nahm einen frommen Ausdruck an.
    «Der Mensch, von der Frau
geboren, hat nur eine kurze Zeit zu leben...»
    «Ein wunderschönes Manuskript.
Wer das

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