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Ihr Kriegt Mich Nicht!

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Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht! Kostenlos Bücher Online Lesen
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Oskar.
    Die Pausenglocke läutete. Pi ließ Miks Ohrläppchen los, zog ihren Handschuh an und lief davon.
    »Bilde dir bloß nichts ein«, sagte Filip. »Sie hält dich bloß als Haustier.«
    Mik bekam wieder Luft und dachte: Ich bin gern ihr Haustier, gern ihr was auch immer.
     
    Es war spät. Sowohl Bengt als auch Bertil waren zur letzten Nachttopfrunde des Abends draußen gewesen. Mik nahm ein Blatt Papier und schrieb ganz oben hin: WUNSCHLISTE. Das Licht war gelöscht, er saß in der blauen Dunkelheit. Mik sah das Wort an und biss auf den Stift. Er malte in die eine untere Ecke ein paar Schnörkel, hob den Blick und sah zum Fenster hinaus. Die Sperbereule saß im Baum, das Polarlicht flatterte. Der Sonnenwind strich über das Magnetfeld. Magische Vorhänge in den unglaublichsten Farben zogen über den Himmel.
    Mik saß lange vor dem Blatt Papier, ohne etwas schreiben zu können. Was wünschte er sich? Die Sperbereule ruckelte ein bisschen mit den Flügeln, putzte sich mit dem Schnabel das Gefieder und flog schließlich über die Häuser der Brüder Selström davon. Mik setzte den Stift aufs Papier und schrieb.
    Aber wem sollte er die Liste geben?
    Dem Weihnachtsmann vielleicht?
    Gott?
    Oder Tengil?
    Er sah wieder zum Fenster hinaus. Der Sonnensturm war vorübergezogen.Die Sterne leuchteten hinter dünnen, dunstigen Wolken.
    Die Treppe knarrte. Lena brachte Milch und Brote. Sie stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab.
    »Hab gehört, dass du wach bist. Machst du im Dunkeln deine Hausaufgaben?«
    »Nein«, sagte Mik und legte die Hände übers Papier.
    »Schreibst du einen Brief?«
    »Nein.«
    Lena beugte sich über den Schreibtisch und sah die großen Buchstaben der Überschrift.
    »Aha. Eine Wunschliste. Für Weihnachten?«
    »Vielleicht.«
    »Spannend«, sagte Lena und grapschte nach dem Blatt.
    »Nicht«, sagte Mik und hielt es fest.
    »Wenn es eine Wunschliste ist, muss ich sie doch lesen dürfen. Du bleibst ja über Weihnachten hier, also bin ich diejenige, die mit dem Weihnachtsmann redet.«
    Sie lächelte. Mik nahm die Hände vom Papier, und Lena las:
    »Dass Papa nicht mehr trinkt.«
    Sie schwieg und wusste nicht, was sie sagen sollte. Die Treppe knarrte. Das hätte sie eigentlich nicht tun sollen, es kam nämlich niemand.
MUT UND ANGST
    Die Weihnachtsferien hatten angefangen. Mik saß beim Frühstück und sah zum Fenster hinaus. Es schneite so heftig, dass man die Häuser der Brüder Selström kaum noch erkennen konnte.
    Ein gelber Schneepflug donnerte mit blinkenden orangenenLichtern draußen auf der Straße vorbei. Lena heizte den Kachelofen, legte mehrere Stapel Bücher hinein.
    »Heute gibt’s Tantenkitsch.«
    »Tantenkitsch?«
    »Kitschige Bücher für Tanten.«
    »Klingt nicht besonders gut.«
    Mik hatte es eilig und schlang seine Brote hastig hinunter. Er war mit Pi, Oskar und Filip an der Katzenfabrik verabredet. Marias Katze würde gefunden werden, der Finderlohn war von hundert auf zweihundert Kronen erhöht worden.
    »Also«, sagte Lena und schloss die Klappen des Kachelofens. »Die haben gestern angerufen und gesagt, du sollst in der zweiten Woche nach Neujahr nach Hause.«
    »Nach Hause?«, sagte Mik mit vollem Mund.
    »Ja, in der zweiten Woche. Wenn die Schule anfängt.«
    »Wer die ?«
    »Na, diese Sozialtante.«
    »Die Papageienfrau?«
    »Sie sagte, dass …«
    »Ich will nicht nach Hause«, unterbrach Mik sie. »Ich will hierbleiben.«
    Lena füllte den Kaffeekessel mit Wasser und stellte ihn auf den Herd.
    »Von mir aus darfst du gern bleiben.«
    »Dann bleib ich.«
    Lena löffelte gemahlenen Kaffee in den Kessel.
    »Das wird wahrscheinlich nicht so einfach sein, aber …«
    »Ich bleibe«, sagte Mik und räumte den Tisch ab.
    Er zog sich schnell an. Mütze, Fausthandschuhe, Stiefel, Thermohose und die riesige rote Daunenjacke. Angezogen, dass man ihn auf der ständigen Schattenseite des Mondes aussetzenkonnte. Angezogen, dass er die nächste Eiszeit überleben konnte. Angezogen, um in einem Dorf, das Selet hieß wie der See, an dem es lag, vor die Tür gehen zu können.
    »Wohin gehst du?«, fragte Lena.
    Mik zögerte, die Hand auf dem Türgriff.
    »Wir haben so eine Geschäftsidee.«
    »Spannend. Und die wäre?«
    »Wir finden Sachen.«
    »Was zum Beispiel?«
    »Katzen.«
    »Gute Idee«, sagte Lena. »Katzenfinder, die sind hier wirklich nötig. Sämtliche Katzen im Dorf scheinen ja entlaufen zu sein. Gestern ist die von Åkerlunds verschwunden. Die jüngste Tochter ist völlig

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